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04.09.2020 12:53:01 |
Hallo, nachdem ich nun 6 Jahre lang ein EFH aus Anfang der 80ziger kernsaniert habe, und dabei die Themen Hausautomatisierung, KWL, Wärmepumpe und Dachdämmung realisiert habe, beschäftige ich mich derzeit mit den Möglichkeiten eines Mehrfamilienhaus Neubaus. Dabei ist mir der Anbieter Bio-Solar-Haus aufgefallen, der sehr niedrigen Energieverbrauch mit reduziertem Technikeinsatz und atmungsfähigen Baustoffen verspricht. Die Kernidee besteht aus einem Haus im Haus Konzept. Zwischen den Häusern gibt es eine gut isolierende Luft-Dämmschicht. Das innere Haus ist ausschließlich diffusionsoffen gebaut. Feuchtigkeit soll durch die innere Hülle in die Luftschicht entweichen, und durch definierte Lüftungsöffnungen der äußeren Haushülle die Struktur verlassen. Eng gelegte Wand- und Deckenheizung wirken für gute Wärmeverteilung. Meine Fragen: 1. Hat hier jemand Erfahrung mit dem Anbieter und wenn ja, welche? 2. Gibt es Erfahrung zur Funktion dieses Konzept? 3. Warum und wie entweicht die intern entstehende Luftfeuchtigkeit in die Zwischenluftschicht? Ist feuchte Luft nicht schwerer als trockene Luft? 4. Warum fokussiert sich der Hersteller auf einen Holzofen inkl. Solarthermie? Es sind doch beides Energiequellen im Hochtemperaturbereich, die zu einer guten Senke kaum passen bzw. unnötig heruntergemischt werden müssen. Ich würde WP+PV bevorzugen. 5. Selbst wenn die Feuchtigkeit aufgrund der diffusionsoffenen Baustoffe abgeführt wird; ohne KWL muss ich über Fenster lüften. Damit entsorge ich doch ganz traditionell Wärme, um CO2 arme Luft zu erhalten. Wie gelangt neue nach dem Konzept Frischluft ins innere Haus? Eine technikarme Hausrealisierung interessiert mich schon. Während unserer Sanierung haben wir zahlreiche Bausünden und Fehler gefunden, die es mühsam zu beseitigen galt. Ich würde mich über ein paar Antworten freuen. Handelt es sich hier um Marketing oder valides Konzept? Danke vorab und viele Grüße Christian
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04.09.2020 13:05:55 |
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04.09.2020 13:54:15 |
Die Suchfunktion bringt einige Einträge: KLICK |
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07.09.2020 17:44:32 |
Hallo, Zitat von KleinTheta  Die Suchfunktion bringt einige Einträge: KLICKja, hab ich mir angesehen. Nachrichten aus dem Forum sind doch eher alt. Für- und Wider werden auch in alten Postings behandelt. Jedoch sehe ich keine unmittelbaren Antworten auf meine Fragen. Besonders die Frage nach der Belüftung reizt mich. Ohne KWL muß doch auch ein Haus in Haus aktiv belüftet werden. Also Fenster auf und Energie raus. Und so werden 25 kWh/qm erreicht? Mit PV und WP wäre das Konzept einer "technikarmen" Hausrealisierung durchaus interessant. Doch mir fehlt entweder der letzte Kick zum Verständnis oder dies ist der kritische Punkt, der das Konstrukt torpediert. Viele Grüße Christian
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28.09.2021 14:54:31 |
Hallo, mir gefällt sehr am Bio-Solar-Haus der geringe Wartungsaufwand über die Jahre, vorallem dass man keine Lüftungsanlage benötigt. Frische Luft kommt wohl herein weil nicht so dicht wie Passivhäuser. Gute trockene Luft hat man da. Die Bio-Solar-Haus-Architekten scheinen mehr Bauingenieure zu sein, ohne Interesse an Ästhetik, ist mir aufgefallen. Dass die Behaglichkeit einer Wandheizung der Hammer sein soll glaube ich gleich, im Sommer ist man tatsächlich mit einer viel niedrigeren Lufttemperatur zufrieden, während man im Winter wegen der Kälte ausstrahlenden Wände, vorallem Badezimmerfliesen, leicht fröstelt. PV + PV-Heizstab im drucklosen Hygienspeicher + wasserführender Holzofen für den Winter ist wohl die einfachste und wartungsärmste Möglichkeit zu heizen. Wärmepumpe macht Lärm und ist eine Mechanik die verschleißt (hält nur 10 bis 20 Jahre). Andererseits holt die Wärmepumpe angeblich das 3fache an Wärme aus einer Kilowattstunde Strom, der PV-Heizstab wandelt 1 kWh Strom in etwas weniger als 1 kWh Wärme und speichert diese im Heizwasserpuffer bzw. Brauchwasserboiler. Holzvergaserofen gibt es sogar fürs Wohnzimmer, also für den Wintergarten im Bio-Solar-Haus. Damit verbrennt das Holz besonders sauber und effizient. Aber es verbrennt zu CO₂, wenn auch kein fossiles CO₂. Ganz ohne CO₂-Ausstoß heizen fände ich besser. Das geht nur mit Ökostrom. Im Winter reicht der PV-Ertrag wohl nicht, auch nicht mit einer effizienten Wärmepumpe. Wobei ich mir diesbezüglich nicht sicher bin, weil meine 8 kWp PV-Anlage liefert im Winterhalbjahr (Okt.-Apr.) 3000 kWh Strom. Bio-Solar-Haus funktioniert auch ohne Holzofen im Wintergarten. Für ein CO₂-negatives Plusenergiehaus reicht der PV-Ertrag im Winter vermutlich nicht. Strom einkaufen ist viel teurer als Holz. Stromspeicher sind noch recht teuer, Akkupreise allerdings im freien Fall (-87 % 2010-2020, -80 % 2020-2030 erwartet). Saisonalspeicher für das Eigenheim zu teuer. Keller ist teuer und bringt Kälte ins Haus, andererseits bei den hohen Grundstückspreisen evtl. doch lohnend im Untergeschoss eine Wohnung mit eigenem Zugang einzurichten. Auch das Haus so bauen dass man es später in zwei Wohnungen teilen kann ( Trittschall, Küchen und Badezimmer Anschlüsse legen). Fazit für mich: Ich will ein Bio-Solar-Haus mit PV-Heizstab und wasserführendem Holzvergaserofen mit Wandheizung, drucklosem Hygienespeicher (möglichst im Badezimmer um keinen Platz an einen Technikraum zu verschwenden) mit Einbauschränken als Innenwände und Fenstern bis zur Decke im EG für viel Helligkeit. Etwas barrierefrei, also größere Türen und ebenerdige Zugänge im EG. Statt einem Gästeklo ein vollwertiges Dusch-Badezimmer. Viele Grüße, Martin
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| Zeit:
28.09.2021 15:20:02 |
Zitat: Andererseits holt die Wärmepumpe angeblich das 3fache an Wärme aus einer Kilowattstunde Strom
Warum ANGEBLICH? Die WP benutzt eine Kilowattstunde Strom, um deutlich mehr als eine KWh Wärme aus der Umwelt von einem niedrigeren auf ein höheres Temperaturniveau zu befördern. Eine AZ von 3 ist grottenschlecht und sollte nicht erwogen werden. Gute Erdwärmesysteme laufen in der Praxis mit ca. 6. Aus einer KWh Strom und fünf KWh Wärme auf niedrigem Temperaturniveau aus der Umwelt werden 6 KWh Heizwärme im Haus. Was alles andere angeht: Ich würde 2021 keinen Neubau mehr errichten, in dem irgendetwas verbrannt wird. Neben dem CO2-Ausstoß gibt das Schadstoffe, die früher oder später zu erheblichen Mehrkosten oder zu Verboten führen würden. Auch der Feinstaubausstoß von Holzheizungen wird sicherlich nicht mehr beliebig lange toleriert... Zitat: Strom einkaufen ist viel teurer als Holz.
Realistisch betrachtet reden wir bei einem EFH aber über sehr geringe Mengen. Wir beheizen unsere 215 qm KFW55 (also alles andere als ein Passivhaus) mit je nach Wetter 1700-1900 KWh Strom im Jahr. Da ist Heizung UND Warmwasser dabei und ein nicht gerade kleiner Anteil davon (vermutlich 30-40%) kommt von der eigenen PV. Wenn man das in Geld umrechnet, landet man bei Beträgen, die andere als Heizkosten für eine kleine Mietwohnung im Monat zahlen.
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28.09.2021 16:13:19 |
Meine Luft- Wasser-Wärmepumpenheizung hat keine Wärmemengenzähler (ist evtl. üblich). So kann ich nicht nachprüfen wie effizient letzten Winter bei -15 Grad Celsius die Wärmepumpe gearbeitet hat. Bei gut gedämmten Neubauten muss die Wärmepumpe nur eine Temperatur etwas über der Raumtemperatur für die Flächenheizung liefern. Es gibt wohl keine effizientere Heizung. Geräuschentwicklung und Haltbarkeit der Wärmepumpe sind halt Nachteile. Sehr interessant finde ich die wasserlose Heizung eines Freundes. Das Haus ist so gut isoliert, dass es im Wohnzimmer im Winter durch die Sonneneinstrahlung sogar zu heiß werden kann. Eine Lüftungsanlage die mittels Heizdraht in jedem Zimmer heiße Luft reinblasen kann. Minimale Stromkosten pro Jahr. Kein Pufferspeicher, kein Heizungswasser. Auch geil sind viele Jahrhunderte alte Häuser mit einem Grundofen der sämtliche Innenwände erhitzt. Benötigen nicht viel Holz und halten die Wärme sehr lange. Bekannte mit wenige Jahre jungen sehr effizient gedämmten Häusern beschweren sich dass trotz Sommerbypass bei einer längeren Hitzewelle man die Wärme aus dem Haus nicht mehr rausbekommt und es immer wärmer wird. Beim Biosolarhaus sei das nicht der Fall weil bessere physikalische Eigenschaften, der U-Wert sei nicht alles, der richtige Dämmstoff müsse eine niedrige spez. Wärmeleitfähigkeit und eine niedrige Temperaturleitzahl haben. Holz soll mit 4 Cent pro kWh Wärme am günstigsten sein. Strom kostet leider mittlerweile 30 Cent pro kWh. Selbst wenn die Wärmepumpe stets das 5fache an Wärme rausholt, sind das immer noch 6 Cent pro kWh. Okay, das "viel teurer" bezieht sich auf mein nichtisoliertes Mehrfamilienhaus wo die Vorbesitzer sich eine Wärmepumpe ohne Pufferspeicher andrehen haben lassen, mit gewöhnlichen Heizkörpern im Obergeschoss, obwohl Gasanschluss im Haus und Gaspreis war im Keller bei fast nur 5 Cent. Was mich tröstet ist dass ich CO₂-neutral heize.
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| Zeit:
28.09.2021 16:28:10 |
Zitat: So kann ich nicht nachprüfen wie effizient letzten Winter bei -15 Grad Celsius die Wärmepumpe gearbeitet hat.
Dieser Betriebspunkt ist irrelevant. Das kommt im Jahr an einer Handvoll von Tagen vor. Viel wichtiger ist, dass die Anlage an den vielen, vielen anderen Tagen, an denen es nicht so kalt ist, richtig effizient läuft. An den fraglichen Tagen bei unter -15C lief meine Solemaschine mit einer AZ von etwas über 4. Zitat: Geräuschentwicklung und Haltbarkeit der Wärmepumpe sind halt Nachteile.
Meine SWP ist meist nicht lauter als ein Kühlschrank. Wenn es doch mal deutlich kälter wird, dann wird sie auch etwas lauter, aber es reicht, die Tür des Heizungsraums zu schließen und schon hört man sie nicht mehr. Zitat: Bekannte mit wenige Jahre jungen sehr effizient gedämmten Häusern beschweren sich dass trotz Sommerbypass bei einer längeren Hitzewelle man die Wärme aus dem Haus nicht mehr rausbekommt und es immer wärmer wird. Da gibt es zwei Gegenmittel: Solemaschinen können wunderbar passiv kühlen. So halten wir unseren Neubau um Sommer bei ca. 23C. Die Kälte kommt aus der Erdwärmebohrung und wird über einen Wärmetauscher in die FBH eingebracht. Außer Pumpenstrom (ca 20W) braucht man nichts. Bei uns sind das bei extensiver Nutzung über einen ganzen Sommer etwa 50-60 KWh Strom. Mehr als die Hälfte kommt von der PV-Anlage... die Energiekosten liegen also bei unter 10 Euro pro Sommer. Luftwärmepumpen können aktiv kühlen, also mit Kreislaufumkehr. Wenn man das mit PV-Strom macht (wenn es heiss ist, scheint meist auch die Sonne), dann ist das auch ökologisch vertretbar. Ich würde einen Neubau weder mit der Verbrennung von irgendwas heizen noch darauf verzichten, mir auch über eine Möglichkeit der Kühlung im Sommer Gedanken zu machen.
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28.09.2021 18:17:40 |
Danke für die Informationen. Besonders die Kühlung ist interessant. Wird es dann nicht feucht im Haus bzw. feucht an den gekühlten Flächen?
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28.09.2021 19:16:26 |
Zitat: Wird es dann nicht feucht im Haus bzw. feucht an den gekühlten Flächen?
Nein. Wenn ich bei einer Raumtemperatur von 22-23C und einer Luftfeuchtigkeit von 50-60% die FBH mit einem VL von 18C laufen lasse, dann unterschreite ich nirgends den Taupunkt. Einen niedrigeren VL nutze ich nicht, aber wenn man das konsequent laufen lässt und frühzeitig startet, dann funktioniert das richtig gut. Im Schnitt ziehe ich in einem Sommer etwa 2000 KWh Wärme aus dem Haus und schiebe sie in die Tiefenbohrung. Die Kühlleistung liegt dabei bei ca. 1700-2000W, was vollkommen ausreicht, wenn man darüber hinaus auch vernünftig beschattet. Was das System nicht kann: Man kommt in die viel zu warme Wohnung und will sie in Kürze runterkühlen. Man muss stattdessen die Passivkühlung schon starten, wenn es anfängt, warm zu werden und dann durchlaufen lassen. Das ist aber bei dem geringen Stromverbrauch kein Thema.
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18.10.2021 22:33:06 |
Zu Frage Nr 3 "Ist feuchte Luft nicht schwerer als trockene Luft?" Wasserdampf ist ca 300g leichter als Luft (pro m3). Bei 20° hat Luft 1.2kg/m3 und Wasserdampf 0.9kg/m3. chemie.de/lexikon/Liste_der_Dichte_gasförmiger_Stoffe.html Im Winter seien am Übergang Wintergarten/Haushinterlüftung Luft- geschwindigkeiten von bis zu 0.5m/s möglich. (1.8km/h) C. Grilz 2012
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28.12.2024 15:56:15 |
Hallo Christian , wurde was aus deiner Planung zum BSH? Konntest du Antworten zu deinen Fragen, die mich grad ebenfalls interessieren, finden? freue mich auf deine Rückmeldung
mfg Stefan
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