Hallo,
bekanntlich ist im Neubau und insbesondere bei Mehrfamilienhäusern* die Planung einer effizienten Heizung das kleinere Problem, das Warmwasser stellt dagegen ein großen Problem dar.
Wärmepumpen, eingeschränkt aber genauso
Brennwertthermen, sind bei niedrigeren VLT effizienter. 45°C warmes
Wasser würde für die meisten Nutzungen reichen, allerdings ist die rechtliche Situation meist so, dass am Speicherausgang 60°C, beim Nutzer 55°C ankommen müssen. Das soll einen
Legionellenbefall verhindern.
Eine zentrale
Frischwasserstation ist eher keine Lösung, da dort die gleichen Vorgaben gelten. Ich möchte aber etwas bezweifeln, ob die
Temperaturen bei der zentralen FriWa bei regelmäßiger Nutzung wirklich nötig sind.
Ein möglicher Ausweg sind dezentrale FriWas (
Wohnungsstationen), so dass innerhalb der Nutzungseinheit kein Speicher und weniger als 3l Leitungsinhalt vorhanden sind. Alternativ können dezentrale DLE eingesetzt werden, so dass auch die Zirkulationsverluste entfallen (die den JAZ Vorteil der WP gegenüber dem DLE oft eliminieren). Der Aufwand steigt damit allerdings deutlich, die Baukosten werden wieder höher. Trotz Entfall der Warmwasserleitungen sind dezentrale DLE eher teurer als die zentrale FriWa, Wohnungsstationen sind es sowieso.
Shiko80 hat in einem anderen Thread diesen Artikel verlinkt:
https://www.partnerfuerwasser.de/blog/gefahr-von-legionellen-in-dezentraler-trinkwassererwaermung/
"Dass dezentrale
Trinkwassererwärmer zu einer Belastung der Trinkwasserhygiene beitragen können, wurde vom Medizinaluntersuchungsamt am Klinikum Kiel durch die Untersuchung einer
Appartementanlage mit 84 Wohneinheiten festgestellt. Dabei ergab die Untersuchung, dass in mehr als der Hälfte der Wohnungen die Keimzahl über dem technischen Maßnahmenwert der Trinkwasserverordnung lag. Bei 12 Prozent der Wohnungen wurde der Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 10.000 KBE pro 100 ml überschritten. Jedoch konnte kein Zusammenhang mit einer erhöhten Anzahl an Legionellen im Warmwasser, mit Stagnation, der Nutzung oder Leerstände der Wohnungen oder einer Temperatur über beziehungsweise unter 50 Grad Celsius am Durchlauferhitzer festgestellt werden. Der Schluss, der daraus gezogen wurde, war, dass die dezentralen Trinkwassererwärmer an sich unsicher bezüglich der Hygiene des Trinkwassers sind."
Legionellen wurden also bei über 55°C als auch darunter, mit und ohne Stagnation gefunden. Prima... ;-)
Die Website wird nicht neutral sein, immerhin wollen sie ihre Produkte/Beratung verkaufen. Allerdings hat sich auch das Umweltbundesamt dazu geäußert (https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/374/dokumente/mitteilung_dezentral_tw_erwaermung.pdf), hier noch SBZ Online: https://www.sbz-online.de/trinkwasserhygiene/neues-zur-dezentralen-trinkwassererwaermung
Ich will nicht zum wiederholten Male im Detail diskutieren, ob DLE, zentrale FriWa oder dezentrale FriWa der Königsweg sind, mich würde vielmehr generell interessieren, wie mit dem Thema umgegangen werden sollte, das immerhin für einen großen Anteil des
Energieverbauchs von Neubauten verantwortlich ist.
In den USA sind anscheinend noch viel höhere Warmwassertemperaturen vorgeschrieben, die Herausforderung das mit WP zu bewerkstelligen, steigt dann nochmal enorm. Sollte man vielleicht eher vereinzelte Legionellenbefälle in Kauf nehmen, nachdem das sowieso kaum vorkommt / selten zu schweren Beschwerden führt?
*eigentlich genauso im EFH, aber dort gibt es die rechtlichen Vorgaben zur Legionellenprüfung nicht