Wer bauen will, muss aktuell viel zahlen. Verschiedene Faktoren ließen in den letzten beiden Jahren die Baukosten regelrecht explodieren. Hinzu kommt noch der politische Wille der neuen Bundesregierung, nur noch energieeffiziente Häuser bauen zu lassen.
Energieeffizientes Bauen zeitigt auch höhere Baukosten.
Bild: nk
Für Sanierungen gelten ähnlich strenge Standards. Über all dem schwebt noch der Nachhaltigkeitsgedanke. All das ist schon Pflicht und wird aktuell nicht einmal (abgesehen von Einzelmaßnahmen) gefördert. Denn die neue Bundesförderung effiziente Gebäude ist erst einmal gestoppt – beziehungsweise waren die dafür bereitgestellten Mittel viel zu schnell ausgeschöpft. Die neuen Förderprogramme werden wohl erst im nächsten Jahr greifen.
In drei Teilen einer Serie wollen wir den EE-40-Standard, der verpflichtend wird für den Neubau, den EE-55-Standard bei Sanierungen und das über allem schwebende Nachhaltigkeitszertifikat beleuchten. Der erste Teil widmet sich heute dem EE-40-Standard für den Neubau (Effizienzhaus 40 EE).
Dieser wird Standard bei allen neu zu errichtenden Gebäuden. Er entspricht letztlich dem alten KfW-40-Standard, wurde aber um zwei Varianten erweitert: das Effizienzhaus 40 NH und das Effizienzhaus 40 Plus.
Das Effizienzhaus 40 EE darf nur auf 40 % des Energieverbrauchs eines Referenzgebäudes kommen, das bereits in der EnEV 1990 definiert wurde. In der Praxis bedeutet das 50 bis 60 kWh je Quadratmeter und Jahr. Zudem muss die Versorgung des Gebäudes mit Wärme und Kälte schon jetzt zu 55 % auf erneuerbarer Energie basieren. Bis 2023 könnten sogar 65 % Pflicht werden – und zwar für alle Gebäude, nicht nur für Neubauten.
Das Effizienzhaus 40 NH gilt hingegen nur im Neubau und verlangt ein Nachhaltigkeitszertifikat (das Qualitätssiegel „Nachhaltiges Gebäude“) eines akkreditierten Zertifizierers. Dafür kommen mehrere infrage, so der deutsche Standard der DGNB oder der internationale Standard BREEAM.
Auch das Effizienzhaus 40 Plus gilt nur für den Neubau. Hier produzieren gebäudenahe Anlagen Strom aus erneuerbaren Energien, meist aus einer Photovoltaikanlage (PV). Bei Wohngebäuden müssen je Wohneinheit mindestens 500 kWh im Jahr und 10 kWh je Jahr und m2 Gebäudenutzfläche aus diesem Strom stammen. Sinnvoll sind dann auch Batteriespeicher, und für Heizzwecke eine Lüftungsanlage (die ab dem Standard EE 40 und höher, also Passivhaus, sowieso zwingend wäre) mit Wärmerückgewinnung.
Für alle drei EE-40-Klassen gilt jedoch ein einheitlicher Standard. Doch wie kann der erreicht werden? Das A und O ist die Dämmung, und zwar der gesamten Gebäudehülle, also inklusive Dach, Keller, (falls vorhanden) oder Bodenplatte. Zudem sind dreifach verglaste Fenster und gedämmte Türen zu nutzen.
Ein beispielhafter, tabellarischer Vergleich der bautechnischen Kennwerte zwischen dem Referenzgebäude und dem Effizienzhaus 40 zeigt folgende Unterschiede bei den Bauteilen auf:
| | Referenzgebäude KfW100 | Effizienzhaus 40 (KfW40) |
Kellerdämmung | | 8 Zentimeter | 16 Zentimeter |
Fassadendämmung | | 10 Zentimeter | 32 Zentimeter |
Flachdachdämmung | | 20 Zentimeter | 32 Zentimeter |
Fensterglas | | Isolierverglasung | Dreifach-Wärmeschutzverglasung |
Fensterrahmen | | Holz | PVC 5-Kammerprofil |
Lüftung | | Fenster | Lüftung mit Wärmerückgewinnung (80%) |
Quelle: energie-experten.org
Aus dieser starken Dämmung ergibt sich zwangsläufig auch das Heizsystem, das ja schon jetzt in der Mehrheit erneuerbar betrieben werden muss. Mittel der Wahl ist heute die Wärmepumpe, die die geringen Wärmelasten selbst in der Luft-Wasser-Version mit einer Jahresarbeitszahl von 3 locker schafft. Infrage kämen auch Biomasseheizungen, die jedoch wegen der erzeugten hohen Vorlauftemperaturen ineffizient wären, sowie Solarthermieanlagen als zusätzliche Wärmequelle. Die Dämmung macht zudem eine kontrollierte Wohnraumlüftung nötig.
Wie nun sieht die Kostenstruktur aus? Gegenüber dem alten EnEV-Standard KfW 100 von 2009 ist bei EE 40 mit gut 25 % Mehrkosten zu rechnen. Im Vergleich zu dem schon seit gut über 20 Jahren verbreiteten KfW-70-Standard wären gut 14 % mehr zu zahlen, gegenüber der EnEV-Fassung von 2016 sind es immer noch gut 20 % mehr. Gegenüber dem KfW-55-Standard, der demnächst in der Sanierung Pflicht wird, wären es 7.5 %. (Quelle: Studie: Wirtschaftlichkeit baulicher Investitionen bei Erhöhung energetischer gesetzlicher Anforderungen, alle Angaben: Maximum-Preisdifferenzen).
Doch die derzeitige Entwicklung könnte die Baukosten noch weiter nach oben treiben. Eine teilweise Amortisation ergibt sich aus den eingesparten Energiekosten. Steigen diese weiter an, und das ist zur Zeit der Fall, amortisiert sich der höhere Standard des energieeffizienten Bauens schneller.
Förderung
Ein Teil dieser Mehrkosten beim EE-40-Standard kann auch durch die Förderung abgefedert werden, die aber derzeit auf Eis liegt und neu konzipiert wird. Gebündelt wird diese nach wie vor in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Wie diese in Zukunft aussehen wird, ist noch offen.
Unsere Mini-Serie zum Thema neue Baustandards umfasst zwei weitere Teile, die demnächst an dieser Stelle erscheinen:
2. Neuer Standard EE 55 bei Bestandssanierungen – wie wird es das Bauen verteuern? (11.07.2022)
3. Neues Siegel „Nachhaltiges Bauen“ – was wird überhaupt noch am Bau gefördert? (18.07.2022)
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Ein Beitrag der Redaktion von HaustechnikDialog.