Moin,
für Planung, Bau und Inbetriebnahme eines
Ringgrabenkollektors sind mehrere Schritte in der richtigen zeitlichen Abfolge notwendig. Hier folgt der Versuch, das zu systematisieren.
1. Informieren: Bisher ist der Ringgrabenkollektor meistens ein Do-It-Yourself-Projekt, deshalb muss sich der
Bauherr vorher gut informieren. Startpunkt ist die
Ringgrabenkollektor-Homepage, von hier aus sind mehrere Planungs- und Grundlagenthreads und die Videos erreichbar.
2. Rahmenbedingungen feststellen: Heizlast des Hauses, Norm-Außentemperatur und Bodenart in 1,5 m Tiefe müssen bekannt sein um mit der Planung eines Ringgrabenkollektors beginnen zu können.
3. Grundstück zeichnen: Für die Festlegung möglicher Verläufe von verschiedenen Varianten ist ein ausführlicher Grundstücksplan erforderlich. Hier müssen auch Einfahrt, Gartenhaus, Pool und
Wasserrohre eingezeichnet werden. Entweder mit dem
Grabenmaltool (einfacher zu bedienen) oder mit dem
Trenchplanner (mehr Möglichkeiten).
4. Grabenverlauf festlegen: In Abstimmung mit erfahrenen Grabenplanern (erreichbar über das Forum des
Haustechnikdialog.de oder
Energiesparhaus.at) herausfinden, ob ein sinnvoller Grabenverlauf für Haus und Garten möglich ist.
5. Untere Wasserbehörde kontaktieren: Da denen der Ringgrabenkollektor meist nicht bekannt ist wird mit denen besprochen, welche Auflagen ein Flächenkollektor erfüllen muss. Meistens beschränken sich die Auflagen auf den Abstand zur Grundstücksgrenze mit mindestens 1 m.
6. Förderung: Vor Beauftragung oder Bestellung Kontakt zum
BAFA aufnehmen und klären, wann der Förderantrag gestellt werden muss und was dazu gehört. Gefördert wird eine Wärmepumpe mit JAZ ab 4,5 (mit Ringgrabenkollektor, Flächenheizung und moderner Sole-WP einfach machbar) mit 4000 EUR, im Altbau sogar mit 6000. Evtl. Kombination mit weiteren Förderungen auch mit dem BAFA klären.
7. Heizi suchen: Auch wenn der Kollektor in
Eigenleistung erstellt wird ist ein Heizungsbauer notwendig, der dann die Wärmepumpe an den Kollektor anschließt und sie in Betrieb nimmt. Auch für die Förderunterlagen ist der Heizi notwendig.
8. Wärmeverteilung optimieren: Im Neubau dafür sorgen, dass die Flächenheizung mit Heizwasser unter 35/30 Grad auskommt. Je niedriger die Heizwassertemperatur, desto sparsamer wird später geheizt. Eine Auslegung auf 30/26 Grad wäre optimal. Im Altbau mit Heizkörpern so weit dämmen und Heizkörper vergrößern, bis zumindest 40/30 Grad bei Norm-Außentemperatur erreichbar sind. Puffer für das Heizwasser vermeiden,
Einzelraumregelung höchstens für wenige Räume vorsehen.
9.
Rohre bestellen: Da hier je nach Lieferant Lieferzeiten von bis zu drei Wochen möglich sind ist eine frühzeitige Bestellung erforderlich. Rohrmaß ist meistens 300 m PE-RC Rohr 32x2,9 (bzw 32x3,0). Pro 3 kW
Heizleistung der WP ist ein Ringbund mit 300 m notwendig.
10. Baggerangebote einholen: Im Falle eines Neubaus einen großen Bagger mit erfahrenem Fahrer und dessen mögliche Baggerschaufelbreiten anfragen. Bei Altbauten muss der Bagger in den Garten passen. Abrechnung des Baggers nach Stunden ist meistens günstiger als nach bewegtem Erdvolumen, da für einen Ringgrabenkollektor große, aber gleichförmige Erdmassen bewegt werden müssen. Die Planung des Grabens sollte an die Baggerschaufelbreite angepasst werden, das beschleunigt den Aushub des Grabens.
11. Grundstück räumen: Die Verlegung eines Ringgrabenkollektors bedeutet große Erdbewegungen, so dass das Grundstück möglichst frei sein sollte. Sowieso abzureißende Altbauten sollten direkt vor der Kollektorverlegung vom Grundstück entfernt werden.
12. Ringgrabenkollektor verlegen: Nachdem der Baggerfahrer den Ringgrabenkollektor ausgehoben hat (dabei die
Vorschriften für die Arbeit in Gräben beachten), werden die
Rohre in Schlaufen auf dem Grabenboden verlegt. Dafür ein Ringbund in den Graben stellen, eine Schlaufe fallen lassen, durch verrücken/drehen des Ringbundes die Größe der Schlaufe auf etwas weniger als Grabenbreite anpassen und den Ringbund vorrollen zur nächsten Schlaufenposition. Fertige Schlaufen mit Kabelbindern/Klebeband fixieren. So alle Ringbunde direkt aufeinander im Graben versenken. Bei senkrechtem oder sehr tiefem Graben werden die Schlaufen außerhalb des Grabens vorbereitet und dann vorsichtig im Graben versenkt.
13. Drucktest: Noch bei offenem Graben kann ein Drucktest durchgeführt werden, so dass evtl. Beschädigungen der Rohre ausgebessert werden können. Falls die Fläche des Grundstücks nicht reicht um den Graben auf voller Länge offen zu behalten wird der Drucktest durchgeführt, sobald alle Rohre im Graben verteilt sind.
14. Graben verfüllen: Direkt auf/neben die Rohre nur Erdreich ohne Steine (bis maximal 10 mm Durchmesser). Diese ca 10 cm dicke Schicht wenn möglich einschlämmen und dadurch guten Kontakt des Bodens zum Rohr herstellen. Danach immer einen halben Meter Boden in den Graben und dann mit einer Rüttelplatte verdichten.
15. Bericht schreiben: Damit der Bau eines Ringgrabenkollektors möglichst von vielen nachgemacht wird sollte ein Bericht mit Fotos vom Bau des Ringgrabenkollektors in einem der beiden oben genannten Foren veröffentlicht werden.
16. Haus vorbereiten: Im Neubaufall kann nun der schon vorhandene Bagger die Kellergrube ausheben bzw. die Bodenplatte vorbereiten. Durch die Bodenplatte bzw. Kellerwand können gleich 2
KG-Rohre gelegt werden für die Einführung der Solerohre ins Haus. Im Altbaufall muss eine entsprechnende Einführung der Solerohre vorgesehen werden.
17. Kellergrubenkollektor: Keller bauen, falls einer geplant ist. Direkt bevor die Kellergrube verfüllt wird kann hier ein Kellergrubenkollektor an der abgeböschten Kellergrubenwand verlegt werden.
18. Solerohre ins Haus: Die Solerohre werden durch vorbereiteten Hauseinführungen geschoben.
19. Soleverteiler: Im Haus werden die beiden Soleverteiler angebracht und mit den Solerohren verbunden. Ab hier sollte mit dem Heizungsbauer zusammengearbeitet werden.
20. Befüllung mit Solekonzentrat: Mit dem Heizi klären.
21. Aufstellung und Inbetriebnahme der WP: Mit dem Heizi klären.
22.
Estrichausheizung: Für einen Neubau ist die Ausheizung des Estrichs per Sole-WP die kostengünstigste Möglichkeit, den Estrich zu trocken. Bei sinnvoller Auslegung des Ringgrabenkollektors reicht dessen Leistung auch im Winter, ohne dass der Kollektor oder die WP darunter leiden. Bei einer sehr kleinen WP kann die Heizleistung zu schwach sein, so dass etagenweise vorgegangen werden sollte.
23. Anmeldung in der
Wärmepumpen-Verbrauchsdatenbank: Nach Inbetriebnahme ist eine Dokumentation der Anlage und der Verbräuche sehr empfehlenswert.
24. Optimieren: Während des ersten Winters sollte ein eigenhändiger ausführlicher hydraulischer
Abgleich durchgeführt werden. Auch die Einstellungen der WP werden während des ersten Winters auf die eigenen Wünsche angepasst.
25. Kontrollieren: Alle Monat mal auf Sole- und Heizwasserdruck schauen, zusätzlich den Strom- und den Wärmemengenzähler überprüfen (auch für die WP-Verbrauchsdatenbank). Solevorlauf- und -rücklauftemperatur prüfen.
26. Weitererzählen: Da das Prinzip bisher nur wenigen Personen bekannt ist fleißig Werbung machen ;-)
Fehlt in dieser Aufstellung noch ein wichtiger Punkt? Es geht nicht darum, das Vorgehen in allen Einzelheiten aufzuführen, sondern einen Überblick zu geben, wann was gemacht werden sollte und was dabei im Groben zu beachten ist.
Viele Grüße
crink