Was Hauseigentümer und Heizungsinstallateure bei Umbauten unbedingt wissen
sollten / Personengefährdung durch veraltete Zwei-Leiter-Elektroinstallationen / Vor dem Heizungseinbau sollte die Elektroinstallation überprüft und ggf. umgebaut werden.
Veraltete Elektroinstallationen in Altbauten können unter bestimmten Umständen
lebensgefährlich sein, z. B. nach dem Einbau einer neuen Heizung. Darauf macht der
VDE in einer Publikation des VDE-Ausschusses Sicherheits- und Unfallforschung
aufmerksam.
Eigentümer sollten wissen, dass bei veralteten Elektroinstallationen (Zwei-Leiter-
Installationen) in Räumen mit guter elektrisc
her Isolierung, beispielsweise durch trockene
Holzfußböden, dann hohe Gefährdungen entstehen können, wenn durch metallene
Rohrinstallationen die „elektrische Erde“ (Erdpotential) im Raum berührbar wird. Dies kann
auch durch ein Elektrogerät passieren, das an eine Schutzkontaktsteckdose angeschlossen
ist und dessen Metallgehäuse dadurch elektrisch geerdet ist. Um tödliche Elektrounfälle zu
vermeiden, müssen solche Altanlagen umgehend umgerüstet und damit an die gültigen
VDE-Normen angepasst werden.
Ein typischer Fall
Familie W. hat ein altes Haus, Baujahr
1957, gekauft. Jetzt ist Zeit, um Träume zu
verwirklichen und so geht es rasch an die Renovierung. Die schönen alten Holzfußböden
bleiben auf jeden Fall drin. Die Elektroinstallation ist seit dem Errichten des Hauses
unverändert geblieben, funktioniert auf den ersten Blick aber noch tadellos. Als erstes wird
daher die Ofenheizung durch eine moderne Heizungsanlage ersetzt. Die wird auch
rechtzeitig vor dem Winter fertig und Herr W. kann es sich im Wohnzimmer gemütlich
machen. Er ahnt in keiner Weise, dass hier eine tödliche Gefahr lauert: Als er sich an den neuen Heizkörper lehnt und sich gleichzeitig die metallene Stehleuchte zurechtrücken will,
fällt er tot um.
Wie konnte das passieren?
Die Metallteile der Stehleuchte standen aufgrund einer beschädigten Isolierung im Inneren
des Leuchtensockels unter 230 V Netzspannung. Das hätte sich in dem alten Haus allenfalls
als leichtes Kribbeln bemerkbar gemacht. Weil der trockene Holzfußboden elektrisch
isolierend wirkt, wird der Mensch in diesem
Fall nur von einem sehr geringen Strom (von
kleiner als einem Milliampere) in Richtung Erde durchflossen. Durch den Einbau der Heizung
haben sich die Verhältnisse jedoch verändert. Nun stehen die metallenen Heizkörper im
Raum über die Heizungsrohre in direkter Verbindung mit dem elektrischen Erdpotential. Das
heißt, die isolierende Eigenschaft des Fußbodens schützt nicht mehr umfassend. Denn
berührt eine Person das unter Spannung stehende Leuchtengehäuse und gleichzeitig den
leitfähigen Metallheizkörper, wird der Stromkreis mit geringem elektrischem Widerstand zur
Erde geschlossen. Dann fließt ein relativ hoher Strom von 200 Milliampere oder mehr vom
spannungsführenden Leiter L1 über das Leuchtengehäuse, den menschlichen Körper und
den Heizkörper direkt zur Erde (siehe Bild). Dieser Strom ist um ein Vielfaches höher als die
Stromstärke von 40 Milliampere, die für Menschen bereits tödlich sein kann.
Problem: Gefahr wird oft nicht erkannt
Solche tragischen Unfälle können leider passieren, weil oftmals weder Hauseigentümer noch
Heizungsinstallateure die beschriebenen Gefahren von Elektroanlagen mit veralteten Zwei-
Leiter-Installationen kennen. Der Heizungsbauer steht auf dem Standpunkt, dass „ein
Heizungseinbau kein Eingriff in die Elektroinstallation“ ist. Und der Hauseigentümer beruft
sich auf den sogenannten „Bestandsschutz“, nach dem unveränderte Elektroinstallationen
weiter betrieben werden können, auch wenn sie nicht mehr den neuesten Normen
entsprechen. Der Elektrofachmann kennt dagegen die beschriebene Gefahr, kann aber den
Hausbesitzer nicht darauf hinweisen, weil er nicht weiß, dass eine neue Heizung eingebaut
wird. Bei regelmäßig durchgeführten Wiederholungsprüfungen hätte ein Elektroinstallateur
dieses Problem längst erkannt und die El
ektroanlage entsprechend umgerüstet. Solche
Prüfungen sind aber für private Hauseigentümer rechtlich nicht vorgeschrieben, übrigens im
Unterschied zum gewerblichen Bereich, wo Wiederholungsprüfungen Pflicht sind.
Was können Heizungsinstallateure und Hausbesitzer tun? - Vor dem Einbau einer neuen Heizung sollte der Heizungsinstallateur den Hausbesitzer auf eine eventuelle Gefährdung durch veraltete Elektroinstallationen hinweisen.
- Hauseigentümer sollten einen Elektroinstallateur informieren, dass eine neue Heizung eingebaut wird und ihn beauftragen, die Elektroanlage zu überprüfen sowie gegebenenfalls anzupassen. Die Überprüfung sollte am besten in regelmäßigen Abständen erfolgen, mit der sogenannten Wiederholungsprüfung, auch wenn dies im Privatbereich gesetzlich nicht gefordert ist. Für Mietshäuser oder -wohnungen ist eine Wiederholungsprüfung aber auf jeden Fall bei jedem Mieterwechsel anzuraten.
Zusätzlicher Hinweis: Solche Überprüfungen werden von vielen Innungsfachbetrieben des
Elektrohandwerks als sogenannter „E-CHECK“ für ein relativ geringes Entgelt angeboten.
Wie wird die Elektroanlage sicher?
Bei der Umrüstung von Zwei-Leiter-Installationen und Anpassung der Elektroinstallation an
die VDE-Normen werden unter anderem ein Schutzleiter ergänzt sowie die alten zweipoligen
Steckdosen ohne Schutzkontakt durch zeitgemäße Schutzkontakt-Steckdosen
(Schukosteckdosen) ersetzt. (In der Sprache der
Elektriker heißt das: Es wird in der Regel
ein TN-S-System - früher als "stromlose Nullung" bezeichnet - oder ein TT-System nach DIN
VDE 0100-410 installiert, bei dem der Schutzleiter PE separat zum Neutralleiter N
geführt
wird.) Damit wird erreicht, dass ein fehlerhaftes Gerät unverzüglich zur Abschaltung des
betreffenden Stromkreises durch eine Schutzeinrichtung führt. Im Fehlerfall fließt dann über
das defekte Gerät kurzzeitig ein hoher Fehlerstrom, der beispielsweise zur Auslösung einer
Sicherung führt. Einen zusätzlichen Schutz bietet ein Fehlerstromschutzschalter (30-mA-
RCD), der sehr schnell bereits bei geringen Fehlerströmen von ca. 30 Milliampere
abschaltet. Damit wird das Risiko eines tödlichen elektrischen Unfalls wesentlich reduziert.
Bei noch geringeren Fehlerströmen erfolgt keine Abschaltung.
Fazit: Verbraucher sollten sich über eventuelle Gefährdungen durch veraltete
Elektroinstallationen informieren, am besten bei einem Elektroinstallateur.