Es ist keine Seltenheit, dass auf öffentlichen Baustellen die Arbeit stillsteht. Oft mangelt es an vollständigen oder mangelfreien Ausführungsunterlagen, oder die Abläufe sind schlecht koordiniert und strukturiert, was dazu führt, dass die Arbeiten nicht fortgesetzt werden können.
Herr Scheibe
Bild: Continu-ING GmbH In solchen Fällen ist es für Handwerker wichtig, sicherzustellen, dass ausstehende Rechnungen dennoch bezahlt werden. Dafür braucht es klar definierte Zahlungskonditionen und Verträge, in denen alle Eventualitäten berücksichtigt sind. Dieser Beitrag verrät die diversen Möglichkeiten für Handwerksbetriebe, um die Zahlung offener Rechnungen bei Stillstand der Bauarbeiten zu sichern.
Verspätungen auf Baustellen und ihre Folgen
Der Auslöser von Stillständen auf Baustellen liegt oft darin, dass die Bauarbeiten verspätet starten können. Fast alle öffentlichen Bauarbeiten beginnen nicht pünktlich und verursachen dadurch Verzögerungen im weiteren Verlauf. Im Extremfall verschiebt sich der Abschluss der Arbeiten über Monate oder sogar Jahre, sodass das beauftragte Unternehmen Probleme hat, den Vertrag zu erfüllen. Mitunter verlangen Auftraggeber dann, dass Handwerker die Leistungen zu Preisen erfüllen, die zwar zum Vertragsabschluss aktuell waren, aber gar nicht mehr den Marktgegebenheiten entsprechen.
Dies stellt Betriebe vor Probleme, denn im Handwerk werden Preise häufig zeitabhängig vereinbart. Sind die Preise nicht im geplanten Zeitraum realisierbar, fließen dennoch Kosten vom betrieblichen Konto ab. Bei Verzögerungen oder einem Stillstand der Arbeiten gehen diese Kosten zulasten der Liquidität des Handwerkers, was im äußersten Fall sogar die Aufnahme eines Kredits erforderlich macht, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.
Lückenlose Dokumentation des Bauverlaufs
Um dieser wirtschaftlich schädlichen Entwicklung von Anfang an vorzubeugen, sollten Handwerksbetriebe sämtliche Prozesse des gesamten Bauverlaufs lückenlos dokumentieren und eine entsprechende Struktur für eine solche Dokumentation schaffen. Hierbei werden alle wichtigen Daten erfasst und offizielle Dokumente wie etwa Baugenehmigungen, aber auch Tagesberichte und die tägliche Korrespondenz festgehalten. Indem alle relevanten Informationen festgehalten werden, lässt sich der reibungslose Ablauf des Bauprojekts sicherstellen.
Ferner sind Handwerker gut beraten, sich gründlich auf die Vertragsverhandlungen mit ihrem Auftraggeber vorzubereiten und Verzögerungen sowie Stillstände von Anfang an zu berücksichtigen. Dazu gehört auch, Argumente für möglicherweise schwierige Verhandlungen zu sammeln und Belege für die eigenen Forderungen darzulegen. So werden entstandene Zusatzkosten durch Verzögerungen gegenüber dem Auftraggeber und Architekten transparent gemacht und es ist leichter, die Zahlung von Rechnungen auch im Fall von Baustopps einzufordern.
Wann sollte eine Behinderungsanzeige angestrebt werden?
Wichtige Aspekte einer flächendeckenden Dokumentationsstruktur bilden Behinderungsanzeigen. Handwerksunternehmen können mithilfe dieser Anzeigen die Verzögerungen und ihre Folgen für das Projekt offiziell dokumentieren. Hierbei gibt es einige Voraussetzungen und Punkte, die zu beachten sind, damit dieses Instrument korrekt eingesetzt werden kann.
Behinderungen müssen unverzüglich gemeldet werden, am besten sofort, wenn der Bau zum Beispiel bereits verspätet startet oder Vorleistungen fehlen. Auch ist auf die richtige Form zu achten, denn die Dokumentation muss juristisch einwandfrei formuliert werden. Die Rechtskonformität und detaillierte Ausführung aller relevanten Fakten stellt sicher, dass das Dokument bei Verhandlungen oder vor Gericht besteht. Schließlich ist eine klare Kostenübersicht wichtig. Sämtliche finanziellen Belastungen, die durch die Verzögerung entstanden sind, müssen genau angeführt werden. Dies können etwa Gehälter für Arbeitskräfte, die nicht eingesetzt werden können, oder Lagerkosten sein.
Eine umfangreiche Dokumentation lohnt sich
Indem der gesamte Bauprozess sorgfältig dokumentiert wird, schafft man die richtigen Voraussetzungen für die Gewährleistung von Qualitätsstandards und erfüllt Vorgaben, die seitens der Behörden gestellt werden. Je klarer die Aufgaben und Leistungen aller beteiligten Stellen aufgeführt sind, desto reibungsloser läuft das Projekt ab.
Außerdem ist es wichtig, sich auf juristische Ablehnungen des Auftraggebers vorzubereiten. So sind Handwerker fähig, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Entscheidende Aspekte hierbei sind das technische Know-how und die Erfahrung des Handwerkers, der die Details des Projekts am besten kennt, sowie das Schaffen von Verständnis für baubetriebliche Abläufe, um Sachverhalte darlegen zu können. Auch das juristische Fachwissen ist für den korrekten Schriftverkehr wichtig. Handwerker, die sich dieses Wissen aneignen, haben bessere Chancen darauf, dass Rechnungen beglichen werden – auch in Zeiten des Stillstands.
Über Andreas Scheibe:
Andreas Scheibe ist geschäftsführender Gesellschafter mehrerer Unternehmen in der Baubranche und Gründer der Continu-ING GmbH aus Wittlich, einer Unternehmensberatung, die auf echte Lösungen für Handwerksunternehmen fokussiert ist. Er konnte schon zahlreiche Handwerksunternehmen dabei unterstützen, Verlustprojekten den Rücken zu kehren und Sicherheit in Bauabläufen zu erlangen. Die Mission von Andreas Scheibe und Continu-ING ist, das Handwerk zu neuer Stärke zu führen und Handwerkern zu helfen, Bauprojekte endlich stressfreier und profitabler durchzuführen. Mehr Informationen dazu unter: https://www.continu-ing.com/