Vor wenigen Wochen machte eine überraschende Meldung die Runde: Andreas Schell, der Vorstandsvorsitzende des Karlsruher Energiekonzerns EnBW, tritt aus seinem Amt zurück – nach gerade einmal 16 Monaten. Der Aufsichtsrat stimmte dem Begehren Schells zu und setzt ab sofort auf einen neuen strategischen Kopf in der Führungsebene. Der Rücktritt Schells war ein Paukenschlag, der viele Versorger hat aufhorchen lassen.
Bild: Seals Group GmbH
Dieses aktuelle Beispiel zeigt ein grundsätzliches Problem der Energiebranche: Der Markt steht permanent unter hohem Druck und ist einer starken Dynamik ausgesetzt. Änderungsstrategien müssen deshalb schnelle Ergebnisse liefern, andernfalls verliert ein Konzern rasch den Anschluss auf dem Markt. Doch dieses Problem lässt sich nicht allein durch einen Wechsel in der Führungsetage lösen, was im nachfolgenden Beitrag erläutert wird.
Veränderung ist eine Aufgabe von Führungskräften
Führungskräfte werden eingestellt, um ein Unternehmen in eine bestimmte Richtung zu führen. Auch bei Andreas Schell war das der Fall. Es war bekannt, dass der Ingenieur und Manager den Konzern EnBW zur Klimaneutralität führen möchte. Seine Forderung, in diesem Zusammenhang aus der Energieerzeugung durch Kohle auszusteigen, stieß jedoch auf Widerstand in der Führungsriege – obwohl die Veränderungen bei der Einstellung Schells eigentlich gewünscht waren.
Damit Veränderungen erfolgreich umgesetzt werden können, ist es notwendig, dass Veränderungen zur Chefsache erklärt werden. Gleichzeitig ist es essenziell, dass nicht nur eine einzelne Person dafür verantwortlich ist, scheinbar unpopuläre Änderungen in der Öffentlichkeit vorzustellen. Stattdessen muss die gesamte Führungsebene geschlossen auftreten und allen Beteiligten vom Gesellschafter bis zum Kunden immer wieder erklären, welche Absichten hinter den Maßnahmen stecken.
Veränderungen müssen intern und extern kommuniziert werden
Kommunikation muss jedoch nicht nur nach außen stattfinden, sondern auch nach innen, denn sie ist ein wichtiges Werkzeug, um die innerbetrieblichen Abläufe ebenfalls auf die Veränderungen umzustellen. Durch regelmäßige Gespräche, in denen der Belegschaft die Vorteile und die Notwendigkeit der Veränderungen erläutert werden, wird sichergestellt, dass alle an einem gemeinsamen Strang ziehen. Je umfangreicher die Änderungen ausfallen, desto wichtiger ist dieser Schritt, damit sich das Unternehmen beim Beschreiten neuer Pfade nicht selbst im Weg steht.
Veränderungen gelingen nur als Team
Bei einer erfolgreichen Umsetzung von Veränderungsprozessen sind zwingend alle Fachabteilungen und Unternehmensbereiche mitzunehmen, denn nur wenn das gesamte Team versteht, was und warum sich das Unternehmen transformieren muss, kann Veränderung nachhaltig wirksam umgesetzt werden. Ein besonderes Augenmerk sollte hierbei auf den Vertrieb gelegt werden. Energieversorger müssen sich selbst zukünftig verstärkt als Vertriebsunternehmen verstehen. Neue Produkte erfordern neue Vertriebskonzepte; es gibt neue Kundenbedürfnisse und höheren Beratungsbedarf. Diese Herausforderungen muss ein zukunftsfähiger Vertrieb lösen können. Innerbetriebliche Restriktionen wie gedeckelte Provisionen oder begrenzte leistungsorientierte Vergütung bremsen jedoch die Motivation des Vertriebsteams deutlich aus. Auch Einschränkungen durch den Betriebsrat, beispielsweise ein Verbot von Wochenendtelefonaten, behindern die Innovation in Energieversorgungsunternehmen.
Auch die Mitarbeiter untereinander sorgen mitunter für Verzögerungen. Insbesondere unter den einzelnen Fachbereichen, also dem Commodity-Geschäft mit Strom und Gas und dem Energiedienstleistungsgeschäft mit Photovoltaik und Wärmepumpen, herrscht häufig ein ausgeprägter Konkurrenzkampf. Dieser steht notwendigen Veränderungen allerdings im Weg und blockiert Innovation im Unternehmen. Mitunter müssen die Energieversorger ihren Mitarbeitern gegenüber deutliche Worte finden, um mehr Zusammenarbeit zu fördern.
Veränderung muss kundenorientiert sein
Veränderungen und Innovationen führen zu einer Überarbeitung der Prozesse im Unternehmen. Manchmal verlieren die Verantwortlichen dabei allerdings die Kundenbedürfnisse aus den Augen. Zwar greifen die innerbetrieblichen Abläufe dann optimal ineinander, doch die Vertragsabschlüsse bleiben dennoch aus, weil es versäumt wird, die potenziellen Kunden entsprechend intensiv zu betreuen. Energieversorgungsunternehmen müssen sich deshalb immer vergegenwärtigen, dass alle Maßnahmen innerhalb des Betriebs erst dann zum Tragen kommen, wenn genügend Kunden vorhanden sind – dort liegt also stets die höchste Priorität.
Über Aaron Brück und Philipp Boros:
Aaron Brück und Philipp Boros sind die Geschäftsführer der Seals Group GmbH. Sie unterstützen Stadtwerke und Energieversorger dabei, ihre vertrieblichen Ziele durch Sales as a Service zu erreichen. Dank der umfassenden Expertise und jahrelanger Erfahrung erkennen sie schnell Optimierungspotenziale. Diese schöpfen sie mit ihrem Team aus und helfen Unternehmen in der Energiebranche auf diesem Weg, sich auf dem sich stark verändernden Markt zu behaupten. Weitere Informationen unter: https://seals-group.de/