Nach erfolgreicher Fertigstellung meines
Grabenkollektors, möchte ich mit diesem Thread nochmal die gesammelten Erfahrungen mit euch teilen.
Erstmal aber noch eins vorweg. Ich finde das HTD Forum und die Gemeinschaft echt klasse. Es ist nicht selbstverständlich, dass „fremden“ Personen in dieser Form geholfen wird und das einige wirklich sehr viel von Ihrer privaten Zeit dafür opfern.
Soweit ich es verstanden habe, wurde der Grabenkollektor zusammen mit dem österreichischen Forum in dieser Form entwickelt und es ist auch nicht selbstverständlich, dass das ganze Wissen hierrüber kostenlos für jedermann zugänglich gemacht wird. Vor allem auch die Entwicklung des Grabenmaltools mit Berechnung für Entzugsleistung und Slinkyverlegung und das auch dieses für jedermann zur Verfügung steht.
Das finde ich echt klasse und nochmal vielen, vielen Dank dafür. Ansonsten würde ich wahrscheinlich niemals zu einer Erdwärmepumpe kommen.
Nun aber zu meinem Projekt.
Wie einige schon in meinem
Planungsthread verfolgen konnten, baue ich in einem
Wasserschutzgebiet Zone III. Erst dachte ich, dass ich dadurch Probleme bekommen würde, zumal der Kollektor ja in
Eigenleistung errichtet wird und es somit kein zertifizierter Fachbetrieb ist, der ihn errichtet. Allerdings ist dies nicht so. Der Antrag hierfür ist lediglich ein wenig aufwendiger und es muss vor der Inbetriebnahme nochmal eine Dichtheitsprüfung nach
DIN 4640 Blatt 2 durchgeführt werden, die von dem Heizungsbauer der auch die Wärmepumpe in Betrieb nimmt, abgenommen wird. Außerdem muss der Antrag vom Tief- und Heizungsbauer unterschrieben werden und ich muss als Leckageüberwachung einen externen Druckwächter in den Solekreis einbauen, der die Solepumpe im Falle einer Leckage abschaltet. Als
Frostschutzmittel sind die gängigen Mittel mit der
Wassergefahrenstoffklasse 1 zulässig und somit darf ich den Kollektor auch mit Ethylenglykol betreiben.
Den normalen Antrag selbst musste ich ein wenig nach meinen Bedürfnissen bearbeiten, weil vieles ja in Eigenleistung erfolgt. Zusätzlich habe ich noch folgendes eingereicht:
• Übersichtskarte Maßstab 1:25000
• Lageplan Maßstab 1:5000
• Detail Lageplan
• Bodengutachten
• Detailplan mit Maßen
• Funktionsbeschreibung
Ringgrabenkollektor• Kollektorauslegung – Projekt XXX
• Sicherheitsdatenblatt
Frostschutzmittel (Tyfocor)
• Datenblatt PE 100 RC Rohr
• Trenchplaner Sceenshot
• Funktionsbeschreibung externer Druckwächter
Ich habe alle Dokumente, bis auf die ersten vier,
hier hochgeladen. Die Adressen und persönlich Daten habe ich rausgenommen. Wer will kann die Dokumente verwenden und nach seinen Bedürfnissen abändern.
Zusätzlich zum Kollektor für die Wärmepumpe habe ich auch eine Soleleitung für einen EWT einer KWL verlegt. Hierfür habe ich einen Ergänzungsantrag geschrieben, den ich auch Hochgeladen habe.
Am Montag und Dienstag letzte Woche war es dann soweit und wir haben den Grabenkollektor errichtet.
Zum Glück habe ich auch Hilfe aus dem Forum bekommen und drei Mitglieder waren vor Ort. Ohne die zusätzlichen Helfer wäre es bestimmt anders abgelaufen, also noch mal vielen Dank für eure Hilfe und Zeit!
So, jetzt komme ich aber endlich zu den Fotos und dem Bericht über den Ablauf der Grabenkollektor Erstellung.
Einen Abend vorher habe ich das Grundstück nochmal abgesteckt und den Grabenverlauf mit Markierungsspray markiert:
Der Bagger hat es somit einfach und musste nur der Markierung folgen. Wir hatten das Glück, dass wir den Mutterboden links (außen) und den Erdaushub rechts (innen) vom Graben ablegen konnten. Das hat Zeit gespart und die Trennung einfacher gemacht:
Letzte Feinarbeiten, wie den Grabenboden zu Glätten oder letzte Steine zu entfernen, mussten wir dann jedoch selbst mit einer Schaufel oder Harke machen:
Da der Grabenabschnitt unter der Auffahrt schmal und tief ist, wurde der obere Teil erst mit der größeren Schaufel entfernt. Somit haben wir eine Art Abböschung bekommen und das sichere Arbeiten im Graben ist gewährleistet:
Hier wurde die erste Rolle vorsichtig in den Graben gelassen. Damit sie nicht unkontrolliert in den Graben rutscht, haben wir sie mit einem Seil gesichert und langsam runtergelassen:
Nach meinen vorherigen Berechnungen mussten wir ca. 9 m rausgucken lassen, um auch später noch genug Rohr zu haben, um im
Hauswirtschaftsraum zu landen. Hierfür haben wir die Rolle erst abgerollt und dann zurück getragen. Dieser Vorgang wurde so lange wiederholt bis wir genug Rohr hatten:
Wie schon öfters hier im Forum beschrieben haben wir die Rolle abgerollt und gleichzeitig die Schlaufen zur Seite falle lassen. Zwischendurch sind wir jedoch ein bisschen durcheinander gekommen und die Rolle war auf einmal verdreht und die Schlaufen konnte man nicht mehr einfach zur Seite fallen lassen. Nach mehrfachem drehen der Rolle in verschiedene Richtungen konnte wir sie aber wieder in die richtige Position bringen. Danach haben wir dann alle paar Slinkys die Rolle ein paar Mal auf der Stelle in Laufrichtung gedreht und dann ging es schon besser:
Auf dem nächsten Bild kann man die Strom- und Wasserleitung sehen, unter der wir unter durch mussten. Zwischen Soleleitung und Strom- und Wasserleitung haben wir noch eine 10 cm dicke Perimeterdämmung gelegt. Ich hatte da vorher gar nicht dran gedacht, aber zum Glück haben wir einen Baustoffhandel in der Nähe und somit konnte die Dämmung noch besorgen:
Zum Schluss hin haben wir Teams gebildet und beide
Rohre gleichzeitig verlegt. Zum Fixieren der Slinkys haben wir Kabelbinder benutzt, allerdings hatte ich Kabelbinder mit den Maßen 300 mm x 3,6 mm besorgt. Ich würde auf jeden Fall breitere empfehlen! Die Länge war ok aber sie ließen sich nicht sehr gut greifen:
Hier sieht man nochmal schön wie wir die Rolle auf der Stelle abrollen. Eine dritte Person muss dann natürlich auch leicht an der abzurollenden Seite ziehe, da sich ansonsten nicht viel ändert:
Nachdem wir mit der Fixierung der Rohre fertig waren, wurde am Anfang auch schon wieder verfüllt. Auf dem Bild kann man gut erkennen, dass die Slinkys am Kalten Ende weiter auseinander liegen:
Im nächsten Grabenabschnitt werden sie schon enger verlegt:
Noch einmal von der anderen Seite. Im Hintergrund kann man auch gut die Siebschaufel sehen, mit der wir den Graben wieder verfüllt haben. Steine über 2 cm Größe sind somit nicht in den Graben gelangt, was für die Rohre ja besser ist. Ach ja, die Leitung in der Mitte ist eine 100 m lange Leitung für einen EWT einer KWL. Weil es kaum Mehrarbeit war, habe ich sie mit reingelegt:
Nachdem die ersten ca. 50 cm verfüllt waren, haben wir das erste Mal mit einer Rüttelmaschine verdichtet:
Nach einer weiteren Schicht, ca. 70 – 90 cm über dem Kollektor wurde ein Warnband verlegt:
Hier nochmal ein anderer Grabenabschnitt:
Insgesamt wurde in 3 Schritten mit einer Rüttelplatte verdichtet und zum Schluss ist der Bagger noch einmal drüber gefahren:
Hier einmal das Warme Ende mit Reserve um in den HWR zu gelangen:
Und hier das Kalte Ende. Der Tipp mit der Palette ist super und hat auch sehr geholfen, als wir später die Hauseinführungen erstellt haben:
Über Nacht hatte ich auch einen Drucktest mit
Luft gemacht. Hierfür hatte ich mir die nötigen
Verschraubungen besorgt, um alle Leitungen in Reihe zu schalten. An den Enden war auf einer Seite ein
Absperrventil und auf der anderen Seite ein Druckmanometer. Wir haben die Leitungen mit 5 bar beaufschlagt und am nächsten Morgen standen noch 4,6 bar an. Allerdings habe ich mir dann einen „Lecksucher“ gemixt, um die Verschraubungen zu überprüfen (Hierfür muss man einfach Wasser mit Spülmittel mischen). Diesen habe ich dann über die Verschraubungen gekippt und siehe da, an den Verschraubungen beim Druckmanometer war eine kleine Undichtigkeit. Erkennbar an kleinen Blasen, die sich dann bilden. Siehe auch Foto. Nach erneutem abdichten war dann alles dicht:
Einen Tag später wurde dann auch schon die Sandplatte erstellt und Soleleitungen liegen erstmal noch am Rand:
Nachdem die Sandplatte fertig war, konnten wir uns an die Hauseinführungen machen.
Ich habe mich als Schutzrohr für Kabuflex DN63 entschieden, also jede Soleleitung in ein einzelnes Schutzrohr. Der Grund ist auch der, dass ich für die Soleleitung des EWT für die KWL sowieso ein einzelnes Rohr gebraucht hätte und es Kabuflex nur in 50 m Rollen gibt. Des Weiteren ist es auch um einiges günstiger als z.B. DN110.
Vor der Verlegung haben wir das Schutzrohr über die Soleleitungen gestülpt und dann gemeinsam verlegt. Dadurch haben wir einen Arbeitsschritt gespart und mussten die Leitungen nicht nachträglich durchschieben.
Auf dem Foto sieht man die Leitungen der WP, wo sie im späteren HWR wieder raus kommen. Zwischen dem warmen und kalten Enden habe ich eine Perimeterdämmung gepackt. Ich wollte sie so dicht bei einander haben, weil später der warme Soleverteiler an der Wand sitzen soll und der kalte davor. Natürlich aber auch alles eingedämmt:
So sah es dann nach getaner Arbeit aus:
Einen Tag später (Freitag letzte Woche) wurden dann die Fundamente aushoben und ich hatte die rausguckenden Ende nochmal ein bisschen eingekürzt und als Regenschutz, abgeschnittene Flaschen auf den Schutzrohren befestigt:
Mittlerweile wurde auch sogar schon die Bodenplatte erstellt. Wie man sieht, habe ich die Soleleitungen der WP nochmal mit einem Band fixiert um sie gerade zu halten. Dadurch das Kabuflex so flexible ist, würden die Schutzrohre nicht von alleine hochstehen. Der Vorteil beim Verlegen überwiegt jedoch. Die Fixierungsseile kann ich später ja einfach wieder abschneiden. So hängen die Leitungen aber auch nicht „in der Wand“ und die Maurer haben mehr Platz zum Arbeiten:
Alles im Allen hat gut geklappt.
Die Vorbereitung hier im Forum ist super und ich denke jeder der wirklich Lust dazu hat und sich damit auseinander setzt kann so einen Grabenkollektor erstellen.
Was ich hier immer wieder gelesen habe mit „der Grabenkollektor soll vor der Bodenplatte erstellt werden“, kann ich nur bestätigen. Ich weiß gar nicht wo wir sonst den ganzen Erdaushub zwischengelagert hätten. Das ganze Grundstück sah aus, als wenn eine Bombe eingeschlagen hätte.
Bei mir wurde zwar schon das Haus eingemessen, aber der Baggerfahrer hatte es echt drauf und ist gut an den Markierungen vorbei gefahren. Lediglich eine Markierung musste neu gemacht werden.
Vom Zeitaufwand her haben wir am ersten Tag 10 Stunden für Grabenaushub, Kollektorverlegung und die ersten 50 cm verfüllen gebraucht. Am zweiten Tag haben wir dann in 8 Stunden den Rest verfüllt und das Grundstück wieder begradigt.
Zwei Tage später haben wir dann nochmal 2 Stunden für die Hauseinführungen gebraucht.
Zur Slinkyverlegen muss ich auch noch was sagen.
Die Tabelle vom Grabenmaltool haut gut hin, allerdings haben wir anscheinend nicht oft genug in Teilabschnitten die Längen kontrolliert und hatten zum Ende hin ein paar Meter zu viel übrig. Ich hatte zwar auch Holzlehren mit den Abständen erstellt, aber vieles macht man später doch nach Augenmaß. Wir haben dann zum Teil die Kabelbinder wieder geöffnet und die Slinkys enger verlegt. Es ging dann auch nur noch nach Gefühl und wir haben uns danach gerichtet, wieviel Meter wir am Ende brauchen. Hat auch geklappt, jedoch liegen ein paar Meter im letzten Graben jetzt enger als geplant.
Als Tipp: Kontrolliert öfter den Rohrverbrauch auf Teilabschnitten!
Ich freue mich schon, wenn es soweit ist und die WP in Betrieb genommen werden kann.
Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten und davon berichten.
Als Abschluss nochmal vielen Dank an alle die zu meinem Grabenkollektor beigetragen haben, ob in der Planung oder Hilfe vor Ort. Ohne euch wäre es sicher anders abgelaufen.
Viele Grüße
Alex