Zitat von
DHZentral Heißt das, Dein Haus hat (wie meines auch) 90 m² FBH und (parallel?) Heizkörper eingebunden?[...]
Moin DHZentral,
Mein Beitrag ist zwar für den Thread hier klar off-topic, aber Deine Fragen kann ich Dir gern alle beantworten und auch erklären, warum die Antwort so ist - daher hast Du nun auch reichlich Stoff zum Lesen😉. Ich hoffe, Antwort auf deine Fragen wird einige hier vielleicht auch interessieren…
Vorneweg: mein 2-geschossiges EFH hat pro Etage auch 90 m2 sowie einen beheizten Teilbereich im Keller (Gäste) und wir haben ausschließlich ziemlich groß ausgelegte HK - zum größten Teil keine
Konvektoren sondern modern gestaltete
Radiatoren. Unsere raumhohen Dinger haben konstruktionsbedingt auch mehr
Wasser im Bauch.
VLT bei AT 13°: 26°
VLT bei AT - 8°: 34°. -8° ist NAT bei uns.
Spreizung (D.h. Differenz VLT / RLT): 3 bis 4°
Nun zu Deinen Fragen:
Zitat von
DHZentral Wie bekommst Du bei den angezeigten 26 Grad
Vorlauftemperatura) die Heizkörper warm genug und [...]
Es ist eine Mär, dass nur ein sich "warm anfühlender" Heizkörper den Raum beheizen kann. "Warm" fühlt sich ein Gegenstand an der eine
Temperatur in der Nähe der Handtemperatur =35° hat. Jede FBH, die typischerweise zwischen 25 und 32° läuft, wäre dann nicht in der Lage, zu heizen….
Von der Physik her bestimmen 3 Faktoren das Heizvermögen:
1. die Differenz der mittleren Temp. (=Mittelwert aus VLT und RLT) eines von Heizwasser durchströmten Körpers zu der Temperatur im Raum, den er heizen soll
2. die Größe an Oberfläche dieses vom Heizwasser durchströmten Körpers
3. ein für diesen Körper typischer Faktor, der beschreibt, wie gut die Wärme von der Formung und Oberfläche des Körpers auf die Raumluft übertragen werden kann.
Ist die Differenz aus Mittl. Temperatur und RT gegeben, entscheidet für das Heizvermögen bei
- FBH ihre große Fläche und möglichst gut die Wärme leitende Materialien, von denen die
Rohre im Boden umgeben sind (
Teppichboden wär ganz schlecht,
Fliesen oder ein speziell geschliffener und gefärbter Spezialestrich sind am besten,
Parkett ist dazwischen)
- HK seine Mischung aus spezieller Formung und vorhandener Oberfläche
Zitat von
DHZentral b) einen ausreichend niedrigen Volumenstrom, damit die Heizkörper die Wärme auch abgeben können? [...]
Auch diese Annahme ist so nicht richtig. Das
Heizvermögen von mit Heizwasser durchströmten Körpern wie FBH oder HK wird nur von den oben beschriebenen Faktoren bestimmt und ist für eine Differenz von mittl. Temperatur zur Raumtemperatur dann konstant.
Dieses durch die oben aufgeführten Faktoren limitierte
Heizvermögen können FBH /HK aber nur auf die „Straße bringen", wenn sie eine dem Heizvermögen vom Betrag her gleiche
Heizleistung über das Wasser zugeführt bekommen. Die Heizleistung des Wassers bestimmt sich physikalisch aus [Spreizung = VLT - RLT]
(VLT - RLT) * Volumenstrom in m3/h * 1,1625 = Heizleistung in kW
Was sagt uns diese Formel ganz klar?
Entscheidend ist Ergebnis aus "Spreizung * Volumenstrom"!
Ist der
Volumenstrom gering, braucht es eine hohe Spreizung. Geringe Volumenströme sind häufig bei fossilen Heizungen, die hohe VLT liefern können und der Heizi kann dünne Heizrohre einbauen, weil bei Nutzung der hohen VLT nur kleine Volumenströme nötig sind. Und weil er häufig auch nur dünne Rohre eingebaut hat, stellt er die VLT-Linie im Heizregler hoch ein.
Ist die
Spreizung gering, braucht es einen hohen Volumenstrom - typisch für WP, die bei niedrigen VLT besonders wenig Strom für dieselbe Wärmeleistung brauchen (Faustformel: ca. 2 - 3% mehr Strom sind nötig pro "1 Grad mehr" an VLT). Auch jede fossile Heizung liefert besonders effizient niedrige VLT. Grenze ist zum Einen ein ab einer bestimmten Volumenstromhöhe auftretendes Rauschen in den Leitungen oder ERR und die zum Wohlfühlen nötige Differenz aus mittl. Temperatur des Heizwassers [ (VLT+RLT)/2 ] um den Wärmeverlust des Raums nach draußen auszugleichen. Die Methode zur Bestimmung der niedrigsten möglichen VLT-Kurve für den Heizregler nennt man thermischen
Abgleich (nicht zu verwechseln mit dem hydraulischen Abgleich). Mein therm. Abgleich in 2022/23 brachte 30% Gaseinsparung und die Erkenntnis, dass mit den so ermittelten VLT (s. Ganz oben) eine WP trotz HK perfekte Bedingungen hat. Seitdem keine ERR-Aufsätze mehr auf den HK im EG und OG. Seit Dez. 24 heize ich mit WP.
Hat man z.B. FBH im EG und HK im OG, kann es nötig sein, einzelne HK gegen größere zu tauschen. Am einfachsten geht das bei Konvektoren: den 22er gegen einen 33er gleicher Bauart, der ca. 33% mehr Leistung liefert. Alternative ist separater 2. Heizkreis für die FBh, in dem die für die (zu kleinen) HK nötige höhere VLT mit einem 2. Heizkreis eingebauten Mischer nur für die meist bei niedrigerer VLT laufende FBH runtergemischt wird. Kostet auch Geld: für den 2. Heizkreis und laufend für das "Mehr" an Primärenergie (Gas/Öl, Strom) für die höhere VLT und Strom für die 2.
Pumpe im Heizkreis 2.
Zitat von
DHZentral Hast Du einen Mischer o.ä.? Hast Du überhaupt einen Puffer? [...]
Nein, habe ich beides nicht. Zum Thema "2. Heizkreis mit Mischer" habe ich oben was geschrieben. Auch keinen Puffer, denn es sind ca. 450 L Heizwasser unterwegs im Heizkreis und dank therm. Abgleich habe ich keine ERR mehr - bis auf den Keller, wo ich ohne Gäste auf ca. 16° heize und "mit" auf ca. 20°. Warum heize ich überhaupt auf 16°?
1. aufgrund Kellerhöhe von nur 2,2 m keine isolierte Kellerdecke möglich
2. wegen 1. sind dann geringere VLT möglich, da das EG den Keller weniger mitheizen muss.
Zitat von
DHZentral Wie stellst Du ohne
Einzelraumregelung eine angenehme, konstante Raumtemperatur sicher? [...]
1. durch den thermischen Abgleich und den vorausgegangenen hydraulischen Abgleich.
- Der hydraulische Abgleich stellt den das voreinstellbare ERR-Ventil so ein, dass jeder HK den Heizwasservolumenstrom bekommt, den der Raum braucht (=Ergebnis der raumweise
Heizlastberechnung).
- Der therm. Abgleich bestimmt die VLT, mit dem der Raum, der die schwächsten HK hat, gerade angenehm warm ist. Sind andere Räume dann zu warm, muss die Voreinstellung des ERR-Innenventils ggf. nochmal ein wenig angepaßt werden.
2. durch ein mit dem Heizungsregler per Buskabel oder Funk verbundenes Raumthermostat, das den
Regler dazu bewegt, die sich aus der VLT -
Heizkurve ergebende VLT aufgrund der gemessenen RT nach oben oder unten nochmals anzupassen. ERR funktionieren dagegen über stumpfsinniges „Abkneifen" des Heizwasserzuflusses. Raumthermostat funktioniert aber nur, wenn man offene Bauweise mit möglichst wenigen Innentüren an Räumen hat (ausgenommen Badezimmer natürlich 😊😊). Bei uns passt es super.
Zitat von
DHZentral Wie stellst Du lange Verdichterlaufzeiten sicher? [...]
Wesentliche Faktoren waren:
1 eine WP, die die Heizleistung sehr weit runtermodulieren kann. Bei mir auf ca. 1 kW Wärmeleistung. Damit läuft die WP bis AT ca. 10° durch.
2. der Raumthermostat. Ansonsten ist die WP ja blind und prüft über die Heizkreistemperatur, ob wieder Heizbedarf ist. Bei FBH funktioniert das wegen des großen Wärmereservoirs im
Estrich bestens (bei 90 m2 FBH hat der Estrich locker mehr als 8 kWh nutzbares Wärmereservoir. Bei HK funktioniert das mit der Heizkreistemperatur nicht so gut, denn da ist nur das Heizwasser das Wärmereservoir. Und meine 450 L bunkern nur 1,5 kWh.
3. weitere
Verbesserung brachte eine
Nachtabsenkung bei AT ab 10°. Da hab ich bis zur Heizgrenztemperatur von bei uns 13° dann nur 2 Takte am Tag.
Gruß - Eddi