Sehr geehrte Frau Spiegel,
eine etwas "zu ausführliche" Antwort, weil hier im Forum auch andere lesen und das "Entlüften" mir sehr häufig auch von Fachleuten als Frage gestellt wird.
Wir setzen grundsätzlich kein Spülmittel zu,
aber der Zusatz von Spülmittel ist nicht unbedingt ein Fehler. 1 Tropfen (0,1 bis 0,2 ml)auf ca. 10 l kann Sauerstoff binden; mehr kann schaden und unter anderem zu Sedimentationen führen (Schlammablagerungen an unerwünschten Stellen bei
Pumpenstillstand von mehreren Stunden, z.B. im Sommer).
Das Gluckern ist
Luft und bei alten Heizanlagen kann es mehrere Monate dauern bis alle Luft raus ist.
Die Automatikentlüfter für 2,50 € /Stück sind in ausreichender Anzahl zu setzen; immer an der höchsten und wärmsten Stelle und meist das geht technisch nicht.
Es gibt wirksame Automatikentlüfter für ca. 80 € das Stück; diese setzen wir immer, damit unser Kunde nachts ohne Glucksen schlafen kann und wir hunderte € Kosten für ständiges Entlüften sparen und unser Kunde zufrieden ist und nicht unsere Konkurrenten fragt, was wir wohl alles falsch gemacht haben könnten.
Entlüften kann jeder Laie; wir kaufen die Entlüfter-Schlüssel in 100er-Packungen (ca. 15€/100Stck.), erklären dem Kunden, daß jeder Heizkörper von vorne bis hinten warm werden muß, ohne Plätschergeräusche.
Erst das
Thermostatventil zudrehen, dann entlüften....
Da gibt es so einen "roten Ballon", das ist das MAG (Membrandruckausgleichsgefäß) und meist in dessen Nähe ist ein
Manometer (so bis 4 bar kann das anzeigen).
Der Zeiger sollte in der Mitte vom grünen Bereich stehen (wenn die
Heizungswassertemperatur bei 40 °C liegt).
Durch das Entlüften fällt der Druck und mit einem Schlauch (meist fest montiert) kann
Wasser nachgefüllt werden. Nachfüllen, wenn unterhalb des grünen Bereiches bis Mitte "grüner Bereich".
Wenn das MAG ordnungsgemäß installiert ist, hat dieses ein "
Vordruck", der auf dem MAG notiert sein sollte. Beim Füllen über diesen Druck hinaus, wird das MAG bis zum "Anschlag" gefüllt und damit unwirksam !
Zur Schnellentlüftung benutzen wir eine Methode, die von keinem "Nichtfachmann" angewendet werden sollte und bei Fußboden - Heizung keinesfalls verwendbar ist!!!
Dennoch stelle ich diese zur Diskussion:
MAG lösen (an der Service-Verschraubung); Pumpe auf max. Leistung.
Heizungswasser auf ca. 80 bis 90 °C und auf ca. 4 bar.
Dabei überwachen wir das "Hochlaufen" mit zwei Leuten ständig und regulieren manuell den Druck.
Der Automatikentlüfter (so einer mit Edelstahl- Ringen, -Gittern) hört irgendwann (spätestens nach einer Stunde) auf, zu zischen.
Druck in Stufen bis zu 1,5 bar stufenweise senken und dabei wird weitere Luft frei; dauert etwa eine weitere Stunde.
MAG wieder anschließen und Betriebszustand herstellen.
Dem Kunden erkläre ich das Entlüften mit Hilfe einer
Mineralwasserflasche; in der geschlossenen Flasche "aqua minerale con gas" ist kein Gas zu sehen; wird der Verschluß geöffnet, sprudelt es, weil der Druck fällt und wenn das Wasser erwärmt wird, sprudelt es noch mehr und genau das geschieht es im Heizungswasser.
Weshalb unser Aufwand für die Erstentlüftung und die langatmige Erklärung ?
Kundenquerelen mit gluckernden Heizungen kosten noch viel mehr und nicht zuletzt den guten Ruf als Handwerker.
Wenn der Kunde weiß, weshalb seine Heizung gluckert und wie er das selbst abstellen kann, fragt er nicht, ob sein Heizungsbauer Mist gebaut hat.
Bei alten Heizungsanlagen und meist div. nachträglichen Änderungen sind meist einige Luftsäcke eingebaut und die werden bei hohem Druck sehr klein und können bei max. Pumpenleistung "durchgerissen" werden.
Gase sind im Gegensatz zu Flüssigkeiten komprimierbar.
Bei neuen Anlagen ist durch bauliche Gegebenheiten manchmal auch ein "Luftsack" unvermeidbar; aber da sollte dann auf jeden Fall ein Automatikentlüfter zusätzlich installiert werden.
Bei Solarthermieanlagen auf dem Dach hat das "Entlüften" schon einige Fachleute zur Verzweiflung gebracht.
Wasser mit
Frostschutz (in der Regel 40 %Propylenglykol / 60 % Wasser) hält Luft viel besser fest und die wärmste und "luftigste" Stelle ist am höchsten Kollektor auf dem Dach und da wird dann ein 20ct-Handentlüfter installiert; aber das Thema / die Lösung wird hier zu lang.