Ein Energiemanagementsystem (EMS) agiert als zentrale Steuerinstanz, die Stromproduktion, Verbrauch und gesetzliche Anforderungen orchestriert. So lassen sich Effizienz und Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe maximieren. Erfahren Sie, wie Energiemanagement funktioniert, welche Teilstrategien sich bewähren und welche Geräte nötig sind.

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So funktioniert das Energiemanagement
Ein Energiemanagementsystem überwacht und steuert elektrische Verbraucher, Erzeuger und Speicher im Haushalt. Es reagiert in Echtzeit auf Signale wie PV-Überschuss, dynamische Stromtarife oder Netzsteuerungsanfragen und ordnet die Betriebsmuster der Wärmepumpe entsprechend zu. Entscheidend ist, dass das EMS bzw. HEMS-Schnittstellen ((Home) Energy Management System) zu den Komponenten beherrscht und Prioritäten („Wann ist Heizen sinnvoll, wann soll geladen werden?“) objektiv setzen kann.
Notwendige Technik
Damit das Konzept in der Praxis funktioniert, sind bestimmte Komponenten erforderlich:
- Energiemanagementsystem (EMS/HEMS): Dieses kann eine externe Steuerungseinheit sein, die Komponenten unterschiedlicher Hersteller integriert, oder ein proprietäres System des Wärmepumpenherstellers. Entscheidend sind offene Standards zur Kommunikation (z. B. EEBUS).
- Wärmepumpe mit Schnittstelle: Die Wärmepumpe sollte eine Steuer- oder Kommunikationsschnittstelle besitzen, um vom EMS bzw. HEMS angesteuert werden zu können. Viele Hersteller haben bereits moderne Geräte mit dieser Fähigkeit im Portfolio. Dazu zählt beispielsweise der Thermondo Energiemanager, der auch Wärmepumpe kann.
- Optional: PV-Anlage und Stromspeicher: Diese ergänzen das System idealerweise, um überschüssige Energie zu speichern oder direkt zu nutzen.
- Smart-Meter/Gateway: Für die Kommunikation mit dem Netzbetreiber (insbesondere im Kontext von § 14a) ist ein intelligenter Messsystemanschluss grundsätzlich erforderlich.
Mögliche Maßnahmen zur Optimierung
1. PV-Überschuss nutzen
Wenn Ihre Photovoltaikanlage mehr Strom produziert, als gerade im Haus gebraucht wird, erkennt das EMS bzw. HEMS diese Überschusslage. Es sendet ein Steuersignal an die Wärmepumpe, sodass sie Wärme speichert, etwa in Fußbodenheizkreisen, Pufferspeichern oder Warmwasserbereichen. Dadurch wird der Eigenverbrauch maximiert, und Energie, die andernfalls ins Netz eingespeist würde (oft zu niedrigen Einspeisevergütungen), bleibt im Haushalt.
Studien der HTW Berlin zeigen, dass solarstromoptimiertes Energiemanagement den Eigenverbrauchsanteil signifikant erhöhen kann, abhängig von Systemkonfiguration und Gebäudestandard. In Feldtests des Fraunhofer-Instituts zeigte sich zudem, dass vernetzte Systeme selbst bei Bestandsgebäuden zu messbar besseren betrieblichen Kennwerten führten.
2. Dynamische Tarife ausnutzen
Viele Stromanbieter offerieren zeitvariable Tarife („Time-of-Use“, Spitzen-/Niedertarife). Ein EMS/HEMS erkennt automatisch günstige Kostenphasen (z. B. nachts, Wochenenden, Mittagsfenster) und verlagert Heizaktivitäten bewusst dorthin. Auf diese Weise lassen sich Energiekosten senken, indem der Stromverbrauch in teuren Spitzenzeiten reduziert wird.
In Kombination mit PV-Überschussstrategien entsteht ein optimaler Lastausgleich: Das System heizt stärker, wenn Strom günstig oder überschüssig vorhanden ist, und hält in teuren Phasen zurück.
3. Speicher und Netz integrieren
Ein EMS oder HEMS kann nicht nur Wärmepumpe und PV-Anlage koordinieren, sondern optional auch einen Stromspeicher, eine Wallbox oder ein E-Auto laden. Dadurch entsteht ein ganzheitliches Zusammenspiel:
- Überschussstrom kann zuerst in den Speicher fließen, bevor die Wärmepumpe angesteuert wird.
- Wenn Strom teuer wird, kann das EMS aus dem Speicher laden, anstatt Netzstrom zu beziehen.
- Die Wärmepumpe kann zudem gezielt dann arbeiten, wenn Speicherladungen günstig oder vorhanden sind.
- Bei Kombination mit E-Mobilität sorgt das EMS für Priorisierungen: Laden des Autos, Warmwasserbereitung, Heizen – alles gesteuert entlang von Kosten- und Netzparametern.
Das Ergebnis: Eine optimierte Gesamtenergiebilanz des Haushalts und ein hoher Autarkiegrad.

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4. Netzdienliche Steuerung
Seit dem 1. Januar 2024 gilt § 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG), der vorsieht, dass steuerbare Verbrauchseinrichtungen (z. B. Wärmepumpen mit Anschluss größer als 4,2 kW) netzorientiert steuerbar sein müssen. Das heißt: In seltenen Netzüberlast-Situationen darf der Netzbetreiber den Strombezug solcher Verbraucher temporär herunterregeln (z. B. auf 4,2 kW). Allerdings gelten Einschränkungen: In der Regel darf dies längstens zwei Stunden täglich geschehen und nur zur Abwendung einer akuten Überlastung.
Das EMS/HEMS wird somit zur zentralen Instanz, um die Wärmepumpe netzdienlich anzusteuern und gleichzeitig gesetzliche Vorgaben einzuhalten. Durch diese Regelung können Betreiber zudem von Netzentgeltreduzierungen profitieren.
Wichtig: Die Schnittstellen (z. B. SG Ready, EEBUS) müssen diskriminierungsfrei und interoperabel sein, damit Geräte verschiedener Hersteller gleich behandelt werden.
Für den Umstieg auf Wärmepumpen stehen 2025 Fördergelder zur Verfügung. Bis zu 70 Prozent der Investitionskosten werden im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) übernommen.
Vorteile des Energiemanagements
Ein gut implementiertes Energiemanagement mit einer intelligent gesteuerten Wärmepumpe schlägt sich in spürbaren Einsparungen, höherem Komfort und zukunftssicherem Betrieb nieder:
- Höherer Eigenverbrauch: Durch Steuerung nach PV-Überschuss und optimaler Betriebszeiten nutzen Sie mehr selbst erzeugten Strom. Das reduziert Einspeisungen und steigert die Wirtschaftlichkeit der Anlage.
- Kostenersparnis: Indem die Wärmepumpe in günstigen Tarifzeiten betrieben oder Spitzenlasten vermieden werden, sinken die Stromkosten deutlich. Zudem entfallen oder verringern sich Spitzenlastzuschläge.
- CO₂-Einsparung: Effizienter Betrieb mit eigenem Solarstrom senkt den Fremdstrombedarf, der oft konventionell erzeugt wird. Damit sinkt Ihr CO₂-Fußabdruck.
- Erfüllung gesetzlicher Vorgaben: Nur durch eine intelligente Regelung der Wärmepumpe wird § 14a EnWG erfüllt. Das bringt Rechtssicherheit und mögliche finanzielle Entlastungen durch Netzentgeltermäßigungen.