Achtung, hauptsächlich für Laien.
Liebe Leser,
kurz gesagt: Gute Heizsysteme haben Mischer, schlechte haben keine. Gute Mischerregelungen regeln
Temperaturen, sie nehmen keine Mengenreduktionen vor. Ganz im Gegensatz zu
Thermostatventilen,
Rücklauftemperaturbegrenzern,
Stellgliedern auf
Verteilern und ähnlichen Dingen. Viele Probleme, wie sie sehr oft hier im Forum dargestellt werden, gäbe es mit Mischer gar nicht und Probleme, die es nicht gibt, müssen nicht gelöst werden.
Daß der Kunde es nicht weiß, ist nicht verwunderlich. Wenn der Heizungsbauermeister es nicht weiß, ist das nur noch bedauerlich.
Oder kann es sein, daß der Heizungsbauermeister es doch weiß, es seinem Kunden aber nicht sagt weil er meint, daß ein System mit außentemperaturgeführter Mischerregelung etwas teurer sei und er Angst hat, der Kollege aus dem Nachbarort könne der Auftrag bekommen?
Kann es sein, daß in vielen Fällen der schnelle Euro wichtiger ist als der langfristig zufriedene Kunde?
Der Kunde sollte wissen, daß ein schlechtes System nur momentan ein paar Euros spart. Daß ein schlechtes System auch ein schlechtes Wohnklima zur Folge hat kann er oft nicht wissen, weil ihm der Vergleich fehlt. Daß ein gutes System ein gutes Klima erzeugt und Klima mehr als nur
Wärme ist, sollte er sich aber denken können. Wenn nicht, sollte der Heizungsbauermeister es ihm erklären können.
Vor langer Zeit - der Heizungsbauermeister konnte noch
Stahlrohre schweißen - gab es Schwerkraftheizsysteme mit dicken Rohrleitungen, großvolumigen Kesseln und Heizkörpern, ohne
Pumpen, manche schon mit Mischern ausgerüstet, weil der Heizungsbauermeister sich damals noch etwas dabei gedacht hatte. Die Heizkennlinien waren recht steil, denn von Isolation der Wände hatte man noch nichts gehört, was auch aufgrund der damaligen
Kohle- und Ölpreise nicht verwunderlich war. Die Mischer konnten deshalb wegen der großen Temperaturunterschiede noch einigermaßen genau von Hand bedient werden. Vorteil dadurch war, daß die Heizkörper von oben nach unten eine relativ gleichmäßige Oberflächentemperatur aufwiesen.
Später gab es dann die ersten Pumpenheizungen mit dünneren
Rohren, oft ohne Mischer. Der
Energietransport erfolgte mit sogenannten
Pumpenschaltungen, bei denen ein Raumthermostat auf die Umwälzpumpe wirkte, die im Stop-and-Go-Verfahren heißes
Wasser ins System pumpte. Ungeregelte Billigsysteme mit einfachen Ein-Aus-Schaltungen gab es also auch schon vor der Ölkrise. Das bestätigt nur die Regel, daß es nichts auf der Welt gibt, was nicht irgendjemand noch ein bischen schlechter und ein bischen billiger machen könnte.
Dann kam die Ölkrise, die Zeit des Energiesparens fing an und das Thermostatventil wurde erfunden. Das Übel begann und nahm seinen Lauf. Alle Welt glaubte nun, das sei das Ei des Columbus zum Temperaturregeln und Energiesparen. Die Oberflächentemperaturen der Heizkörper wiesen fortan eine große Diskrepanz auf, denn es wurde ja nicht gesagt, daß mit den Ventilen nicht die
Vorlauftemperatur geregelt wurde, was viele glaubten, sondern nur Mengereduktionen vorgenommen wurden.
Die Umrüstung auf Thermostatventile war nicht billig - weil patentiert - und deshalb staatlich subventioniert. Ohne Förderung wäre im Vergleich dazu eine sinnvolle Modifizierung der Heizsysteme mit Mischer und außentemperaturgeführten Regelsystemen kostengünstiger gewesen. Doch das Unheil nahm seinen Lauf, die Ventile fingen an zu pfeifen, weil sie bei geringerem Wärmebedarf schlossen, die Pumpe aber ihre Menge weiterfördern wollte. Viele Heizungsbauermeister waren wiedereinmal hoffnungslos überfordert bis man ihnen sagte, sie müßten nun das gerade deshalb erfundene
Überströmventil einbauen. Gesagt, getan und so wurde denn ein Schwachsinn mit dem anderen kompensiert. Eine weitere Folgeerfindung auf diesem Wege ist die drehzahlgeregelte Pumpe und so kommt man denn zum potenzierten Schwachsinn. Marketingstrategien der Hersteller tun ihr Übriges und zeigen Wirkung, die Masse läuft ihnen nach wie die Kinder dem Rattenfänger. High-Tech ist gefragt, nicht die Einfachheit und gerade die ist es, die gute Systeme von schlechten unterscheidet.
Wo aber liegt der Unterschied zwischen guten und schlechten Heizsystemen? Nehmen wir dazu einmal an, zur Beheizung eines Raumes sei eine Leistung von 930 Watt erforderlich, die mit einem Heizkörper abgegeben werden soll. Nach der Formel Q = m • c • DeltaTheta kann das auf unterschiedliche Weise geschehen.
930 Wh = 20 l Wasser pro Stunde abgekühlt von 70°C auf 30°C, oder 80 l Wasser abgekühlt von 40°C auf 30°C, oder 160 l Wasser abgekühlt von 30°C auf 25°C.
Ersteres ist ein typisches thermostatgesteuertes Billigsystem, wie es bei
Brennwertgeräten vielfach gewünscht wird um den sogenannten Brennwerteffekt zu erzielen, der, so das Ergebnis einer wissenschaftliche Studie, bei über 60% aller Brennwertanlagen gar nicht auftritt. Die Heizkörper sind meist oben in einem relativ kleinen Bereich knallheiß, unten in einem relativ großen Bereich "kalt". Trockene
Luft, Staubverschwelung, vergilbte Gardinen, Decke schwarz, Hustenreiz, Finger verbrannt, aber Geld gespart. Sowohl der Kunde wie auch der Heizungsbauermeister.
Da gibt es Heizkörperhersteller, die ihr Blech Wohnheizkörper nennen. Doch von gesundem, angenehmen Wohnklima keine Spur. Solche Systeme sind leider vielfach anzutreffen. Der Heizungsbauermeister hat den Auftrag bekommen, der Kunde merkt es nicht und beim Nachbarn ist es ja das gleiche. So finden wir denn im Forum oft Themen wie: "Hilfe, meine Heizkörper werden nur oben heiß"
Sehr intelligent ist dabei auch, daß man aufgrund höherer Vorlauftemperaturen - die muß man ja haben, denn was hätte sonst ein Thermostatventil zu tun - vorn 15% mehr Energie in den Wärmeerzeuger hineinstecken darf, um hinten 5% über den Brennwerteffekt wieder herauszuholen. Das ist wohl Brennwertlogik?
Zweiteres ist wesentlich besser und läßt vermuten, daß es schon mischergeregelt ist. Wenn ja, sind Überströmventil und Thermostatventile zur
Regelung der Raumtemperatur überflüssig. Die
Heizflächen haben nur noch einen Temperaturunterschied von oben zu unten von 10K. Sie müssen jedoch die nötige Größe haben um die Energiemenge abgeben zu können und sind deshalb leider auch etwas teurer. Manche nennen das schon Niedertemperatursystem.
Das Dritte wäre ein absolutes, zukunftssicheres Niedertemperatursystem, das seinen Namen verdient und mit Sicherheit einen Mischer besitzt. Ebenso einen
Regler, denn eine Handverstellung dürfte dabei nicht mehr möglich sein, weil in besser isolierten Häusern die Heizkennlinien immer flacher und die Differenzen immer kleiner werden. Kein intelligenter Heizungsbauermeister käme auf die Idee, bei einem so guten System den Mischer zu sparen. Um den Temperaturunterschied von nur 5K zu erzielen, wäre bei einem Heizkörper nach der Formel A • k • DeltaTheta eine Heizfläche von 16m² erforderlich, die sich logischerweise niemand an die Wand hängt. Es kann also nur eine
Fußbodenheizung sein, bei der selbst eine
Nachtabsenkung keine Vorteile mehr bringt.
Wo aber liegt der Unterschied zwischen einfach-intelligenten und kompliziert-high-technisierten Heizsystemen? Nicht im Preis, denn der ist bei näherem Hinschauen bei Ersterem oft gar nicht höher, weil es aus einfachen Komponenten besteht, die nach logischen Gesichtspunkten ausgewählt wurden. Was kann es sonst der Unterschied sein? Diese Frage gilt für den Kunden ebenso wie für den Heizungsbauermeister. Mehr aber für den Kunden, denn er entscheidet. Auch über Folgekosten, denn die liegen bei erheblich niedrigeren Vorlauftemperaturen ebenfalls niedriger. 40 Jahre lang!
Was nun? Lieber momentan kurzfristig einen schnellen Euro mit thermostatischer Mengenreduktion, oder 40 Jahre gutes und angenehmes Wohlfühl-Wohnklima mit gradgenau gemischter Vorlauftemperatur?
Viel Erfolg wünscht allen Lesern
Georg Haase
Hydro-Energy.de