Hallo Stefan,
warum ich so gegen manche Forderungen wettere ist ganz einfach. Die Aussagen haben einen theoretischen Ansatz, der sicherlich richtig ist, aber die Annahmen sind in der Praxis einfach nicht zutreffend.
Beispiel :
Ich habe ein Hochleistungsdachentwässerungssystem (-->
Regenwasserleitung) in meinem Betrieb installiert. Dieses Rohrsystem arbeitet bei größerer Regenspende mit Rohrvollfüllung. Beim Rohrsystem handelt es sich um
Stahlabflußrohr, dass ohne
Dämmung verlegt ist. Nachdem die Rohrleitungen nicht durch irgendwelche Räume laufen, an denen
Tauwasser Schaden anrichten kann, hab ich darauf verzichtet eine Schwitzwasserdämmung anzubringen um zu sehen, wie stark schwitzen die Leitungen wirklich.
Unter meinen Betriebsbedingungen habe ich doch tatsächlich 2 bis 3 mal im Jahr eine Tropfwasserspur, auf der ich am Fußboden den Leitungsverlauf unter der Decke verfolgen kann. Öfter kann ich das nicht feststellen, Praxiswert seit 1994 bis heute.
Was will ich nun damit sagen.
1. Die theoretische Annahme ist richtig. Es kommt zur Schwitzwasserbildung.
2. Die Rohrleitung sollte gedämmt werden
3. Die tatsächliche
Taupunktunterschreitung tritt an wenigen Tagen auf
4. Die anfallenden
Wassermengen sind äusserst gering.
Nun komme ich aber nicht auf die Idee, eine Schwitzwasserdämmung auf Grund der an dieser Anlage gemachten Praxiserfahrung in Frage zu stellen.
Nur über den zu betreibenden Aufwand mit thermischer Entkopplung, Abdämmen mit diffusionsdichtem Dämmmaterial wie Armaflex plus einer Lage alukaschierter
Glaswolle und PVC-Ummantelung da wage ich die Frage wird da nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen ??
Ich bin mir sicher, an meiner Anlage genügt eine Lage Misselfix und das Tropfwasser wäre weg. Sollte ich wegen der paar Tropfen thermische Entkopplung betreiben ?? Eine ganz normale, hundsgewöhnliche alukaschierte Glaswolle würde den Zweck 100 % genauso erfüllen.
Dasselbe gilt für die angeführten
Kaltwasserleitungen, thermische Entkopplung plus zusätzliche Maßnahmen sind die vorgenannten Kanonen für die Spatzen. Ich habe schon hunderte von
Eigentumswohnungen installiert und auch genügend Anlagen betreten. Bei keiner Anlage - egal ob von mir oder einem meiner Kollegen installiert - war bisher Schwitzwasser festzustellen, sofern die *normal übliche*
Wärmedämmung an den Verteilleitungen angebracht war.
Denke mal das ganze sollte man schon unter dem Gesichtspunkt *Verhältnissmäßigkeit der Mittel* betrachten.
Die Hintergründe warum die Forderung gemacht wurde, kenne ich auch nicht.
Was aber immer aussen vor bleibt, ist das Wissen um den Aufwand, den solche zusätzliche Forderungen machen. Normalerweise hat ein Verarbeiter z.B. Rohrschellen Durchmesser 108-112 mm am Lager. Die passen für alle gängigen Abfußrohre. Nun kommt die Forderung *Thermische Entkopplung*, 19 mm stark. Du brauchst nicht blos die Entkopplungsteile sondern auch neue Rohrschellen Durchmesser 150 mm und die passen dann für nichts anderes mehr. Dumm gelaufen, Problem des Verarbeiters ;-))
Wenn die
Ausschreibung gut gewesen wäre, dann wäre die passende Dämmung ebenfalls mit ausgeschrieben gewesen, mit Fabrikatsvorgabe, und die Rückfrage wäre im Keim erstickt gewesen.
Ich habe auch nichts gegen *hohe Anforderungen* in speziellen Fällen, ich gehöre sogar zu denen die sie erfüllen.
Ob das Hilfeschreie sind, keine Ahnung, aber dass in der Zwischenzeit 80% der Planer mal 2 Jahre auf die Baustelle gehören um den Bockmist, den Sie fabrizieren *in der Praxis, 1. Reihe* umzusetzen, unterschreibe ich sofort. Denn dann gebe es keine Hilfeschreie, sondern Wissen auf was es in der Praxis wirklich ankommt. Tausche das vornehme Bundfaltenhöschen und die Krawatte mit nem Blaumann und dann schaun mer mal was von den großen Tönen noch übrig bleibt.
Ich mochte mal einen Planer sehen bei der Montage seiner thermischen Entkopplung auf dem
Gerüst 6 m hoch unter einer Hallendecke und anschliesend beim Fummeln an der Wärmedämmung mit klebrigen Fingern bei dichten Verkleben der Angelegenheit...und das alles nur *weil theoretisch ja die Möglichkeit bestand, dass.....*
Achim Kaiser