Als
TGA-Planer in einem Standort mit mehreren Firmen der chem. Industrie in "Ösiland" bin ich mit dieser Aufgabenstellung bestens vertraut.
Hier meine prinzipiellen Erfahrungen zu diesem (und einem anderen, vielleicht noch wichtigeren) Thema:
- Digestorien sind generell ein Problem: Man kann unmöglich vorhersagen, welche "Chemie" sich letztendlich in den (unvermeidlichen) Kondensat-Ansammlungen in den abluftführenden Leitungen einstellt: Es gibt zu viele Unbekannte. Einerseits die Zusammensetzung der Dig.-
Abluft, deren Reaktion mit den bereits vorhandenen Reaktionsprodukten, der gemeinsamen Abhängigkeit von
Temperatur, Druck- und Feuchteverhältnissen vor und nach dem Zusammentrffen der Komponenten, der Zusammensetzung der angesaugten (Raum-)
Luft (der "Verdünnungsluft") und andererseits der tatsächlichen Beaufschlagung im realen Laborbetrieb mit ggf. völlig anderen, in einem halben Jahr geänderten Umständen, Chemikalien, (Gegebenheiten, etc, s.o. ...).
NIEMAND kann hier verläßliche Aussagen uber den zu verwendendenden Werstoff treffen - das wäre m.E. auch unseriös. Dazu kommt die bauphysikalische (und bautechnische) Problematik der
Taupunkt-Lage im Kanal. (Ich habe momentan ein Riesenproblem mit der
Entsorgung von kontaminiertem Schutt, der durch eine vermeidbare Undichtigkeit in einer Dig.-Absaugung verursacht wurde)
Die dargestellte Situation wird sich in einem Digestorium einer Schule vielleicht nicht so krass abspielen, die Grundproblematik ist aber dieselbe: Man kann´s einfach nicht verbindlich sagen, welcher Kanal-Werkstoff, Filter, Werkstoff für Maschine, Einbauteile (Keilriemen !), BSK, ... gewährleistet werden kann. Der Chemiker oder Nachwuchs-Alchimedes, der da seine Versuche macht, kümmert sich in aller Regel keinen Deut drum, ob die Ausführung dieser speziellen
Abluftanlage auch dafür (und für alle entstehenden Reaktionsprodukte) ausgelegt ist, wenn die Anlage aber versagt, reklamiert sein Dienstgeber(!) mit allen Mitteln.
Diese Unbekannte zu unterschätzen wäre ein Fehler. Richter sind in den seltesten Fällen Chemiker und glauben eher den Kunden, die ja eine "chemisch beständige Anlage" bestellt (und vermeintlich auch bezahlt) haben.
Soweit in Grundzügen die Problematik, jetzt mein "technical advice" (wie unsere g'studierten professionals auszudrücken sich pflegen :-)
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Brandschutzklappen, die zuverlässig unter den o.a. Bedingungen funktionieren, gibt es aus den o.a. Gründen nicht und kann es auch nicht geben. Bei Neubauten ordne ich Digestorien-Abzüge grundsätzlich dem
Brandabschnitt des entsprechenden Labor-Raumes zu ("Whithout Compromise" !!).
In Ihrem Fall wäre zu prüfen, ob die Zuordnung (durchgehende Thermax- oder Promat- Verkleidung) zum Brandabschnitt möglich ist, und auch durch die Behörde genehmigt wird (Vor- Absprache empfohlen !). Wenn das nicht geht, weil der Schacht nicht zugänglich ist, oder das ganze zu teuer wird, kann man auch die Geschoßweise Abschottung (wenn die
Fortluftleitung über mehrere Geschoße geht) vorschlagen, weil dann die Abschottung wenigstens geschoßweise gegeben ist. (ist technisch eigentlich ein Blödsinn, aber argumentierbar...).
Ein anderer Ansatz (eigentlich der Bessere) wäre ein Labor-Luftwäscher. In diesem wird die Luft mit
Wassernebel versetzt und ein Teil der wasserlöslichen Teile sowie gewisse Schwebstoffe gebunden, über entspechende Einrichtungen neutralisiert und abgeleitet.. Funktioniert i.A. ausgesprochen recht gut für nicht-Halogene, ist aber relativ teuer.
Das noch wichtigere Thema:
In diesem Sektor gibt es wenige Firmen, die sich zutrauen, auch die (immer anhaftende)
Gewährleistung zu übernehmen. (Ich würde raten: Erst einmal Finger weg, Ihr zahlt auf jeden Fall Lehrgeld). Will man in diesen Bereich einsteigen, muß man wissen, daß man's mit Leuten (also z.B. Chemiekonzernen, Öffis, Industrie im Allgemeinen) zu tun hat, die über einen langen Atem und eine gerissene und bestens informierte Rechtsvertretung (und die notwendigen Kontakte) verfügen.
Ich empfehle jedenfalls einen Hinweis auf die zulässigen Abluft-Zusammensetzungen Deiner Anlage im
Werkvertrag mit Deinem AG. Diese bekommst Du (oder eventuell auch nicht) von den verschiedenen Herstellern deiner Lieferanten (Großhändlern) . Festnageln wird sich aber im Ernstfall (-Bruch der Anlage-) keiner lassen, also Vorsicht !!
mfg
Martin