Die nachfolgenden Auslegungsrichtlinien für
Grabenkollektoren sind als vorläufig zu betrachten. Vor einer allgemeinen Freigabe möchte ich diese noch an den real gemessenen
Temperaturen einer möglichst großen Zahl von im Betrieb befindlichen Kollektoren überprüfen.
Mit der Tabelle können folgende Auslegungsdetails berücksichtigt werden:
- horizontale und vertikale Verlegung
- Grabenbreiten 1m bis 3m
- mittlere Grabentiefen 1,25m bis 3m
- Klimazone
- Bodenart
Für die Berechnung einer bestimmten Grabenauslegung braucht man nur die ungestörte Bodentemperatur in Verlegetiefe ( s.u. ) und die Heizlast in Watt pro Grabenmeter. Dann sucht man sich in der Tabelle die Bodenart und das Wertepaar für die Grabenbreite. In weniger als einer Minute kann man dann das Ergebnis errechnen. Als Ergebnis erhält man die mittlere Soleeingangstemperatur am Ende der
Heizperiode. Diese kann bei starken Kälteeinbrüchen am Ende des Winters um 1° unterschritten werden.
Man kann auf diese Weise:
- die zu erwartende Soletemperatur bei einer bestimmten Grabengeometrie ( Länge, Breite, Tiefe ) errechnen oder
- für eine angestrebte minimale Soletemperatur die notwendige Grabenlänge ermitteln
- verschiedenste Geometrien vergleichen
Horizontale und vertikale Verlegung sind aus meiner Sicht gleichwertig. Im Einzelfall entscheidet der Aufwand darüber, welche der Varianten zu bevorzugen ist.
Bei vertikaler Verlegung ( slinky senkrecht ) gilt:
- Grabenbreite = Abstand zwischen unterem und oberem Rand der
Rohrebene. Bei einem Kollektor, der slinky senkrecht zwischen 1,50m und 3m verlegt ist wird in der Tabelle also der Wert für Grabenbreite 1,50m verwendet.
- Grabentiefe = Mittelwert aus unterem und oberen Rand der Verlegetiefe, im o.g. Beispiel wäre das 2,25m.
Die Tabelle gilt für:
- turbulente Auslegungen mit ca. 100m Rohr je kW WP-Leistung ( z.B. 2x300m 32er Rohr für 6 kW Wärmepumpe )
- laminare Auslegung mit min 150m Rohr je kW WP-Leistung
In der Tabelle gebe ich für jede Bodenart und jede Kollektorbreite 2 Werte an, z.B. für Lehmboden und 1,20m Kollektorbreite die Werte 9,7 W / 29,3 W. Der Wert vor dem Querstrich gibt die
Heizleistung pro
Kelvin Temperaturabsenkung in der Kollektorebene für einen Meter Graben an - im sensiblen Bereich oberhalb des Gefrierpunktes. Der zweite Wert gilt für den Latentwärmebereich unter dem Gefrierpunkt.
Für die Berechnung brauchen wir jetzt noch die ungestörte mittlere Bodentemperatur im Winter. Hierfür verwende ich einen Wert in 2m Tiefe +/- Tiefenkorrektur.
Die Klimazone ist zu berücksichtigen, in kalten Gegenden mit Norm-Aussentemperatur -16° ist der Boden im Winter kälter als in einer Zone mit Norm-AT -12°.
Für 2m Tiefe nehme ich für die Bodentemperatur einen Wert von 10 - ( Norm-Aussentemperatur : 3 ). Bei Norm-AT -12° ergibt das eine ungestörte Temperatur von 6°, bei Norm-AT -18° sind es 4°.
Dazu kommt noch die Tiefenkorrektur. Hier nehme ich einen Wert von +/- 2,5° je Meter im Bereich von 1,25 bis 3m.
Beispiel: Norm-AT -14°, mittlere Verlegetiefe 2,40m ergibt: 10 - 14:3 + 0,4x2,5 = 6,33°. Wir gehen also davon aus, daß die ungestörte Temperatur hier bei 6,33° liegt im Mittel der Periode Dezember bis Februar.
Betrachten wir noch die möglichen Extreme bei Anwendung dieser Rechenweise.
Norm-AT -12° und Verlegetiefe 3m ergibt 8,5°.
Norm-AT -18° und Verlegetiefe 1,25m ergibt 2,12°.
Die Realität dürfte nicht sehr weit entfernt sein von diesen Werten.
Für die verschiedenen Bodenarten verwende ich mittlere Werte aus Rammings Dissertation.
Einige Bodenarten mit sehr ähnlichen Eigenschaften habe ich zusammengefasst. Hinter der Bodenart gebe ich die Wärmeleitfähigkeit des ungefrorenen / gefrorenen Bodens an, die volumetrische Wärmekapazität und den
Wassergehalt. Mit diesen Werten habe ich die nachfolgende Tabelle berechnet. Unter der Bodenart steht für verschiedene Breiten B von 100 - 300cm das Wertepaar für die Leistung in Watt pro Kelvin und Grabenmeter für den sensiblen Bereich oberhalb und den Latentbereich unterhalb des Gefrierpunktes. Die 3 Temperaturen am Ende ( z.B. -3°/-2,5°, -2° bei Sandboden ) geben die erlaubte Auslegungstemperatur an für Kollektortiefen >1,75m / 1,5m / 1,25m.
Sandboden ( 1,2 / 1,4 W/mK ; 340 Wh/m3K ; 9% Wasser ) Min für T<1.75m/T1,50m/T1,25m: -3°/-2,5°/-2°
B 100cm : 6,7 / 12,8 W ; B 120cm : 7,2 / 14,5 W ; B 150cm : 7,9 / 17,1 W ; B 200cm : 9,2 / 21,9 W ; B 250cm : 10,4 / 27,3 W ; B 300cm : 11,7 W / 33,5 W
Lehmiger Sand ( 1,4 / 1,7 W/mK ; 350 Wh/m3K ; 12% Wasser ) -3/-2,5/-2°
B 100cm : 7,6 / 16,1 W ; B 120cm : 8,2 / 18,2 W ; B 150cm : 9,0 / 21,5 W ; B 200cm : 10,4 / 27,7 W ; B 250cm : 11,7 / 34,9 W ; B 300cm : 13,1 / 43,0 W
Sandiger Lehm ( 1,5 / 2,0 W/mK ; 380 Wh/m3K ; 18% Wasser ) -2/-1,5/-1°
B 100cm : 8,2 / 20,5 W ; B 120cm : 8,8 / 23,4 W ; B 150cm : 9,7 / 28,1 W ; B 200cm : 11,1 / 36,8 W ; B 250cm : 12,6 / 47,1 W ; B 300cm : 14,1 / 56,0 W
Lehmboden ( 1,5 / 2,4 W/mK ; 620 Wh/m3K ; 28% Wasser ) -2/-1,5/-1°
B 100cm : 9,0 / 26,6 W ; B 120cm : 9,8 / 30,7 W ; B 150cm : 10,9 / 37,2 W ; B 200cm : 12,7 / 49,8 W ; B 250cm : 14,6 / 62,0 W ; B 300cm : 16,6 / 73,0 W
Ton oder Schluff oder Mischungen Lehm/Schluff/Ton/Sand ( 1,6 / 2,7 W/mK ; 670 Wh/m3K; 36% Wasser ) -1,5/-1/-0,5°
B 100cm : 9,6 / 31,9 W ; B 120cm : 10,5 / 37,0 W ; B 150cm : 11,7 / 45,4 W ; B 200cm : 13,6 / 61,6 W ; B 250cm : 15,7 / 75,0 W ; 14,9 / 89,0 W )
Es dürfen Zwischenwerte gebildet werden, wenn die Grabenbreite von o.g. Werten abweicht.
Bei unterschiedlichen Grabenbreiten im Verlauf und unterschiedlichen Tiefen dürfen ebenfalls Mittelwerte gebildet werden.
Zuleitungsgräben mit gerader Verlegung werden mit 1/3 des Wertes eines 1,20m Grabens angerechnet.
Leitungen im Leerrohr z.B. unter der Bodenplatte werden nicht angerechnet.
Abminderung für benachbarte Gräben:
- 5% bei Abstand 6m
-10% bei Abstand 4m oder gedämmte Kellerwand <2m Entfernung
-20% bei Abstand 2m
Die Abminderung wird aber nur für den sensiblen Wert vorgenommen, nicht für den Latentwärmewert!
Bei Zweifeln über die Art des Bodens rechnet man alternativ mit den besten Kandidaten. Wichtig ist v.a. die Unterscheidung zwischen trockenen Böden, normal bindigen Böden und schweren, nassen Böden.
Erlaubte Minimum-Auslegungstemperaturen:
- trockene Böden -3°
- normal bindige, lehmige Böden : -2°
- schwere, nasse Böden : -1,5°
Empfehlung: Minimum + 1°. Noch höhere Soletemperaturen erfordern einen hohen Zusatzaufwand. Wo reichlich Platz vorhanden ist und Baggerkosten keine Rolle spielen ( eigener Bagger ) spricht aber nichts gegen ein paar Extrastunden mit dem Gerät.
Das Limit ist bei trockenen Böden vorgegeben durch den Abstand zur Abschaltgrenze -5° der meisten Wärmepumpen, bei den schweren feuchten Böden durch die Gefahr von Hebungen.
Diese Werte gelten für Verlegetiefe 1,75m oder tiefer. Bei Verlegung in 1,50m Tiefe muß +0,5° über Minimum ausgelegt werden, bei 1,25m Tiefe +1°. Der Grund dafür ist, daß bei flacherer Verlegung die Gefahr von Bodenhebungen stark ansteigt. Insbesondere sehr nasse Böden dürfen bei flacher Verlegung nur geringe Vereisung haben.
Berechnungsbeispiele:
A: Berechnung der erwarteten Soletemperatur bei einem bestimmten Grabenentwurf.
1. Schritt: Grabenlänge ermitteln. Zuerst ermitteln wir die äquivalente Gesamtlänge, indem wir gerade Abschnitte zu 1/3 anrechnen wie einen 1,20m breiten Graben. Wenn der voll ausgebaute Graben eine andere Breite hat als 1,20m dann kann man das mit den Werten aus o.g. Tabelle umrechnen.
Diese äquivalente Gesamtlänge gilt für den Latentbereich unter dem Gefrierpunkt. Für den sensiblen Plusbereich müssen wir dann noch Abminderungen vornehmen, wenn sich Gräben gegenseitig beeinflussen.
Wir bekommen dann also 2 äquivalente Grabenlängen für die Bereiche über und unter 0°.
2. Schritt: ungestörte Bodentemperatur in mittlerer Kollektortiefe berechnen. Wie oben geschildert 10° minus 1/3 der Norm-Aussentemperatur +/- 2,5 ° je Meter bei Abweichung von 2m Tiefe.
3. Schritt: Heizlast ermitteln. Es gilt die Norm-Heizlast + 0,1 kW pro Person für Warmwasser ( beim EFH 4 Personen anrechnen, auch wenn zunächst nur 2 dort wohnen ), NICHT die Leistung der WP. Bei einer Heizlast incl. WW von 6,4 kW ist es für die Grabenauslegung egal ob eine 6 kW oder 8 kW Wärmepumpe ausgewählt wird!
4. Leistung des Grabens im sensiblen Bereich berechnen. Graben von Länge X aus 1. Schritt multipliziert mit ungestörter Bodentemperatur aus 2. Schritt multipliziert mit Leistung pro Grabenmeter sensibel aus Tabelle. Beispiel: äquivalente Grabenlänge 92m, ungestörte Bodentemperatur 6,25°, Leistung pro Grabenmeter 9,8 W/mK bei Lehmboden, 1,20m Breite ergibt Leistung 5.635 Watt.
5.: Temperaturabfall im Vereisungsbereich berechnen. Hierzu ziehen wir von der Heizlast von z.B. 7,2 kW die Leistung aus dem oben berechneten sensiblen Bereich ab. Bleiben im Beispiel also noch 7.200 - 5.635 = 1.565 Watt, die aus der Vereisung kommen müssen. Diesen Wert teilen wir durch die äquivalente Grabenlänge OHNE Abminderung durch gegenseitige Beeinflussung. Bei angenommen 100m bekommen wir dann eine Leistung von 15,65 Watt pro Grabenmeter. Diesen Wert teilen wir durch die zweite Leistungsangabe aus der Tabelle, hier 30,7 W/mK. Ergebnis: die Soleeingangstemperatur am Ende des Winters liegt bei rund -0,5°.
B: Berechnung der Mindestanforderungen bei einem bestimmten Boden, Klima, Heizlast.
Angenommen wir haben wieder Lehmboden. Wollen einen Graben von 1,80m Tiefe, 1,50m Breite bei Norm-Aussentemperatur -16°. Dann haben wir eine Bodentemperatur von 4,17°. Die Tabelle gibt uns ein Wertepaar von 10,9/37,2 W/mK, die erlaubte Mindesttemperatur am Winterende liegt bei -2°. Ein Grabenmeter leistet dann 4,17 x 10,9W + 2 x 37,2W. Die Summe von 119,85W gibt uns an, wieviel Heizlast wir minimal mit einem Grabenmeter abdecken können. Bei 6 kW Heizlast haben wir dann eine minimale Grabenlänge von 50m. Empfohlen ist bei genügend Platz eine Auslegung auf Mindestanforderung +1°, also hier Soleeingang -1°. Dann braucht man 72,6m Graben.
Wenn man es ein paarmal gemacht hat geht das sehr fix. Man kann damit sehr schnell berechnen, was bei einer Veränderung der Grabenlänge, Grabenbreite oder Tiefe passiert. Bei Zweifeln über die Qualität des Bodens rechnet man eben die in Frage kommenden Bodenarten durch. Die schlechteren, trockeneren Böden dürfen tiefere Ergebnisse haben wegen der geringeren Gefahr von Hebungen, deshalb erfordert ein schlechterer Boden nicht unbedingt eine wesentlich größere Grabenlänge zur Erfüllung der geringeren Mindestanforderungen.
Mit dieser Tabelle möchte ich zunächst möglichst viele Gräben nachberechnen, die schon im vergangenen Winter gelaufen sind. Außerdem erstellen wir Prognosen für die erwartete Soletemperatur neuer Gräben. Das Ergebnis gibt wie gesagt die mittlere Soleeingangstemperatur am Ende des Winters, bei Spitzenlast kann die Temperatur noch 1° tiefer gehen. Erwarte eine Bandbreite der real beobachteten Soletemperaturen von 0,5° unterhalb bis 1,5° oberhalb des berechneten Ergebnisses.
Wenn einige Dutzend Ergebnisse vorliegen kann man sagen, ob diese Berechnungsmethode realitätsnah genug ist, um allgemein frei gegeben zu werden. Es wäre schön, wenn dann noch jemand eine Eingabemaske schreiben könnte, um die Anwendung noch zu vereinfachen.
Grüße
Frank