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News vom 15.01.2025

Erfolgreicher Aufbau eines Nahwärmenetzes im ländlichen Raum

Das Nahwärmenetz der Dorfenergie Schwabsoien im Landkreis Weilheim-Schongau ist ein Vorzeigeprojekt in Sachen regenerativer Energie. Vorgedämmte Rohrleitungssysteme von REHAU bringen die Wärme sicher und effizient zu mehr als 80 Haushalten.

Macher mit Weitblick: Markus Eirenschmalz (li.) und Herbert Hefele Bild: Theresa Kuchler
Macher mit Weitblick: Markus Eirenschmalz (li.) und Herbert Hefele Bild: Theresa Kuchler
Das Betriebsgelände bei Energieerzeuger Eirenschmalz. Gut zu erkennen: der 1000 m3 Pufferspeicher Bild: Hans-Helmut Herold
Das Betriebsgelände bei Energieerzeuger Eirenschmalz. Gut zu erkennen: der 1000 m3 Pufferspeicher Bild: Hans-Helmut Herold
Fünf Holzvergaser-Blockheizkraftwerke erzeugen rund 725 kW thermische Leistung <br />Bild: Simon Toplak
Fünf Holzvergaser-Blockheizkraftwerke erzeugen rund 725 kW thermische Leistung
Bild: Simon Toplak
Blockschaltbild aller Systemkomponenten der Energieerzeugung Bild: eta Energieberatung GmbH
Blockschaltbild aller Systemkomponenten der Energieerzeugung Bild: eta Energieberatung GmbH
Verlegung 1 und 2 Verlegung der vorgedämmten Rohrleitungssysteme von REHAU <br />Bilder: Simon Toplak
Verlegung 1 und 2 Verlegung der vorgedämmten Rohrleitungssysteme von REHAU
Bilder: Simon Toplak

Die 2022 gegründete Dorfenergie Schwabsoien GmbH, versorgt rund 80 Wohngebäude, das Rathaus und den Kindergarten der Gemeinde (Stand Juli 2024). Bis Ende dieses Jahres wird die Zahl der Kunden sogar auf über 120 gewachsen sein, da das Nahwärmenetz sukzessive ausgebaut wird.

Gesellschafter der Dorfenergie sind Herbert Hefele, Inhaber des Planungsbüros Innoinfra GmbH und Markus Eirenschmalz, Mitglied der Geschäftsleitung des gleichnamigen Blechbearbeitungsbetriebes in Schwabsoien. Dort laufen fünf Holzvergaser-Blockheizkraftwerke (BHKW) mit insgesamt 350 kW elektrischer Leistung und 725 kW thermischer Leistung.

Energieerzeugung aus Hackschnitzeln

Neben den Holzvergaser-BHKWs des Herstellers Spanner Re2 GmbH stehen bei Energieerzeuger Eirenschmalz drei Hackschnitzelkessel mit insgesamt 1.700 kW zur Absicherung des Systems Verfügung. Betrieben werden die Anlagen mit Hackschnitzeln aus regionalem Restholz sowie mit Einwegpaletten, die bei dem Blechverarbeiter in großen Mengen anfallen. Statt die Paletten teuer zu entsorgen, werden sie auf diese Weise einer ökologisch sinnvollen Nutzung zugeführt.  Um Spitzen abzudecken und für den Havariefall ist ein 1000 m3 Pufferspeicher der Hans van Bebber Heizungsbau GmbH & Co, KG in das System eingebunden. „Damit könnten wir bei einer Störung bis zu fünf Tage überbrücken und das Netz weiter versorgen“, so Planer Herbert Hefele, der bereits mehrere Nahwärmeprojekte in der Region begleitet hat.

Nur zu gerne hätten Hefele und Eirenschmalz die Gemeinde als Gesellschafter der Dorfenergie mit ins Boot geholt. Das scheiterte jedoch trotz des guten Willens aller Beteiligten an bürokratischen Hürden. Daraufhin stemmten die Beiden das Projekt in Eigenregie, was nicht zuletzt dem REHAU Außendienst um Andreas Bissinger zu verdanken ist. Mit dem hatte Hefele bereits in früheren Projekten zusammengearbeitet und sich von den Vorteilen vorgedämmter Rohrleitungssysteme aus Kunststoff überzeugt. Bissinger bestärkte Hefele und Eirenschmalz in ihrem Vorhaben und unterstützte mit dem REHAU Team bei der Netzberechnung und -planung.

Vorgedämmte Rohrleitungssysteme von REHAU

Für das mehr als 8 km Leitung umfassende Nahwärmenetz in Schwabsoien und Schwabbruck kommt das Rohrsystem RAUTHERMEX zum Einsatz. Bei diesem System sind die Mediumrohre mit einer Dämmung aus PU-Schaum und einem gewellten Außenmantel versehen. Als Hauptleitungen des als Baumstruktur mit zwei Strängen aufgebauten Netzes dienen UNO-Rohre in den Abmessungen 90, 110 und 125 (= Durchmesser des Mediumrohres in Millimeter). Die Hauszuleitungen sind als DUO-Rohre 25 und 32 ausgeführt. Die exzellenten Wärmedämmeigenschaften des Poly-urethanschaums halten die Verluste beim Wärmetransport besonders gering. Durch den gewellten Außenmantel ist das Rohrsystem gleichzeitig sehr flexibel und ermöglicht geringe Biegeradien. Die Mediumrohre PE-Xa SDR 11 für den Heizwassereinsatz sind besonders temperaturbeständig. Sie besitzen eine zusätzliche Sauerstoffsperrschicht und verfügen über eine spezielle Stabilisierung, um den höchsten Temperaturanforderungen, die aus dem Einsatzbereich Nahwärme entstehen, gerecht zu werden. Aufgrund von korrosionsfreien Materialien, wasserdichter Nachisolierung und Längswasserdichtheit ist das Rohrsystem sehr langlebig.

Das Verlegen der Rohre erfolgt durch örtliche Tiefbauunternehmer. Für alle Medienrohrverbindungen wird die Schiebehülsen-Technik genutzt, eine von REHAU entwickelte und Jahrzehnte lang bewährte Methode zur schnellen und dauerhaft dichten Verbindung von PE-Xa-Rohren. Bei den größeren Rohrdimensionen kommt die FUSAPEX-Verbindungstechnik zum Einsatz. Hierbei werden die Mediumrohre mit Elektroschweißmuffen verbunden. In die Muffen ist ein Widerstandsdraht integriert. Durch elektrischen Strom wird der Draht auf die benötigte Schweißtemperatur erwärmt und die Schweißung automatisch durchgeführt.

Hohe Akzeptanz in der Bürgerschaft

Betrieben wird das Nahwärmenetz in Schwabsoien mit einer Vorlauftemperatur von 80°C, der Rücklauf liegt bei 50°C. Die Wärmeübertragung im Haushalt der Kundinnen und Kunden erfolgt in Übergabestationen der Aqotec GmbH. Alle Stationen sind mit der Leittechnik vernetzt, mit der das Netz gesteuert und überwacht wird. Die benötigten Daten für die Abrechnung werden dabei automatisch erfasst.

Die Dorfenergie Schwabsoien berechnet ihren Verbraucherinnen und Verbrauchern derzeit rund 10 ct/kWh. Der Betrag setzt sich aus den Komponenten Personalkosten, Material/Infrastruktur, Hackschnitzel- und Strompreis zusammen und kann über eine Preisgleitklausel an die Marktbedingungen angepasst werden. Die Datenbasis kommt vom Statistischen Bundesamt und ist damit transparent und nachvollziehbar. Zu den Verbrauchskosten kommen noch die Grundgebühr sowie eine Gebühr für den Wärmemengenzähler hinzu.

Der schnelle Auf- und Ausbau des Netzes in den vergangenen drei Jahren spricht für die hohe Akzeptanz der Dorfenergie in der Bürgerschaft. Und mit den bis Ende 2024 angeschlossenen 120 Haushalten ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Denn der weitere Ausbau wurde bereits mitgedacht. Da das Netz eine Wärmeleistung von bis zu 2,6 MW bereitstellen kann, können noch rund 100 weitere Haushalte mit regenerativer Energie versorgt werden.

Mehr zum Projekt in folgendem Beitrag:

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