Erstmals in Deutschland lud Mitsubishi Electric zu einer Pressekonferenz nach Ratingen ein, um die eigenen Wärmepumpensysteme vorzustellen. Das ecodan-Luft-/Wasser-Wärmepumpensystem mit integriertem Trinkwasserspeicher. Die Führungsriege der deutschen Mitsubishi Electric Tochtergesellschaft in Ratingen. (v.l.n.r.) Michael Lechte, Marketing Manager; Lars Brunken, Vertriebsleiter Deutschland; Holger Thiesen, Division Manager Air Conditioning und Stefan Bauknecht , verantwortlich für den Bereich Heizung in Deutschland. Holger Thiesen rechnet damit, dass erstmalig schon in diesem Jahr mehr Luft-/Wasser-Wärmepumpen als Sole-/Wasser-Wärmepumpen verkauft werden. Horst Bendert, Manager Technical Department Air Conditioning Division, erläutert die Zubadan-Technologie. Lars Brunken will den Wärmepumpenmarkt erobern und sieht Mitsubishi Electric gut aufgestellt dafür. Stefan Bauknecht bietet ein umfassenden Servicekonzept für das SHK-Handwerk, Architekten und Fachplanern. Entstehung und Entwicklung Mitsubishi Companies
„Nein wir sind nicht Mitsubishi Motors“, lautete die Antwort von Holger Thiesen, Division Manager Air Conditioning bei Mitsubishi Electric, auf die häufige Nachfrage der Journalisten bei der ersten großen Pressekonferenz in Deutschland, zu der Mitsubishi Electric vor kurzem eingeladen hatte. Thiesen kommt aus der Heizungsindustrie, dort hat er 17 Jahre für einen der großen deutschen Hersteller gearbeitet und ist seit knapp zwei Jahren bei Mitsubishi Electric beschäftigt. „Mitsubishi Motors ist ein komplett anderes Unternehmen. Bis auf die Benutzung des gleichen Markensymbols haben wir sonst nichts gemeinsam“, erläuterte Thiesen.
Die Entstehung der Mitsubishi Companies begann mit der Gründung der Tsukumo Trading Company im Jahr 1870 als ein ursprünglich reines Handelsunternehmen. 1886 wird Mitsubishi Corporation gegründet. Es folgen Diversifikation und der weitere Aufbau des Konzerns. 1917 wird Mitsubishi Headquarter zur Holding umfirmiert und die eigentliche Gründung der Mitsubishi Electric Corporation geschieht im Jahr 1921. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges wurden in Japan die großen Firmenkonglomerate zerschlagen, und in dem Zuge wurde 1945 auch das Mitsubishi Headquarter aufgelöst. Jede Mitsubishi-Firma startet seitdem als völlig eigenständiges Unternehmen. Eines dieser Unternehmen mit Hauptsitz in Tokyo/Japan ist die Mitsubishi Electric Corporation.
Mitsubishi Electric ist seit 1978 in Deutschland am Standort Ratingen vertreten. 1996 wurde die Mitsubishi Electric Europe B.V. als 100%ige Tochter der Mitsubishi Electric Corporation mit Sitz in Ratingen gegründet und hat das gesamte europäische Vertriebs- und Marketinggeschäft von Mitsubishi Electric übernommen. In Ratingen sind derweil rund 550 Mitarbeiter beschäftigt, die einen Umsatz von 750 Mio. Euro (Stand März 2009) erwirtschaften. Und wie Thiesen versicherte, ist im Unternehmen auch genügend Geld für Investitionen in die richtigen Sachen vorhanden.
Weltweit erzielt das Unternehmen mittlerweile an 231 Standorten (davon 24 in Europa und 158 in Asien) in 34 Ländern mit insgesamt 106.931 Mitarbeitern einen Geschäftsumsatz von rund 25,5 Mrd. Euro (Stand 31.03.2009).
Produziert wird in Japan, Schottland und Thailand. Sehr wichtig für den Bereich Klima- und Lüftungstechnik ist das Werk in Schottland, denn zukünftig wird hier das gesamte Wärmepumpenprogramm hergestellt werden.
Der Wärmepumpenmarkt und die eigenen Ziele
Im Rahmen der Veranstaltung „Forum Wärmepumpe“ Ende Oktober 2009 wagte der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V. in seiner aktuellen Branchenprognose erstmals eine explizite Prognose zur Entwicklung der Wärmepumpe in den Bereichen Absatz, Marktdurchdringung und technischer Fortschritt bis 2030. Dabei wurde erstmalig auch der Renovierungs- oder Austauschmarkt einbezogen. In zwei vom BWP erstellten Szenarien geht man sowohl für das Neubau- als auch das Renovierungssegment von stetig steigenden Absatzzahlen bei Wärmepumpen aus.
Mit der Entwicklung des Wärmepumpenmarktes befasste man sich auch bei ME. Nach einem kurzen Aufwind in den Achzigern, der aber bald vorbei war, machte man parallel zu den ansteigenden Energiekosten Mitte der neunziger Jahre einen sich seitdem wieder entwickelnden Markt für Wärmepumpen aus. Aber noch einen anderen Trend erkannte ME als eine für das eigene Unternehmen wichtige Entwicklung.
„Bei Luft-/Wasser-Wärmepumpen ist der Absatz in den letzten Jahren besonders stark gestiegen und möglichweise werden erstmalig schon in diesem Jahr mehr Luft-/Wasser-Wärmepumpen als Sole-/Wasser-Wärmepumpen verkauft“, vermutete Thiesen. In diesem Zusammenhang wies er insbesondere auf die noch immer im Bestand vorhandenen 1 Million veralteten Heizkessel, deren Austausch noch erfolgen wird. So sieht man sich bei Mitsubishi Electric insgesamt in einer guten Ausgangsposition, die eigenen Produkte nach vorne zu bringen.
Im deutschen Markt zeigte sich bislang das große Potential im Neubaubereich. Seit etwa zehn Jahren gewinnt der Renovierungsmarkt zunehmend Anteile. Für Mitsubishi Electric war dieser Trend ein guter Grund, sich intensiver damit zu beschäftigen, welche Produkte man als sinnvolle Lösung für den jeweiligen Bereich anbieten kann. Im Neubaubereich ist man relativ flexibel: Eine individuelle Planung mit unterschiedlichen Wärmequellen bei einem recht geringen Wärmebedarf ist möglich. Im Renovierungs- oder Austauschmarkt sieht es hingegen anders aus. Hier sind die Planungsmöglichkeiten durch bspw. die Gebäudestruktur und Bauweise deutlich eingeschränkter. Naheliegend war daher, sich der Luft als freiverfügbare Wärmequelle zuzuwenden.
So kam man bei Mitsubishi Electric zu dem Fazit, dass der Renovierungsmarkt eine Technologie benötigt, die Luft, da frei verfügbar, als Wärmequelle einsetzt, und mit der patentierten Zubadan-Technologie sieht man sich in der Lage, diese Wärmequelle auch effizient zu nutzen. Seit über 11 Jahren setzt ME in Deutschland Luft-/Luft-Wärmepumpen ein. Neu hinzugekommen sind jetzt Luft-/Wasser-Split-Wärmepumpen als effiziente Lösung insbesondere für den Baubestand.
Die eigenen Chancen am starken Marktwachstum von Luft-/Wasser-Wärmepumpen zu partizipieren sieht die Führungsmannschaft von Mitsubishi Electric darin, dass man nicht nur mit einem Produkt, sondern einem Gesamtkonzept antritt. Das Konzept bietet eine anschlussfertige Komplettversion einer Luft-/Wasser-Wärmepumpe in einer Split-Version und parallel zum Produkt ein begleitendes Inbetriebnahme- und Servicekonzept.
Im Klimabereich ist man nach eigenen Angaben inzwischen von Position sieben zur Nummer zwei des deutschen Marktes aufgestiegen. Doch damit nicht genug, angestrebt wird dort die Marktführerschaft. „Parallel zum Angriff auf die Nummer eins im Klimabereich wollen wir natürlich auch noch den Wärmepumpenmarkt erobern“, beschrieb Lars Brunken, Vertriebsleiter Deutschland, die Ziele forsch. In diesem Zusammenhang machte Thiesen aber deutlich, dass man an einem seriösen Geschäftsaufbau interessiert sei, der ein nachhaltiges Wachstum und kein „Quick and Win“ beinhalte. „Wir möchten im Luft-Wärmepumpen-Bereich einer der maßgeblichen Player werden“, so Thiesen. „Wir wissen, wir haben eine tolle Technologie und die wollen wir im Markt platzieren und dort ein kontinuierliches Wachstum erzeugen“, Thiesen weiter.
Die Zubadan-Technologie
Mitsubishi Electric ist kein neuer Player im Wärmepumpenmarkt, man kann auf langjährige Erfahrung zurückgreifen. 1954 startete das Unternehmen mit der Produktion von Split-Systemen. Die stufenlose Anpassung an den jeweiligen Bedarf kommt 1975 mit invertergeregelten Systemen hinzu. Und mit der inzwischen serienreifen Zubadan-Technologie ist man nach dreijähriger Test-Phase im Feld seit 2005 auf dem Markt.
Mit dem anschlussfertigen Komplettangebot einer ecodan-Luft-/Wasser-Wärmepumpenanlage in einer Split-Version stellt man sich seit 2009 für den europäischen und deutschen Markt breit auf. Grundlage für die besondere Effizienz des Wärmepumpen-Systems ist die Zubadan-Technik. Doch was ist der Vorteil dieser Technik? Zur Übertragung von Wärme muss das wärmeaufnehmende Medium eine niedrigere Temperatur aufweisen als das Medium, welches die Wärme abgibt. Bei marktüblichen Luft-/Wasser-Wärmepumpen sinkt bei niedrigen Außentemperaturen der Druck im Verdichter, da die Verdampfungstemperatur des Kältemittels einige Grad tiefer als die Außentemperatur sein muss. Je tiefer aber die Verdampfungstemperatur des Kältemittels ist, umso größer wird sein Volumen und umso geringer seine Dichte. Die verfügbare Menge zirkulierendem Kältemittel wird geringer, weil ihr Volumen bei sinkendem Druck steigt. So reduziert sich die Leistung bei sinkenden Temperaturen immer weiter und zudem erhitzt sich auch der Verdichter in einen kritischen Bereich. Für die Zubadan-Technologie sind starke Minustemperaturen jedoch kein Problem. Da kommt dieser kalte Winter in Deutschland gerade recht. „Es kann gar nicht kalt genug sein für uns, denn wir wollen ja eine Wärmepumpe in den Markt bringen, die auch bei niedrigsten Temperaturen volle Leistung bringt“ so Michael Lechte, Marketing Manager bei Mitsubishi Eletric.
Die Zubadan-Technologie setzt hier mit einer technisch weiterentwickelten Zwischeneinspritzung von Kältemittel in den Verdichtungsprozess an. Im Flash-Injection-Kreislauf des Zubadan-Verdichters kann so bei tiefen Außentemperaturen mit einer höheren Drehzahl gearbeitet werden und die zirkulierende Kältemittelmenge im System konstant gehalten werden. Dieser speziell angepasste Kältekreislauf der ecodan-Wärmepumpe mit Zubadan-Technik erzeugt so selbst bei -15 °C noch 100 % Leistung im monovalenten System. Bei konventionellen Systemen hingegen sinkt die Heizleistung bei diesen Temperaturen deutlich ab. Um dieser Problematik zu begegnen, wird entweder die Wärmepumpe deutlich überdimensioniert oder ein zusätzlicher elektrischer Heizstab eingesetzt.
Die Wärmepumpe mit Zubadan-Technologie fährt einen kompletten Betriebsbereich von -25 °C bis 35 °C. Als weiteren Vorteil dieser Technologie führen Mitsubishis technische Spezialisten die insbesondere für den Privatsektor wichtige kompakte Bauweise an. Besonders aber hervorzuheben sind ein optimiertes Abtauverhalten und eine verkürzte Aufheizphase, welches für den Endkunden bedeutet, dass stabile und effektive Betriebszustände sehr schnell erreicht werden. Ein weiterer deutlicher Pluspunkt der Zubadan-Technologie ist die mögliche Vorlauftemperatur bis 60 °C. Selbst bei -15 °C Außentemperaturen kann man noch eine Vorlauftemperatur von 55 °C bieten.
Aktive Mitarbeit im Wärmepumpenmarkt
Die Zubadan-Technologie ist weltweit patentiert – die gibt es so also in den nächsten zehn Jahren nur von Mitsubishi Electric. Aber Mitsubishi Electric eröffnet die Zubadan-Technologie auch anderen Herstellern. Da hinter den jeweiligen Systemen ganz unterschiedliche Systemgedanken stecken, „tut man sich im Markt“, laut Brunken, „gegenseitig nicht weh“, so dass man über Partnerschaften die Zubadan-Technik dem Wettbewerb zur Verfügung stellen kann. Die Partnerschaft ist dann aber lediglich sichtbar an einem Zubadan- und dem Mitsubishi Electric-Logo, denn ansonsten nutzt der Wettbewerber das eigene System unter dem eigenen Produktnamen.
Aber auch in anderen Bereichen ist die Strategie des Unternehmens die Zusammenarbeit. So ist man bspw. in Verbänden und Fachgemeinschaften engagiert. Da unter anderem die VDI 4650 nicht mehr dem heutigen Stand der Technik entspricht, ist man auch im Normungsausschuss zur Neudefinition der VDI 4645 mit tätig und kann die reichlichen Erfahrungen der Invertertechnik mit einfließen lassen.
Das ecodan-Komplettsystem
Das ecocan-Wärmepumpenprogramm von Mitsubishi Electric ist eine komplette Systemlösung, die je nach Anforderung mit verschiedenen Split- oder Kompakt-Geräten realisiert werden kann. Erhältlich ist das neue Komplettsystem in 13 Systemvarianten. Es umfasst ein Leistungsspektrum von 5 bis 14 kW Heizleistung. In Kürze kommt noch ein neues Gerät mit einer Heizleitung von 23 kW hinzu.
Bei den Außengeräten kann man zwischen Power-Invertern oder Zubadan-Außeneinheiten wählen. Die Zubadan-Außengeräte lassen sich bei entsprechenden Schnittstellen auch mit ganz anderen Systemen zusammen einsetzen.
Das anschlussfertige Innengerät der ecodan-Wärmepumpenanlage besteht aus einem 200-Liter Warmwasser-Kombispeicher, einer Umwälzpumpe sowie einer Systemregelung. Sehr flexibel in der Wahl des Aufstellungsortes ist man bei der Splitausführung, denn da können zwischen Innen- und Außenmodul Leitungen in einer Länge von bis zu 75 m eingesetzt werden. Laut Thiesen erreichen die neuen ecodan-Split-Wärmepumpen bei maximaler Vorlauftemperatur Jahresarbeitszahlen von durchschnittlich 3,5.
Umfassendes Service-Konzept
Den Markteintritt hat Mitsubishi Electric neben der technischen Entwicklung auch mit einem umfassenden Servicekonzept für das SHK-Handwerk, Architekten und Fachplanern vorbereitet. Dazu wurden die Qualifizierung und Zertifizierung von Partnern aus dem SHK-Fachhandwerk sowie dem Serviceteam aufgebaut und umgesetzt.
Dem SHK-Fachhandwerk steht ein Serviceteam von über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ganz Deutschland durch eine bundesweit agierende Serviceorganisation mit Stützpunkten in Berlin, Chemnitz, Hamburg, Frankfurt, Jena, Hannover und München und durch 25 zertifizierte Vertragspartner zur Verfügung. Alle Techniker wurden für die Mitsubishi Electric-Systeme vom Unternehmen selbst geschult. Zusätzlich gehört dazu eine rund um die Uhr geschaltete Hotline, betrieben von ausgebildeten Technikern, erreichbar für das Fachhandwerk und den Endkunden.
Weiterhin wird das Fachhandwerk bei der Planung und Inbetriebnahme einer Wärmepumpen-Anlage umfangreich unterstützt. Dies ist besonders interessant für SHK-Fachhandwerker, die Erfahrung mit Wärmepumpen haben, denen aber ein Sachkundenachweis für den Umgang mit Kältemitteln fehlt. Über die Servicegesellschaft kann gegen einen geringen Pauschalpreis die Inbetriebnahme erfolgen.