Lieferengpässe und Fachkräftemangel zerren seit Monaten an zahlreichen Handwerksunternehmen und die Lage scheint sich weiterhin nicht zu bessern. Bleiben zu allem Überfluss offene Stellen unbesetzt, müssen Unternehmen mit großen Umsatzeinbußen rechnen. Dabei liegt die Ursache häufig im Rekrutierungsprozess selbst.
"Fachkräfte gibt es auf dem Markt genug – man hat sie nur an die Konkurrenz verloren. Diese Fehler sind vermeidbar, wenn man ein paar einfache Tipps beachtet", erklärt Justin Böttger, Unternehmensberater in der Handwerksbranche. In diesem Artikel verrät er, wie Betriebe ihren Rekrutierungsprozess optimieren und Fachkräfte von sich überzeugen.
1. Fehler: gefunden werden wollen, anstatt selbst zu suchen
Ob Stellenanzeigen in Zeitungen, Flyer oder die Suche im Bekanntschaftskreis – analoge Methoden haben als Grundlage einer nachhaltigen Recruiting-Strategie ausgedient. So beziffern Schätzungen den Anteil der Fachkräfte auf aktiver Stellensuche auf etwa fünf Prozent, wovon ein wesentlicher Teil auf "Jobhopper", also ständig wechselnde Fachkräfte und ungeeignetes Personal entfällt.
Sinnvoller ist es daher, die Suche auf Social Media und Online-Werbenetzwerke auszuweiten, um passive Fachkräfte zu erreichen. Passiv suchendes Personal befindet sich zwar in einer festen Anstellung, ist aber aufgrund von Unzufriedenheiten bereit, den Job zu wechseln. Sie befinden sich noch nicht aktiv auf der Suche, können mithilfe einer gezielten Ansprache allerdings rasch umgestimmt werden. Das ist insbesondere mit Werbeanzeigen möglich – so bleibt der Betriebe der Zielgruppe im Gedächtnis.
2. Fehler: Online-Marketing zur Kundengewinnung – aber nicht für Bewerber
Dass Digitalisierung kein vollständiges Neuland für Handwerksbetriebe ist, zeigt sich in der Kundengewinnung. Viele Betriebe ermöglichen bereits den Kontakt über die Webseite und vermarkten sich überzeugend als Auftragnehmer. Aufträge sind daher ausreichend vorhanden – nur die Mitarbeiter fehlen.
Die Lehren aus der Kundengewinnung gilt es nun auf die Mitarbeitergewinnung zu übertragen: Denn Fachkräfte von sich überzeugen kann in Zukunft nur, wer eine aussagekräftige Arbeitgebermarke schafft, die für die bestmöglichen Konditionen für Arbeitnehmer steht.
3. Fehler: keine Digitalisierung von Abläufen
Im Alltag arbeiten Handwerksbetriebe bisweilen noch wie im letzten Jahrhundert: Wichtige Informationen werden auf Papier notiert, Dokumente gefaxt. Dies macht auf junge Fachkräfte, die den Komfort der modernen Technik gewohnt sind, einen veralteten Eindruck. Um dem entgegenzuwirken, müssen die Weichen für eine Modernisierung der Arbeitsprozesse gestellt werden. So sollte schon im Rahmen der Bewerbernachverfolgung ein reger Kontakt zum Bewerber gesucht werden.
Auch leidiger Papierkram kann verringert werden, indem man Arbeitsaufträge digital erfasst und wichtige Informationen per E-Mail oder WhatsApp versendet, sodass sie auf dem Tablet oder Smartphone abrufbar sind. Größere Betriebe können zudem von einem internen Kommunikationsnetzwerk profitieren.
4. Fehler: zu niedriges Recruiting-Budget
Gleichzeitig wird der mit dem Recruiting verbundene Budgetaufwand oft unterschätzt. Betriebe sind mitunter der Ansicht, mit ein paar Euro für Stellenanzeigen werde sich schon etwas ergeben.
Ähnlich wie bei der Anschaffung neuer Maschinen handelt es sich beim Recruiting jedoch um eine Investition, bei der sich eine angemessene Budgetplanung rentiert. Nur mit ausreichend finanziellen Mitteln können Betriebe nachhaltiges Arbeitgeber-Branding betreiben und Anzeigen mit genügend Reichweite schalten.
5. Fehler: die eigenen Vorzüge übersehen
Der vielleicht größte Fehler vieler Betriebe liegt darin, eigene Vorteile zu übersehen. So werden verschiedene Dinge als Standard angesehen, die es manchmal nur in wenigen Firmen so gibt. Dadurch lassen Arbeitgeber viel Potenzial ungenutzt liegen.
Es lohnt sich also, das Thema Recruiting im Betrieb anzusprechen und Mitarbeiter zu fragen, was sie am Arbeitgeber besonders schätzen. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse lassen sich ergänzend zu eigenen Analysen als Grundlage für ein Portfolio der Vorteile des eigenen Betriebs verwenden, das in der Mitarbeitergewinnung effektiv genutzt werden kann.
Über Justin Böttger:
Justin Böttger ist Experte für Mitarbeitergewinnung in der Handwerksbranche. Seine Erfahrung sammelte er im Familienbetrieb für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Dort lernte er schon früh die typischen Probleme bei der Personalgewinnung im Handwerk kennen. Auch befreundete Handwerker aus den verschiedensten Branchen waren dem Fachkräftemangel ausgesetzt. Nach seiner erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK entwickelte Justin Böttger eine Lösung für das langjährige Problem. Mit seiner Methode konnte er die offene Stelle im Betrieb seines Vaters in nur fünf Wochen besetzen und das sollte kein Einzelfall bleiben. Er gründete die EGROMA GmbH und hilft mit seinem Team guten Handwerksbetrieben dabei, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Weitere Informationen unter: https://egroma.de/