Das Traditionsunternehmen aus dem Sauerland stellt sich für die Zukunft neu auf. Haustechnikdialog.de hat mit Geschäftsführer Johannes Rump über die strategische Neuausrichtung von Oventrop gesprochen.
Oventrop Standort Brilon
Johannes Rump
Bilder: Oventrop Haustechnikdialog: Herr Rump, die deutsche Heizungsindustrie steckt in einem tiefgreifenden Umbruch. Wie bewerten Sie die aktuelle Lage?
Rump: Mit der Fokussierung auf die Erneuerbaren Energien in der Wärmeerzeugung steckt die gesamte Branche in der Tat in einem tiefgreifenden Wandel. Der deutsche Heizungsmarkt ist über Jahrzehnte hinweg ein ziemlich geschlossenes System geblieben, mit dem fossilen Heizkessel im Zentrum. In diesem Bereich sind die deutschen Unternehmen vielfach Technologieführer und hatten - von der Wärmeerzeugung, über die Wärmeverteilung bis hin zur Übergabe - einem Großteil der Wertschöpfung in ihren Händen. Das ändert sich nun massiv durch den politisch-forcierten Umstieg auf die Wärmepumpe, denn die großen Hersteller kommen nun nicht mehr aus Deutschland. Aber gerade was Wärmeverteilung und -übergabe in wassergeführten Heizungen anbelangt, bietet die deutsche Heizungsindustrie nach wie vor Spitzentechnologie. Hier sehe ich viel Potenzial für uns Oventroper, aber sicher auch für viele andere deutsche Unternehmen.
Haustechnikdialog: Wie bewerten Sie die Lage Ihres Unternehmens angesichts dieser Herausforderungen?
Rump: Wie viele andere Zulieferer der Gebäudetechnik, leiden auch wir derzeit unter der Krise am Bau. Grundsätzlich haben wir aber einen positiven Geschäftsausblick. Als Partner für effizientes Wärmen, Kühlen und sauberes Trinkwasser bietet Oventrop Lösungen, die für das Gelingen der Energiewende im Gebäude gebraucht werden und die auch im Markt gefragt sind. Unbestritten ist aber auch, dass wir unsere Hausaufgaben machen müssen, um fit zu werden für die Herausforderungen der Zukunft.
Haustechnikdialog: Welche Hausaufgaben meinen Sie?
Damit meine ich beispielsweise, dass wir unser Produktportfolio konsequent auf die Zukunftstechnologien Wärmepumpe und Wärmenetze ausrichten müssen, oder dass wir uns den Anforderungen digitaler Haus- und Gebäudetechnik stellen müssen.
Zum Teil gehen wir diese Herausforderungen in Eigenverantwortung an, zum Teil aber auch zusammen mit starken Partnern an unserer Seite. Mit KRING etwa bieten wir Lösungen aus einer Hand für die Einbindung von Quartieren und Gebäuden in Wärmenetze, die ja neben der Wärmepumpentechnologie eine zentrale Rolle bei der Wärmewende spielen sollen. Oder die wibutler-alliance, in der wir gemeinsam mit vielen anderen Herstellern aus der Haus- und Gebäudetechnik den europäischen Industriestandard für digitale Gebäudetechnik etablieren wollen.
Darüber hinaus haben wir eine klare Strategie entwickelt, wie wir Oventrop auch als Unternehmen in den nächsten Jahren fit machen für die Bedürfnisse der Märkte.
Haustechnikdialog: Wie sieht diese Strategie aus?
Rump: Im Wesentlichen beruht unsere Strategie auf vier Säulen: Wir setzen auf internationales Wachstum, wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen, wir stellen uns in der Produktion grundlegend neu auf und wir setzen auf effizientere und schlankere Prozesse innerhalb des gesamten Unternehmens. Viele Projekte, die auf diese Ziele einzahlen, sind wir bereits angegangen. Wir befinden uns also inmitten eines Transformationsprozesses.
Haustechnikdialog: Bislang ist Oventrop sehr stark auf den deutschen Markt ausgerichtet. Wie wollen Sie sich für das angestrebte internationale Wachstum aufstellen?
Rump: Wir wollen Oventrop in den kommenden Jahren zu einer international erfolgreich-agierenden Oventrop-Gruppe weiterentwickeln. Damit wollen wir uns unabhängiger machen von den Schwankungen des deutschen Marktes und setzen auf die Wachstumspotenziale der internationalen Märkte. In unserem Strategieprozess haben wir uns ganz konkret mit der Frage auseinandergesetzt, in welchen Märkten wir mit welchen Produkten internationales Wachstum generieren können. Dafür schaffen wir nun die Voraussetzungen, indem wir unser Produktportfolio, unsere Vertriebswege und unsere Produktion mit einem klaren Fokus auf diese Märkte neu aufstellen. Deutschland bleibt wichtig für uns Oventroper, aber wir werden internationaler.
Haustechnikdialog: Ihre Pläne, einen Teil der Produktion ins Ausland zu verlagern, haben für viel Aufsehen gesorgt. Was genau haben Sie vor?
Rump: Wir stellen uns aktuell in der Produktion ganz neu auf. Die Teilverlagerung an unseren polnischen Standort Szydłowiec ist dabei nur ein Teil eines wesentlich größeren Projekts. Der damit leider verbundene Stellenabbau an unseren Standorten im Sauerland, hat in den vergangenen Monaten die Berichterstattung über Oventrop dominiert. Insbesondere im Sauerland, aber auch in die Branche hinein. Das ist schade, denn unsere „Fabrik der Zukunft“ ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Wachstumsstrategie, mit der wir für sichere Arbeitsplätze an all unseren Standorten sorgen wollen.
Dabei geht es uns im Kern bei diesem Großprojekt darum, dass wir uns auch in der Fertigung zukunftsfähig aufstellen und Arbeitsplätze an all unseren Standorten sichern. Allein in unser Briloner Stammwerk investieren wir in den kommenden Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag in eine moderne Fertigung und in ein neues Ausbildungszentrum. Ich denke, es gibt derzeit nicht viele Mittelständler, die in einem solchen Umfang in ihre deutschen Standorte investieren.
Künftig werden wir unsere Produktion in drei Segmente aufteilen, die jeweils eine „Fabrik in der Fabrik“ bilden und sich auf die Produktion einzelner Produktfamilien spezialisieren. Damit verbunden ist eine Optimierung und Automatisierung von Produktionsprozessen, sodass wir die Durchlaufzeiten in unserer Produktion deutlich verringern werden.
An unserem sauerländer Standort in Brilon werden künftig die beiden Segmente „Raumklima“ und „Stationstechnik“ sowie zwei Kompetenzzentren, die Vorprodukte für alle drei Segmente herstellen, ihre Heimat finden. Das dritte Segment für unsere Hydraulik-Produkte geht an unseren Standort in Polen, den wir 2022 eröffnet haben. Olsberg bleibt der Verwaltungssitz des Unternehmens, wird aber künftig kein Produktionsstandort mehr sein.
Haustechnikdialog: Welche Bedeutung hat dieses Projekt für Oventrop?
Rump: Die Segmentierung unserer Produktion ist aktuell unser wichtigstes strategisches Projekt. Wir investieren in den nächsten Jahren einen mittleren, zweistelligen Millionenbetrag in eine moderne Fertigung an unserem Heimatstandort Brilon und in unseren Standort in Polen. Damit stärken wir unsere Wettbewerbsfähigkeit, legen die Grundlagen für das angestrebte internationale Wachstum und schaffen gleichzeitig eine klare Perspektive für unsere Standorte und Arbeitsplätze.
All das zahlt auf ein klares Ziel ein: Wir wollen Oventrop als ein eigenständiges und finanziell-unabhängiges Familienunternehmen aus dem Sauerland erhalten. Wir wollen auch künftig hier in Deutschland produzieren und hier weiterhin attraktive und sichere Arbeitsplätze bieten. Dafür schaffen wir aktuell die Voraussetzungen!