Hallo Jürgen,
ich wollte mit dem Beispiel ja niemanden erschrecken, sondern nur darauf hinweisen, daß man mit dem "
Wärmebereitstellungsgrad" alleine sehr vorsichtig sein muß.
Wie erwähnt, ist die
Primärenergieersparnis diejenige Größe, welche eine eindeutige Aussage über die Güte einer WRG beinhaltet. Da diese jedoch kaum mitgeteilt wird (oekoluefter tut das aber!), muß man versuchen, aus den spärlichen lückenhaften technischen Angaben diese wesentliche Größe sich zu abzuleiten.
Was man dazu braucht, sind dann folgende Angaben, die man sich irgendwie beschaffen muß. Gleichzeitig muß man aufpassen, ob die genannten Größen alle für einen einzigen Betriebspunkt gelten, oder ob man die jeweils bestaussehenden Werte bekanntgegeben hat:
1.Beispiel: Angegeben 0.36 Wh/m³ oder 0.36 W/m³h. Dieser Wert wird gerne für den minimalen
Luftstrom genannt, weil er da am kleinsten ist und bezeichnet den spezifischen elektrischen
Energieverbrauch für die Förderung von 1m³ Luft (jeweils
Zuluft und
Abluft zusammen, also je m³ Nutzluft). Oft wird auch nur die elektrische Aufnahmeleistung e i n e s
Ventilators genannt. Diesen Wert muß man dann natürlich verdoppeln. Egal, welche Angaben man dann findet, wenn kein zugehöriger Volumenstrom genannt ist, soll man annehmen, daß dieser genannte Wert nur für den günstigen niedrigsten Volumenstrom gilt.
Findet man also: Volumenstrom 90-130 m³/h und irgendwo noch 0.36 Wh/m³ gilt dies für die 90 m³/h. Das Gerät hat dann bei 90 m³/h eine Aufnahmeleistung von 0.36 x 90 = 32.4 Watt. Je nachdem muß man noch sehen, bei welchem Gegendruck der Wert angegeben ist. Wenn für das gesamte Gerät eine spezifische Leistungsaufnahme von 1Wh/m³ vorliegt, bedeutet dies, daß durch die Stromaufnahme nach dem Ventilator die Luft sich um 1.5°C erwärmt hat (in jedem Zweig!).
Wenn der Volumenstrom gegeben ist und die zugehörige el. Aufnahmeleistung, kann der die spezifische Leistungsaufnahme ermittelt werden: z.B. bei 100 m³/h 40 Watt = 0.40 Wh/m³.
2.Beispiel: Wenn von Wirkungsgrad oder auch
Temperaturwirkungsgrad die Rede ist, kann man getrost annehmen, daß dies der
Wärmebereitstellungsgrad ist. Gut sehen kann man das, wenn von trockenem Wirkungsgrad die Rede ist, also ohne Kondensationsmöglichkeit gemessen wurde. Bei Kondensation liegt der Wärmebereitstellungsgrad immer höher als trocken.
3.Beispiel: Der Wärmebereitstellungsgrad ändert sich mit den Messbedingungen, es kommt also noch darauf an, ob der angegebene Wert für den (offiziellen) Messpunkt bei -3°C oder +4°C oder +10°C gilt. Auch hier können tolle Werte in den Prospekten stehen, die aber in Wirklichkeit überhaupt nicht zusammenpassen. Der Wert bei +4°C ist übrigends der, welcher die Jahresmittelwerte am besten wiedergibt.
Wenn der Wärmebereitstellungsgrad angegeben ist, muß man wissen, daß die Bezugsgröße hierfür immer der Energieaufwand für die t r o c k e n e Erwärmung der
Außenluft auf Ablufttemperatur gemeint ist.
Bei 100 % Wärmebereitstellungsgrad kommt die Zuluft also mit der Ablufttemperatur(=Raumtemperatur) an.
Bei einer WRG werden Energien ausgetauscht und bei der Güteberechnung werden deshalb auch Energien miteinander verrechnet und ins Verhältnis gesetzt.
Wenn nun Feuchte zurückgewonnen werden kann, macht sich dies energetisch natürlich stark bemerkbar, und deshalb kann dann durchaus auch ein Wärmebereitstellungsgrad von weit über 100 % erreicht werden.
Wieviel die Rückgewinnung der Feuchte ausmachen kann, kann man sich vorstellen, wenn man weiß, daß, will man die Zuluftfeuchtigkeit um nur 10 % anheben (bei 21°C), der Energieaufwand genausogroß ist wie wenn
man die Luft um zusätzliche 4°C erwärmen möchte.
Bei -3° C hat die Außenluft, wenn sie auf Raumtemperatur erwärmt worden ist, etwa eine relative Feuchte von nur noch 15%. Um sie auf 40% zu bekommen, was einigermaßen angenehm wäre, könnte man mit einem handelsüblichen Luftbefeuchter (z.B. Venta Luftbefeuchter) dies machen, aber die Luft kommt dann aus diesem Befeuchter um 10 °C abgekühlt raus.
Entsprechend würde der Raum abgekühlt und die Heizung muß deshalb diese Energie liefern.
Nach dieser langen Vorrede jetzt ein paar Hilfen, welche es einem gestatten können, die Primärenergieersparnis und damit die tatsächliche Güte einer WRG einzuschätzen, falls man die benötigten Daten aus den Prospekten herausgefischt hat. Übrigens ist diese Primärenergieersparnis direkt auch ein Maß für die Kostenersparnis, weil Stromkosten zu
Brennstoffkosten sich um den Faktor rund 3 unterscheiden, und derselbe Faktor bei der Stromverrechnung in der Primärenergieersparnis enthalten ist.
Was braucht man:
Wärmebereitstellungsgrad (%) und spez. Stromverbrauch (W/(m³/h) oder Wh/m³)
oder
Wärmebereitstellungsgrad, Volumenstrom (m³/h) und gesamte el. Leistungsaufnahme (W)
und alles für einen Messpunkt.
Der unten auftauchende Faktor "900" ist dabei zusammengefaßt 1.5°C/(Wh/m³)x2x3x (100%) , bedeutet also, um wieviel °C man 1m³ Luft mit dem im
Kraftwerk benötigten Brennstoff aufwärmen könnte, um diese 1 Wh elektrische Energie herzustellen.
Nach TZWL (Europäisches Testzentrum für Wohnungslüftungsgeräte) sind die Prüfpunkte bei -3°C, +4°C und +10°C jeweils 80% Feuchte und die zugehörende Raum(Abluft)emperatur 21 °C, die Abluftfeuchten 36%,46%,56%.
Die Formel ist unwesentlich vereinfacht, aber völlig ausreichend.
WBG in % eingeben.
Primärenergieersparnis (%) = (Wärmebereitstellungsgrad x dT - 900 x spez.Stromverbrauch) / dT
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bzw. dPE [%] = ( WBG x dT - 900 x Nspez ) / dT
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dT ist hierbei die jeweilige Temperaturdifferenz (Abluft - Außenluft)
bei Messpunkt 1 also 21 - -3 = 24°C, bei 2 21-4=17°C und 21-10= 11°C
Beispiel: WBG = 99 % bei +4°C, Nspez = 0.36 Wh/m³ : dPE = (99x17-900x.36)/17= 79.9 %.
Nocheins: WBG=76% bei +10°C, Nspez=0.20 Wh/m³: dPE = 59.6%
Und noch eins: WBG=129% bei +4°C, Vol=200m³/h, Nel=34W, Nspez=0.17: dPE= 120%
Das letzte Beispiel war ein Gerät bei maximalem Volumenstrom und Feuchterückgewinnung.
Oleg Stolz
oekoluefter.de