Der Fachkräftemangel hat die Handwerksbranche fest im Griff. Unzählige Betriebe suchen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern. Schon jetzt sind zahlreiche Stellen offen – mit der Folge, dass Aufträge oft nur noch verzögert bearbeitet werden können. In den kommenden Monaten könnte sich die Lage sogar noch verschlechtern. Der Grund: Viele Beschäftigte im Handwerk sind mit ihrer aktuellen beruflichen Situation unzufrieden – und überlegen daher, den Job zu wechseln.
Bild: Gronover Consulting GmbH In der Folge laufen viele Handwerksunternehmen Gefahr, ihre Mitarbeiter zu verlieren. Dabei führt vor allem das Verhalten von Führungskräften die Angestellten dazu, über einen Arbeitsplatzwechsel nachzudenken. Sie fühlen sich nur unzureichend von ihren direkten Vorgesetzten geleitet. Diese Führungsschwäche kann die Produktivität erheblich mindern und langfristig das Betriebsklima vergiften – eine unterschätzte Gefahr, die viele Unternehmen nicht auf dem Schirm haben. Wie ein schlechter Chef das Team belastet und was Handwerksbetriebe gegen diese Entwicklung tun können, verrät dieser Beitrag.
Die Qualität der Führung im Handwerk
Die Qualität der Führung ist entscheidend für den Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit von Handwerksbetrieben. Gute Chefs sind dazu in der Lage, ihre Teams zu motivieren, eine starke Mitarbeiterbindung zu fördern und die Arbeitsmoral zu verbessern. Das ist in einer Branche, in der die Präzision der Arbeit direkten Einfluss auf die Produktqualität und Kundenzufriedenheit hat, umso wichtiger. Gute Führungskräfte kennen die Stärken ihrer Angestellten, setzen diese Stärken gezielt ein und fördern stetig deren berufliche Entwicklung. Zudem schaffen sie eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre, in der komplexe Projekte effizient bewältigt werden können.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele Mitarbeiter im Handwerk mit ihrem Vorgesetzten unzufrieden sind. Das wird aus den Ergebnissen des Gallup Engagement Index 2023 deutlich. Laut dieser Studie haben Millionen von Beschäftigten innerlich bereits gekündigt, weil sie keine gute Führung erleben – ein alarmierend hoher Wert, der auf ein verbreitetes Problem mit der Führungsqualität in vielen Handwerksunternehmen hindeutet.
Einflussfaktoren auf die Mitarbeiterzufriedenheit
Vor allem Mitarbeiter, die sich für ihre Arbeit und ihren Beitrag zum Unternehmen nicht ausreichend wertgeschätzt fühlen, neigen dazu, mit ihrem Chef unzufrieden zu sein. Dieses Problem tritt besonders häufig in Handwerksbetrieben auf, in denen die körperliche und technische Anforderung hoch ist. Dabei gäbe es grundsätzlich durchaus verschiedene Möglichkeiten, um Mitarbeitern Anerkennung entgegenzubringen – sei es nun durch lobende Worte, regelmäßige Feedbackgespräche oder attraktive Benefits.
Ein weiteres Problem, das zu Unzufriedenheit unter der Belegschaft führt, ist mangelnde Transparenz im Betrieb. So fühlen sich Beschäftigte in vielen Fällen nicht ausreichend über Entscheidungen informiert, die ihre Arbeit und Arbeitsbedingungen betreffen. Wenn Führungskräfte nicht auf Augenhöhe kommunizieren oder wichtige Informationen nicht weitergeben, kann das schnell zu Frustration führen. Das betrifft auch alle finanziellen Belange. Wenn für Beschäftigte nicht ersichtlich ist, warum eine Person eine Beförderung oder Gehaltserhöhung erhält, während ein anderer Mitarbeiter leer ausgeht, kann das schnell Unmut hervorrufen. Ebenso enttäuschend ist es, wenn Entwicklungs- und Karrierechancen im Unternehmen begrenzt sind. Gerade in der Handwerksbranche, in der ständige Weiterentwicklung und Anpassung an den neuesten Stand der Technik entscheidend sind, ist das ein Unding.
Proaktive Führung als Schlüssel zur Mitarbeiterbindung
Leider wird in vielen Handwerksbetrieben erst spät erkannt, dass es Defizite in der Führung gibt. Zu diesem Zeitpunkt ist häufig bereits ein beträchtlicher Mitarbeiterverlust zu verzeichnen. Entsprechend wichtig ist es, dass sich Unternehmen frühzeitig um eine proaktive Führung und eine starke Mitarbeiterbindung bemühen. Gute Führungskräfte zeichnen sich durch eine offene Kommunikation mit ihrem Team aus. Sie informieren regelmäßig über betriebliche Änderungen und Entwicklungen. Außerdem machen sie Mitarbeitern deutlich, was von ihnen erwartet wird, indem sie kontinuierliches Feedback geben. Sie erkennen und würdigen die Anstrengungen ihrer Angestellten und legen großen Wert auf ihre berufliche Weiterentwicklung. Dazu bieten sie Fortbildungen an, die das Personal bei der Verwirklichung individueller Karriereziele unterstützen.
Des Weiteren ist ein guter Chef dazu in der Lage, Verantwortung zu übertragen, denn er vertraut auf die Kompetenzen seiner Mitarbeiter. Es gilt der Grundsatz: notwendige Kontrolle bei größtmöglicher Freiheit. Dieser Vertrauensvorschuss zahlt sich auf lange Sicht in Form gesteigerter Motivation aus. Bei auftretenden Problemen ist ein guter Chef andererseits natürlich auch bereit, sein Personal zu unterstützen. Auf diese Art und Weise fördert er nicht nur Eigeninitiative und Selbstständigkeit, sondern schafft auch ein positives Arbeitsklima, das von Respekt, Vertrauen und Teamgeist geprägt ist.
Über Johannes Gronover:
Johannes Gronover ist Unternehmensberater für Handwerksbetriebe und Gründer der Gronover Consulting GmbH. Mit seiner langjährigen Erfahrung als Unternehmer im Handwerk unterstützt er Handwerksunternehmer bei der Prozessoptimierung und steigenden Renditen. Sein Unternehmen hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter das Top 100-Siegel für die innovativsten Mittelständler Deutschlands und den Marketingpreis des Deutschen Elektrohandels. Bei Gronover Consulting steht immer die Persönlichkeit des Unternehmers im Mittelpunkt. Mehr Informationen dazu unter: https://johannesgronover.de/.