Hallo zusammen,
aufgrund der teilweise haarsträubenden Berichte, die man im
Internet über die Eignung von Wärmepumpen im Altbau so liest, wollte ich mal kurz über unsere bisherigen Erfahrungen beim Einsatz einer
Luft-Wasser-Wärmepumpe im Altbau meiner Eltern berichten:
freistehendes Einfamilienhaus, Baujahr 1961, 130m2 Wohnfläche in Hochpaterre und Souterrain, bisher alte Doppelverglasung, 2
Fenster sind sogar einfach verglast,
letzte größere Sanierungsmaßnahmen 1982 (Fenster)
keine Dämmung, energetischer Zustand 1961
Standort: Nordeifel
bisherige Heizung: Ölheizung 20 kW mit Öltank 5000 Liter, Ölverbrauch ca. 2000 - 2500 l/a, Rippenheizkörper aus 1961, hydraulischer
Abgleich wurde nie durchgeführt
Juli 2021 => mehrfach Hochwasser, ganzer Keller und unterer Wohnbereich 2x überflutet, dabei auch komplette Ölheizung zerstört, Öltank beschädigt, aber nicht ausgelaufen
ab August / September 2021 haben wir uns mit der Thematik der Erneuerung der Heizungsanlage beschäftigt. Nach intensiver Recherche und Vor-Ort-Besichtigungen mehrerer Fachfirmen und einem wirklich guten
Energieberater haben wir uns für eine Luft-Wasser-Wärmepumpenanlage entschieden und grob zusammengefasst folgende Vorgehensweise durchgeführt:
- Durchführung einer
Heizlastberechnung (für jeden Raum)
- Auslegung von Niedertemperatur-Heizkörpern (3-Platten) für jeden Raum für möglichst tiefe
Vorlauftemperaturen
- Auslegung der Wärmepumenanlage,Festlegung auf Weishaupt Biblock WBB12 A-RMD-AI
- Installation eines Fundaments für das Außenaufstellgerät,
- Anpassung der Hauselektrik (2. Zählerplatz)
- Installation der Wärmepumepenanlage
- Austausch aller Heizkörper von alt auf Niedertemperatur-Heizkörper inkl.
Thermostatventilen
- Durchführung hydraulischer Abgleich
- Inbetriebnahme der Heizung Ende September 2022
- Kosten ca. 47.000,- Euro inkl. allem, Förderung Bafa = 50%, städtische Förderung 2.000,- €
Die Anbindung an das WEM-Portal erfolgte erfolgte leider erst im Februar 2023, so dass die Anlage bis dahin in dem Zustand lief, wie sie vom Heizungsbetrieb grundeingestellt wurde. Dennoch können wir folgendes bestätigen:
- das Haus wird angenehm warm (trotz des schlechten energetischen Zustands)
- die Anlage läuft sehr leise, im Haus praktisch nur im Aufstellraum im Keller hörbar, außen bis ca. 1 m Abstand leises Betriebsgeräusch zu hören, kein Vergleich zur alten Ölheizung
- JAZ während der vergangenen
Heizperiode = ca. 3
- Stromverbrauch für letzte Heizperiode = 7000 kWh
- Wärmeerzeugung = 20.000 kWh
- die elektrische Zusatzheizung (Heizstab) wurde nicht benötigt)
- Heizkennlinie auf 1,0 eingestellt, Thermostat-Ventile aller Wohnräume (alle Räume außer Schlafzimmer und Keller) auf 4-5 aufgedreht
- Raumsoll auf 21,5° eingestellt
-
Temperatur-Differenz Vorlauf-Rücklauf ergibt sich zu 4 K
Zwar war der Winter relativ mild, aber auch an den kalten Tagen (< 0°C) ist die Vorlauftemperatur nicht über 45°C gestiegen.
Die Taktung der Anlagen war in der Grundeinstellung des Herstellers recht hoch (ca. 8 -10 pro 24h). Mit der Anbindung an das WEM-Portal habe ich die Anlage besser eingestellt und an kälteren Tagen Taktung Null erreicht.
Eine energetische Sanierung des Hauses wird in der Zukunft erfolgen, aber das war für meine Eltern nach dem Hochwasser schlicht zu viel und ihnen nicht zuzumuten, deswegen haben wir uns für den Einbau der Wärmepumpenanlage vor Sanierung entschieden.
Insgesamt sind wir mit unserer Anlagen sehr zufrieden. Ich habe bereits Heizkörperverstärker gekauft, die ab der nächsten Heizperiode unter die neuen Heizkörper gesetzt werden und von denen ich mir erhoffe, die Vorlauftemperatur an den kalten Tagen noch weiter reduzieren zu können, so dass der Stromverbrauch noch etwas reduziert werden kann.
Bei Interesse werde ich gerne berichten.
Ich wollte unsere Erfahrungen hier berichten, weil wir während der Entscheidungsfindungsphase leider sehr viel Mist über Wärmepumpenanlagen gehört habe. so z.B.:
- das wird nie funktionieren, ihr müsst zuerst das ganze Haus für 200.000 € sanieren
- Ihr werdet 1000,- € pro Monat an Stromkosten haben und trotzdem im Winter frieren
- Ihr müsst zwingend eine Fußbodenheizung haben, ohne die wird es nicht funktionieren
- die Anlagen sind so laut, dass Ihr nachts nicht schlafen könnt, Eure Nachbarn werden Euch verklagen
- Ihr werdet daran pleite gehen
und so weiter (ich könnte darüber noch viel erzählen)
Wir hatten etwas Glück, dass wir einen guten
Energieberater und eine gute Heizungsfachfirma gefunden haben, die das Projekt mit einer guten Planung erfolgreich umgesetzt haben. Es kommt auf folgende Reihenfolge an:
Heizlastberechnung für jeden zu beheizenden Raum - Auslegung der Heizkörper für jeden Raum auf niedrige Vorlauftemperaturen - erst dann Auslegung der Wärmepumpenanlage und Auswahl einer geeigneten Wärmepumpenanlage - nach Installation Durchführung eines hydraulischen Abgleichs
Wenn man diese Reihenfolge einhält, dann funktioniert es auch im Altbau ohne Fußbodenheizung.
Wenn jemand noch mehr über unsere Erfahrungen wissen möchte, dann stehe ich gerne zur Verfügung.
Gruß
Boris