Handwerksberufe sind oft körperlich anstrengend. Lange Arbeitszeiten, Stress und hohe Belastungen führen nicht selten zu Unzufriedenheit und Gesundheitsproblemen. Außerdem machen sie es schwer, eine ausgewogene Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden. Dabei ist gerade diese Balance essentiell für die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter.
Herr Manciavillano
Bild: 2024 HWS Handwerks-Schmiede GmbH Eine innovative Idee, die in diesem Zusammenhang immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist die Einführung der 4-Tage-Woche. Handwerksbetriebe, die auf dieses Modell umgestellt haben, berichten nicht nur von motivierteren und produktiveren Mitarbeitern, sondern auch von einer gesteigerten Arbeitgeberattraktivität. Das kann dazu beitragen, neue Mitarbeiter zu finden und dem akuten Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Warum Handwerksbetriebe flexible Arbeitsmodelle und zusätzliche Unterstützungsangebote einführen sollten, um die Work-Life-Balance für Handwerker zu verbessern, beleuchtet dieser Artikel.
Die 4-Tage-Woche als Trend mit Potenzial
Die Diskussionen rund um die 4-Tage-Woche sind derzeit in aller Munde – so auch in der Handwerksbranche. Viele Handwerker sehnen sich nach der Möglichkeit, nur vier Tage die Woche zu arbeiten, um mehr Zeit für Familie, Hobbies und Erholung zu haben. Sie glauben, dass sie dann besser und fokussierter arbeiten könnten. Die Frage ist allerdings, ob sich Deutschland diese verkürzte Woche in Zeiten des Fachkräftemangels überhaupt leisten kann.
Tatsächlich kann die Einführung einer 4-Tage-Woche viele Vorteile für Handwerksbetriebe haben. So sind die Mitarbeiter motivierter und konzentrierter, wenn sie wissen, dass sie eine kürzere Arbeitswoche haben. Zudem werden Handwerksbetriebe attraktiver für neue Talente und qualifizierte Fachkräfte. Stress- und krankheitsbedingte Ausfälle der Arbeitnehmer könnten sich durch kürzere Arbeitswochen reduzieren. Für Mitarbeiter bringt die 4-Tage-Woche eine bessere Work-Life-Balance, eine höhere Jobzufriedenheit und ein geringeres Burnout-Risiko mit sich, denn Arbeitnehmer, die genügend Zeit für Erholung haben, sind in der Regel motivierter und leistungsfähiger.
Vorbehalte und Risikofaktoren
Trotz der vielen Vorteile gibt es jedoch auch Bedenken hinsichtlich der 4-Tage-Woche. So herrscht bereits jetzt ein akuter Fachkräftemangel – eine reduzierte Arbeitszeit könnte die Situation noch weiter verschärfen. Außerdem besteht die Sorge, dass die Annahme, Mitarbeiter könnten bei einer 4-Tage-Woche produktiver arbeiten, nicht zutrifft. Wenn die Produktivität nicht wie erhofft steigt, könnte das dazu führen, dass Unternehmen weniger konkurrenzfähig werden. Ein weiteres Risiko betrifft die Kundenzufriedenheit: Wenn der Handwerksbetrieb einen Tag weniger für Kunden erreichbar ist oder wenn Aufträge lediglich an vier statt fünf Tagen umgesetzt werden, könnte eine Reduzierung der Kundenzufriedenheit die Folge sein. Die Tatsache, dass für die 4-Tage-Woche bei gleichem Gehalt meist die Arbeitszeit an den verbleibenden Tagen erhöht wird, könnte sogar zu einer erhöhten Arbeitsbelastung für die Mitarbeiter führen. Entsprechend wichtig ist es, die Risiken sorgfältig abzuwägen, um mögliche negative Auswirkungen auf das Unternehmen und die Mitarbeiter zu minimieren.
So gelingt die Einführung der 4-Tage-Woche
Es ist deshalb sinnvoll, die 4-Tage-Woche zunächst zu testen und zu überprüfen, inwiefern das Arbeitsmodell für den spezifischen Betrieb geeignet ist. Hier kann eine Kosten-Nutzen-Analyse hilfreich sein. Unternehmer sollten gründlich durchdenken, wie die Umstellung auf eine 4-Tage-Woche verschiedene Bereiche des Handwerksbetriebs beeinflussen könnte. Besonders wichtig ist auch die Organisation der Arbeitskräfte, da Unternehmen andernfalls möglicherweise Schwierigkeiten haben, ihren Kunden den zusätzlichen freien Tag zu erklären.
Gerade bei kleinen Handwerksbetrieben kann es zudem sein, dass individuelle Lösungen gefunden werden müssen. Dafür sollten Handwerksbetriebe offen sein, das neue Arbeitsmodell an die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeiter anzupassen. Ein erster Testlauf in kleinen Gruppen oder Abteilungen kann bei der praktischen Umsetzung helfen. Während dieser Phase sollten klare Ziele formuliert und im Auge behalten werden, um sicherzustellen, dass die Leistung und Produktivität der Mitarbeiter konstant bleiben. Nach der Testphase ist ein offener Erfahrungsaustausch wichtig, um Feedback zu sammeln und etwaige Anpassungen vorzunehmen. Zusätzlich sollten Handwerksbetriebe Schulungen für ihre Teamleiter in Betracht ziehen, um sicherzustellen, dass sie ihre Teams effektiv führen können, auch wenn die Arbeitszeiten verkürzt werden. So bleibt die Produktivität hoch.
Über Liborio Manciavillano:
Liborio Manciavillano ist der Geschäftsführer der HWS Handwerks-Schmiede GmbH. Bei ihm sind alle mittelständischen Handwerksbetriebe willkommen, die effektive Systeme und Prozesse anstreben, um zukunftsfähig zu bleiben. Im Rahmen des 12-Monats-Programms eignen sie sich die neuesten digitalen Methoden in den Bereichen Unternehmensführung, Mitarbeitergewinnung und Kundenakquise an. Weitere Informationen unter: https://www.handwerks-schmiede.de/.