Die zunehmende Einspeisung Erneuerbarer Energien ins Stromnetz wirkt sich auf dem Markt preisdämpfend aus. Das macht sich heute schon am Strompreis an der Börse bemerkbar. „Fakt ist, dass seit der Energiewende im Frühjahr die Börsenpreise für Strom stabil sind. Die Tendenz bei den Industriestrompreisen zeigt sogar nach unten“, erklärt der Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien, Philipp Vohrer, anlässlich der Veröffentlichung neuer Marktdaten. Im europäischen Vergleich bewegen sich die deutschen Industriestrompreise im Mittelfeld.
Die Kostenkurve bei den Erneuerbaren Energien zeigt zudem nach unten. Mit der zum Jahreswechsel in Kraft tretenden EEG-Novelle werden die Einspeisetarife für wichtige Erneuerbare-Energien-Technologien wie Solarstrom nochmals spürbar abgesenkt. Ab 2016 soll die Durchschnittsvergütung pro Kilowattstunde EEG-Strom laut Prognose der Übertragungsnetzbetreiber dann zurückgehen. Trotz des dynamischen Zubaus an Erneuerbaren Energien werden die Kosten für den umweltfreundlichen
Strom für die Verbraucher also in wenigen Jahren sinken. Die energieintensive Wirtschaft profitiert indes schon heute von sinkenden Strombeschaffungskosten, die sich durch das größere Angebot an Erneuerbaren Energien am Markt ergeben. Grafik: Agentur für Erneuerbare Energien
Der Strompreisindex des Verbandes der Industriellen Energie- und
Kraftwirtschaft (VIK) ist in diesem Monat erneut gefallen und liegt erstmals
seit dem Atommoratorium im Frühjahr 2011 wieder auf einem Wert von
unter 170 Punkten. Gleichzeitig sind aus der Industrie aber immer wieder
Klagen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu hören, das den
vorrangigen Marktzugang für regenerativen Strom und dessen Vergütungssätze
regelt. „Solche Klagen sind wenig nachvollziehbar. Schließlich
kommen mit der ab Januar geltenden EEG-Novelle viele weitere Industriebetriebe
in den Genuss von EEG-Vergünstigungen“, stellt Vohrer klar. Statt
der für Privathaushalte geltenden knapp 3,6 Cent pro Kilowattstunde
(ct/kWh) wird die Umlage ab dem kommenden Jahr für noch mehr
Großabnehmer auf bis zu 0,05 ct/kWh reduziert.
Nach einer Studie des Fraunhofer ISI im Auftrag des Bundesumweltministeriums
(BMU) führte Strom aus Erneuerbaren Energien im Jahr 2010
zu einer Absenkung des Börsenstrompreises um gut 0,5 ct/kWh. Bezogen
auf den gesamten deutschen Stromverbrauch ergebe sich hieraus eine
rechnerische Entlastung in Höhe von rund 2,8 Milliarden Euro, teilte das
BMU mit. Damit dürfte laut der Studie die Entlastung für stromintensive
Unternehmen in vielen Fällen sogar höher gelegen haben als die Belastung
durch die reduzierte EEG-Umlage. Hinzu kommen Steuervergünstigungen
für die Industrie. Laut Angaben der Wirtschaftsförderorganisation Germany
Trade and Invest (gtai) sind die deutschen Industriestrompreise bei hohem
Verbrauch denn auch niedriger als im EU-Mittel – eine Erkenntnis, zu der
gtai noch vor den Beschlüssen zu erweiterten Ausnahmen der Industrie bei
der EEG-Umlage kam.
Die Vergünstigungen bei der EEG-Umlage gelten ab Januar 2012 nicht wie
bisher für knapp 600, sondern schätzungsweise für 6.000 Unternehmen.
Dies ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die EEG-Umlage in den kommenden
Jahren gegenüber dem aktuellen Niveau nicht sinken kann. Die Übertragungsnetzbetreiber
haben die EEG-Umlage in einer Mittelfristprognose
pro Kilowattstunde auf 3,7 bis 4,7 Cent im Jahr 2013 geschätzt. Ohne die
EEG-Ausnahmen für die Industrie hätte die EEG-Umlage nach einer Berechnung
für das Bundesumweltministerium in diesem Jahr lediglich bei
3 ct/kWh gelegen, statt bei tatsächlich erreichten 3,5 ct/kWh.
„Es grenzt an gezielte Desinformation, dass die EEG-Umlage immer wieder
als Menetekel für eine angebliche Deindustrialisierung Deutschlands
strapaziert wird“, so Vohrer. „Vielmehr sind es die Verbraucher und der
Mittelstand, die in Deutschland maßgeblich die Energiewende schultern.
Und auch hier bleiben die Auswirkungen der Förderung Erneuerbarer
Energien meist überschaubar“, sagt Vohrer. So habe die EEG-Umlage auch
2012 lediglich einen Anteil von 0,3 Prozent an den Ausgaben eines Durchschnittshaushaltes.