Smart Home fristet in Deutschland immer noch ein Nischendasein. Gerade mal eine Million Haushalte (von gut 41 Millionen) sind Schätzungen zufolge hierzulande smart ausgerüstet. Das mag angesichts der medialen Präsenz des Themas überraschen: Demnach könnte man meinen, wir lebten alle in Häusern, in denen überwiegend smarte Technologien alles erledigen und der Anwender nur noch "delegiert".
Im Prinzip lässt sich alles an einem Haus smart gestalten.
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Doch dem ist nicht so. Gerade mal 40 Prozent aller Wohnungs- und Immobilienunternehmen denken darüber nach, in smarte Technologien zur Gebäudesteuerung zu investieren. Eine Umfrage des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) ergab ein nur schwach ausgeprägtes Interesse an digitaler Haus- und Energietechnik, die Nachfrage sei sowohl bei Käufern als auch bei Mietern gering.
Eigentümer investieren eher in smarte Technologien
Immobilien-Käufer seien dabei etwas beweglicher bei der Nachfrage nach Rauchmeldern, Temperatur- und Heizungssteuerungselektronik sowie vernetzter Unterhaltungselektronik. Kaum Beachtung hingegen fanden der Umfrage nach digitale Technologien für altersgerechtes Wohnen (so genannte AAL-Systeme) und die Hausgeräte-Automation und -steuerung via Smartphone. Widersprüchlich ist das allemal, denn die gleiche Personengruppe sieht in der Heizungs- und Temperatursteuerung (59 Prozent), der Rollladensteuerung (53 Prozent) und den Alarmsystemen (45 Prozent) das höchste Wertsteigerungspotenzial bei Immobilien.
Etwas agiler sind die klassischen Eigenheimbesitzer. Bei ihnen stehen vor allem Sicherheitsaspekte im Vordergrund. Smart-Home-Technologien sind dafür wie geschaffen – etwa durch Überwachungskameras, Bewegungsmelder, Geräuschgeber oder speziell gesicherte Fenster und Türen sowie natürlich Rauchmelder. Teil 9 dieser Serie wird sich ausführlich mit diesem Thema befassen.
Sicherheit ist wichtigster Treiber
Dabei ist die Sicherheit zwar ein wichtiger, aber eben nicht der dominierende Aspekt des smarten Heimes. Denn es kann viel mehr. Vor allem kann es Energie sparen. Ein digital gesteuertes Haus erkennt von ganz allein, wie stark es heizen muss, wann und wie viel warmes Wasser in der Dusche bereitstehen muss und wie die Wärme dafür möglichst günstig entsteht. Zudem spart es Strom, weil es weiß, welche Geräte besonders viel davon verbrauchen und wann diese deswegen günstiger zu betreiben wären. Insgesamt ließe sich so der Energieverbrauch von Gebäuden um bis zu 15 Prozent reduzieren – und das bei Mehrkosten von etwa fünf Prozent. Eine Amortisation in recht kurzer Zeit ist fast selbstverständlich. In Teil 10 werden wir auf dieses Thema detailliert eingehen.
Vorab aber schon Folgendes: Eine Studie von Fraunhofer-Wissenschaftlern hat anhand von Praxisbeispielen für Familien im Neubau mögliche Wärmeenergieeinsparungen von 17 Prozent (Bestand: 18) ermittelt. Bei Senioren sind es 22 (20) Prozent und bei Singles 40 (35) Prozent.
Neben diesen energetischen Vorteilen sorgt ein Smart Home durch körperliche Entlastung auch für mehr Komfort. Das bedeutet zwar nicht Zustände wie im Schlaraffenland, aber wohl doch Zeitersparnis und eine Verringerung von leichten körperlichen Tätigkeiten sowie eine fein auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmte klimatische Steuerung.
Im folgenden Teil der Smart-Home-Serie am 03.07.2020 zeigen wir aktuelle Trends, die derzeit von Hausbesitzern genutzt werden, um ihre Immobilie digital aufzuwerten.
Unsere Serie zum smarten Heim umfasst folgende Teile:
Bereits erschienen:
01.07.2020 - Smart Home – ein allgemeiner Überblick
Demnächst erscheinen:
03.07.2020 - Smart Home – aktuelle Trends und Entwicklungen
06.07.2020 - Wann ist ein Heim „smart“?
08.07.2020 - Standards für ein smartes „Home“
10.07.2020 - Welche Normen und Gesetze sind zu beachten?
13.07.2020 - Wie plant man das smarte Zuhause?
15.07.2020 - Smarte Nachrüstung beim Bestandsbau – wie geht das?
17.07.2020 - Welche Komponenten machen „smarten“ Sinn?
20.07.2020 - Ein Gebäude mit smarten Mitteln sichern?
22.07.2020 - „Smart gespart“ - Durch Smart Home Energie einsparen?
24.07.2020 - Was bringt die smarte Steuerung der Haustechnik?
27.07.2020 - "Under control" - digitale Steuerung von unterwegs und per Sprache
29.07.2020 - Beispiele für smarte Gebäude