Moin,
die letzten Tage wurde mein Garten umgekrempelt. Nun liegen dort Solerohre für den Anschluss Sole-WP. Aber beginnen wir vorn:
Voraussetzungen:- Altbau bisher geheizt mit
Luft-WP (Nibe F600, Außenluft +
Abluft) + Split-Klima
- Standort östlich von Hamburg, Norm-AT = -12 Grad
- Heizlast ca. 7 kW auf dem Papier, Realität maximal 5 kW
- Boden ist irgendwas zwischen trockenem und lehmigem Sand
-
Grundwasserstand tiefer als 4 m
- Ca. 300 m² nutzbare Rasenfläche
- Kein weiterer Platz zum Lagern des Aushubs
-
Wasserschutzgebiet III, also Kollektor unter Auflagen mit Genehmigungspflicht
Wasserschutzgebiet:Hamburg Wasser entnimmt in der Umgebung an mehreren Stellen Grundwasser - allerdings aus ca. 80 m Tiefe, so dass gegen den Willen von Hamburg Wasser eine Genehmigung erteilt wurde, da genügend dicke dichte Schichten zwischen dem Kollektor und der Grundwasserentnahme liegen. Es gibt einige Auflagen, die direkt die Kollektorplanung und die Materialbeschaffung betreffen:
- Die Solerohre dürfen im Garten nicht verbunden oder geschweißt werden
- Kollektortiefe maximal 2 m
- Druckwächter im Solekreis erforderlich
- Sole muss auf der
LAWA-Liste stehen
Kollektorplanung:Wegen der nur schwierig nutzbaren Gartenfläche und dem problematischen Boden habe ich mich für die gerade Verlegung der Solerohre in mehreren Lagen entschieden. Dabei kann der Graben in Teilstücken ausgehoben werden. Als Besonderheit ist kein Ringgraben entstanden, sondern stattdessen ein Stichgraben, der oben in 1 m Tiefe das kalte Ende und unten in 2 m Tiefe das warme Ende aufnimmt. Mit Rohrverlegung vom Wendepunkt aus lassen sich die
Rohre in einem Stück verlegen, ohne dass geschweißt werden muss. Trotzdem kann der Graben in Etappen realisiert werden.
Der
Grabenplan zeigt nur eine Lage. Die Leistungsberechnung des TrenchPlanners ist nicht für diesen Spezialgraben ausgelegt, deshalb kann der Wert ignoriert werden.
Geplant wurde der Graben mit durchgängig 60 cm Breite (bis auf den Wendepunkt), real ist der Graben an verschiedenen Stellen durch einbrechende Grabenwände etwas breiter geworden.
Die Simulation des Doppelstockkollektors ergibt bei 6 kW Heizlast und trockenem Sand eine minimale Soletemperatur von -2/-5 Grad, also alles im grünen Bereich.
Arbeitsplanung:Vorher schätzten der Baggerfahrer und ich unabhängig voneinander ungefähr 2,5 bis 3 Tage für dieses Projekt, wenn der Bagger nicht zu mini ist. Für die Rohrverlegung und das Drumherum konnte ich neben mir meinen Sohn und meinen Vater rekrutieren - ein
Generationenprojekt ;-)
Rohre:Für den Graben habe ich 3 x 200 m 40er Rohr verwendet. Das 40er Rohr, um trotz des schlechten Bodens durch den größeren Wärmetauscher noch ein wenig
Temperatur zu gewinnen. Bei gerader Verlegung ist das ganz gut handhabbar. Nachteil ist dabei allerdings, dass spitze Winkel im Grabenverlauf damit nicht machbar sind.
Die Solehydraulik lässt leider keine turbulente Strömung zu, was aber dank der großen Wärmetauscherfläche der Rohre, dem niedrigen Druckverlust und der modulierenden Wärmepumpe keinen wirklichen Nachteil darstellt.
Ablauf - Tag 0:Am Abend vor dem Start wurde der Bagger geliefert. Ein
Kubota KX057-4 mit ca. 5,5 t Einsatzgewicht, Ketten und 46 ps - das Maximum, das in unserem Altbaugarten Sinn macht. Der Bagger hatte zwei Schaufeln dabei, eine mit 60 cm Breite und eine zum Verfüllen mit 1,5 m Breite.
Tag 1: Um 7:30 Uhr ging es los mit der Besprechung des Grabenverlaufs mit dem Baggerfahrer (danke, Ralf, für Deine gute Arbeit). Vom Wendepunkt aus startete der Bagger dann entlang der
Terrasse. Knochentrocken der Boden, auch wenn teilweise feineres Material als reiner Sand gefunden wurde. Die Terrasse wurde prompt um 50 cm verkleinert wegen einbrechender Grabenwände. Dank des langen Baggerarms ließ sich der größte Teil des im Graben gelandeten Sandes wieder aus dem Graben entfernen. Hält aber auf...
Um 9:30 Uhr wurden dann Just-In-Time die Rohre geliefert. Diese mussten vor der Verlegung erstmal vorbereitet werden: Von den 200 m pro Ringbund mussten 100 m abgenommen und neu gebündelt werden, damit ab Wendepunkt (Mittelpunkt der Rohre) verlegt werden kann. So entstanden aus jedem Ringbund zwei Ringbunde mit Verbindung in der Mitte.
Da der Bagger währenddessen schon bei Teilstück K angekommen war konnte die tiefe Lage (in 2 m Tiefe) bis hier verlegt werden. Das natürlich ohne den Graben zu betreten, stattdessen haben wir lange Latten verwendet, um die Rohre auf dem Boden des Grabens zurechtzurücken und zu fixieren bis ein paar Schaufeln Sand drauf lagen.
Der Bagger hob währenddessen die Teilstücke K, J, I und zur Hälfte H aus, so dass dann die tiefe Rohrverlegung bis dort fortgesetzt werden konnte. Und nun kam das nächste Problem: Die Aushubmassen waren zu groß um zum Wendepunkt zurückkehren zu können und von dort aus verfüllen zu können. Deshalb war eine leichte Umschichtung notwendig - zum Glück nicht viel. Dann verfüllte der Bagger (mit der breiten Schaufel) von N bis halb H mit einem Meter und drückte mit der Schaufel ein paar Mal fest.
Nun konnten wir am Wendepunkt (Teilstück O) das Rohr von der unteren Lage in einer Schlaufe hochführen in die obere Lage in 1 m Tiefe und die anderen Hälften der Ringbunde für die Verlegung in 1 m Tiefe nutzen bis zum Anfang von Teilstück H. Dann noch ein wenig Sand/Erde drauf, damit die Warnbänder verlegt werden konnten und die Teilstücke O - I konnten wieder geschlossen werden. Um 19:00 Uhr war es dann zu dunkel und für die Weiterarbeit.
Tag 2:Beginn wieder um 7:30 Uhr. Nun funktionierte die Verlegung sehr gut bis auf größere Einbrüche der Grabenwände entlang der Teilstücke F/G und B. Kein Problem, der Baggerarm war lang genug um damit umzugehen, denn das Abbrechen der Grabenwände passierte nur, wenn in unmittelbarer Nähe gebaggert wurde. Danach standen die Wände stabil bis die Rohre drin waren. Allerdings haben wir uns auch Mühe gegeben, dass zwischen der Freilegung des Grabenbodens und dem Verlegen der Rohre nur wenige Stunden vergehen.
Dank der sommerlichen Temperaturen ließ sich das Rohr gut verarbeiten und auch unter dem Regenrohr (Teilstück D) hindurchziehen. Dabei ist es wichtig, immer dem Willen des Rohrs zu folgen und niemals gegenan zu biegen. Entspannung ist für das Rohr absolut wichtig - da hier noch ca. 25 Rohrmeter pro Ringbund übrig waren muss unser Tanz mit dem Rohr für die Nachbarn wirklich seltsam ausgesehen haben.
Teilstück A und der Anfang von B wurden dann als eigene Etappe realisiert, da vorher zu viel Sand im Hintergarten lag. Das Teilstück B war sehr instabil und wurde deshalb teilweise breiter als 1 m. Mit genügend Abstand zu den Versorgungsleitungen war die Arbeit des Baggers hier beendet. Die Rohrverlegung bis zur Mitte von Teilstück A konnte dann bis ca. 18:30 Uhr abgeschlossen werden.
Tag 3:Ab 8:30 Uhr wurde mit dem Bagger der Garten noch weiter eingeebnet und die Graben-Teilstücke verdichtet. Das dauerte nur 1,5 Stunden, so dass der Bagger um 10:00 Uhr wieder zum Vermieter transportiert wurde.
Ab 9:00 Uhr bis 14:00 Uhr haben wir dann die Versorgungsleitungen unterquert und den Weg bis zur Kellerwand geschaufelt. Dort warten die sechs Rohrenden nun auf die
Kernbohrungen und Anschluss an die neue WP.
Aufwand: - Der Bagger war insgesamt 22 Stunden aktiv
- Zusätzlich haben mal zwei bis drei Personen den Grabenverlauf festgelegt, den Graben vermessen und die Rohre und das Warnband verlegt und fixiert und den Weg bis an den Keller ran gebuddelt. Hier kommen insgesamt 58 Stunden zusammen
Fazit: - Die Gartenwende ist anstrengend, aber lohnt sich.
- Sandboden kann tückisch sein - es ist wirklich wichtig die Sicherheitsvorschriften zu beachten und den Graben nicht zu betreten.
- Rohrverlegung vom Rand aus klappt bei gerader Rohrverlegung sehr gut. Man braucht nur mehrere lange Latten, um das Rohr im Graben gut fernsteuern und fixieren zu können.
- Sommerliches Wetter ist sehr hilfreich.
- Auch im Altbaugarten den Bagger so groß wie irgend möglich wählen, damit es nicht endlos dauert.
Gleich sende ich noch ein paar Bilder. Fortsetzung folgt, wenn die WP angeschlossen wird. Das dauert noch ein paar Wochen.
Viele Grüße
crink