Grüß euch, ich dachte ich muss hier auch mal wieder was zurückgeben nachdem ich einige wertvolle Informationen aus diesem Forum erhalten haben. Hier also meine WP Geschichte:
Ich habe eine verschärfte Situation. Über 100 Jahre altes Haus mit derzeit ~150m^2 beheizte Wohnfläche, ungleichmäßige leichte Dämmung und teils extrem alte
Fenster.
Sanierung in Eigenbau, alle EG Böden rausgerissen und XPS Platten drauf, Bahnen eingeschnitten und Alu-Verbundrohre für FB Heizung, und dann noch ein wenig
Beton bzw Vergussmasse.
Zusätzlich in allen Räumen noch einen wassergeführten Lüfterkonvektor von Daikin DAIKIN FWT03GT bzw stärkere oder schwächere. (200€-400€).
Alle
Rohre gehen laufen letztendlich im Keller zusammen und werden über premium Heizkreisverteiler mit Stellmotoren zusammengefasst. Eine 1 Zoll Hauptleitung verläuft noch im Gebäude bis aufs Dach, wo die Wärmepumpe LG HM163MR U34 (v3.0.6.6) steht, die wir mit dem Kran unseres Baumpflegers aufs Dach hieven lassen haben.
Ich habe und will auch keinen
Pufferspeicher. Stattdessen ist im Kreis ein Überströmventil verbaut. Und natürlich noch ein zusätzliches Ausdehnungsgefäß und diverse
Schlammabscheider.
Für den tiefsten Winter haben wir uns dann noch einen schönen Raum-Holzofen aufgehoben, der zentral im Gebäude steht.
Fürs Warmwasser habe ich einen großen WW Wärmetauscher besorgt und ihn an einem Heizkreis mit einem schnellen China solid state motorisierten
Kugelhahn ebenfalls digitalisiert und ansteuerbar gemacht. Den Wärmetauscher wärme ich typischerweise auf die aktuelle Rücklauftemperatur vor.
Das
Kaltwasser fließt also durch den Wärmetauscher durch und wird effizient vorgewärmt und den Rest pusht ein 20kW Frischwassermodul, was meist nur Däumchen dreht.
Angesteuert bzw geregelt wird mittlerweile alles mit HomeAssistant und
AppDaemon (python). Die Geräte sind ausschließlich per ESPHome bzw Zigbee eingebunden. Die LG WP wird nur noch per Modbus/Waveshare (ESP32-S3-RS485-CAN) verwendet. Die ganzen Stellmotoren der Heizkreisverteiler werden über ESP Relaiskarten angesteuert, die ich takte um einen stufenlosen Durchfluss zu ermöglichen, in jedem Raum finden sich diverse Zigbee Thermometer/Feuchtigkeitssensoren.
Als Krönung dann noch ein paar günstige Lüfter in den Feuchträumen mit Wärmerückgewinnung gebasteltet, die ich ebenfalls per HA ansteuern kann.
Nun zur Wärmepumpe:
Preis-leistungstechnisch bin ich noch immer von der LG HM163MR U34 begeistert aber ich stimme allen zu, die
Regelung/Firmware ist schrott. Und das kommt von einem studierten
Regelungstechniker/Elektronikexperten mit über 20 Jahren Berufserfahrung.
Die schlechte Nachricht, out of the box ist die WP mit einem anspruchsvollen und direkt-effizienten Wasskreislauf nicht oder nur schwer zu gebrauchen. Das Takten lässt das Gerät schneller altern und zerstört die Effizienz auf das 2 bis 3 fache zum perfekten zustand.
Die gute Nachricht, mit Modbus und ein wenig basteln und programmieren lässt sich das hervorragend in den Griff bekommen, auch ohne Pufferspeicher. Das sind halt leider Leistungen, die typischerweise nicht von einem „profi“ Heizungsinstallateur kommen.
Ich erspare euch den Leidensweg mit dem USB Wifi Adapter von LG und komme gleich zur Endlösung.
Ich habe die Idee aus diesem Forum umgesetzt, in der eine fake Raumtemperatur vorgegeben wird.
Zur Erinnerung:
Soll ist fix auf 20°C.
Ist wird selber per Modbus eingestellt mit 19 (heißer), 20 (passt), 21 (kühler).
Das funktioniert perfekt und lässt mich letztendlich die
Modulation des Kompressors zwischen 15Hz und 60Hz vorgeben und dadurch die Leistung einstellen.
Der Startvorgang ist ja bekanntlich das Hauptproblem.
Diesem mache ich vom Kompressor abhängig.
Wenn der Kompressor noch aus ist, stelle ich 19 ein.
Sobald der Kompressor anspringt ändere ich auf 20.
Dann warte ich 15min und beginne dann nach einer Witterungsabhängigen VL-Temp zu regeln.
Bei Außentemperaturen über 10°C kann es aber durchaus vorkommen, dass die eingestellte VL Temp. Überschritten wird weil die WP nur minimal 700W elektrisch leisten kann (15Hz). Das stört mich aber nicht.
Der Silent Mode ist eigentlich meistens an. Beim Startvorgang sowieso und wie schon einige bestätigt haben, selbst im Normalbetrieb ist der Silent Mode oft sogar effizienter und liefert mehr Wärme im Verhältnis zur elektrischen Power.
Die
Pumpe hat mich auch noch ein wenig genervt, und habe ich auf den Dauerbetrieb eingestellt.
Ich habe noch viele Spielereien am Laufen aber im Grunde war es das, so bekommt man die WP in den Griff, ohne Pufferspeicher und mit extrem wechselnden Wärmeabnehmern.
Das Resultat lässt sich meiner Meinung nach sehen.
Ich habe leider keine historischen Daten des Gebäudes, weil das Haus zuvor mit allen möglichen unterschiedlichen Heizformen beheizt wurde (Zimmer-Ölofen, Zimmer-Holzöfen, Nachtspeicheröfen (elektr.)).
Deshalb ging ich zur AI/ChatGPT und habe nach typisch erwartbaren Wärmeverbräuchen und auch LW-WP elektrischen
Energieaufnahmen gefragt, abhängig von Außentemperatur und Energieeffizienz des Hauses.
Das Ergebnis hat mich selber verblüfft.
Wenn ich meine Daten mit den erzeugten Tabellen vergleiche, dann wäre mein Haus vergleichbar mit einem mittel bis gut gedämmten Haus, was wirklich nicht der Realität entspricht.
Ich habe schon mehrmals versucht diese Daten auf Plausibilität zu prüfen aber bisher haben sie selbst einer Prüfung eines befreundeten
Energieberaters stand gehalten, der ebenfalls überrascht war und keinen Fehler fand.
Warum also läuft das System so viel besser als erwartet?
Ich kann nur raten aber ich komme zu folgenden Schlüssen:
1. WP steht auf dem
Flachdach. Im Winter rutscht die Abkälte-Luft hervorragend vom Dach herunter in den Hof und Garten und kann nicht zurück zur WP zirkulieren.
2. VL Temp ist meist extrem niedrig runtergeregelt.
3. Wärmeübertragung per FB Heizung mit nur dünner
Estrich/Betonschicht. Dies lässt den Boden schneller erwärmen und lässt sich besser regeln. Nachteil: an manchen Stellen spürt man eventuell wo die Rohre liegen und wo nicht, das ist aber nicht störend.
4. Als Zusatzwärmeübertrager kommen die
Wassergeführen Lüfterkonvektoren zum Einsatz. Diese sind wie hocheffiziente Heizkörper zu sehen und können schon bei niedriger Vorlauftemp. Viel wärme abgeben. Nachteil: eventuell
Luftzug. Deshalb deaktiviere ich sie in Wohnräumen wo sich gerade wer aufhält. Meistens werden sie aber eh nicht benötigt weil FB reicht. Sie können übrigens auch perfekt kühlen.
5. Raumtemperaturen werden für jeden Raum unabhängig und optimal geregelt.
6. Trotz altem Haus, manche wände sind leicht gedämmt, selbst alte Fenster können schon gut sein, wenn man sie neu abdichtet und sie große Luftkammern haben.
7. Kein Pufferspeicher, der höhere
Temperaturunterschiede nötig mache und eventuell weiter Wärmeverluste hat, je nach Platzierung und Dämmung.
Natürlich ist auch nicht alles perfekt:
* Das Einschaltverhalten der LG ist schrott aber reparierbar. Ich gebe offen zu, mit sowas hätte ich im Vorfeld nicht gerechnet. Genau solche Geräte schädigen den Ruf von Wärmepumpen denn wenn sie von „Professionisten“ montiert werden wird keiner so lange mit externen
Reglern rumspielen bis alles läuft. Und ursprünglich lief die Wärmepumpe auch bei mir extrem ineffizient und teuer.
* Mit den Lüfterkonvektoren in jedem Raum habe ich übertrieben und einige Geräte hätte ich mir in der Anschaffung sparen können. Wie dem auch sei, ich kann jetzt jeden Raum innerhalb von Minuten runterkühlen und im Notfall auch die Feuchträume entfeuchten. Das kann auch nicht jeder.
* Eventuell hätte sogar ein schwächeres WP Modell gereicht, was den Vorteil gehabt hätte dass man weiter runter modulieren kann. Mit diesem Wissen hätte ich vl sogar die Anschaffung von 2 Wärmepumpen die halb so stark sind überlegt. Man kann auf weniger Wärme runterregeln, hat eine Redundanz, falls mal was kaputt wird und im tiefsten Winter kann man beide parallel betreiben, falls nötig.