Die Kosten eines Bauprojekts können rasch außer Kontrolle geraten, was oft mit einer bösen Überraschung für die Bauherren einhergeht, die sich mit explodierenden Ausgaben konfrontiert sehen. Dabei sind es oft bestimmte Vorgehensweisen der Bauträger, die die Kosten unnötig in die Höhe treiben.
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Ein intransparentes Regelwerk bietet Bauprofis ideale Bedingungen, um die Unsicherheiten von Bauherren für ihre Zwecke zu nutzen und unnötige Leistungen zu überhöhten Preisen zu verkaufen. Tatsächlich sind Baukosten häufig um 20 bis 30 Prozent höher als notwendig. Mit dem richtigen Wissen lassen sich Bauprojekte jedoch wesentlich kostengünstiger realisieren. Im Folgenden werden 4 Methoden aufgezeigt, mit denen Bauträger ahnungslose Bauherren immer wieder täuschen.
1. Vermeintlich günstige Angebote bergen das Risiko versteckter Kosten
Insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, wie viele Bauträger sie derzeit erfahren, wird gern mit attraktiven Preisen um Kunden geworben. Dies betrifft vor allem den Bereich der Einfamilienhäuser, wo die Konkurrenz groß ist und einige Bauträger sogar ums Überleben kämpfen.
Die angebotenen Konditionen sind häufig vage formuliert und können für den Laien irreführend erscheinen. Im Gegensatz zum Kauf eines fertigen Produkts wie einem Auto, das eine Probefahrt erlaubt, investiert der Auftraggeber bei Bauvorhaben in Leistungen, die erst noch erbracht werden müssen. Etliche unerfahrene Bauherren vertrauen den scheinbar umfassenden Angeboten und unterzeichnen Verträge, die später hohe Zusatzkosten nach sich ziehen. Es ist daher ratsam, Verträge vor der Unterzeichnung gründlich von einem Fachanwalt prüfen zu lassen, um rechtliche Fallstricke zu vermeiden.
2. Neue Anforderungen und Vorschriften nach Vergabe
Ein weiteres gravierendes Problem im Bauwesen ist die ständig wachsende Anzahl von Normen, Vorschriften und Anforderungen. Diese Entwicklung führt zu Verwirrung und zusätzlichen Kosten für Bauherren, vor allem für private Auftraggeber, welche sich mit rechtlichen Details zum ersten Mal auseinandersetzen. Generell werden Laien, insbesondere private Bauherren, oft durch Vorschriften getäuscht, die rechtlich nicht bindend sind und dementsprechend auch nicht zwingend eingehalten werden müssen. Denn in der Realität besteht fast immer die Möglichkeit, von gängigen Normen abzuweichen, dabei aber trotzdem rechtlich abgesichert zu bleiben, die Bauqualität hochzuhalten und Kosten zu sparen.
Besonders heikel wird es, wenn neue Vorschriften und Anforderungen auftauchen, nachdem ein Vertrag unterzeichnet wurde, insbesondere noch vor Baubeginn oder während der Bauphase. Daher ist es empfehlenswert, dass Bauherren sich umfassend informieren oder mit einem Experten zusammenarbeiten, der abschätzen kann, wo Flexibilität in Bezug auf Normen und Anforderungen möglich ist.
3. Vorsicht bei Änderungsvorschlägen
Bei Angeboten werden in der Regel sehr niedrige Standards festgelegt, um den Zuschlag für einen Auftrag zu erhalten. Speziell bei der Auswahl von Bemusterungen für Böden, Fliesen, Türen, Elektroausstattung sowie der Installation von Heizungs- und Lüftungssystemen werden oft minimalistische Kriterien oder Preise vorgegeben, zum Beispiel "Fliesen: 30€/qm". Die Basis für diese Preise wird jedoch oft nicht fixiert. In der Praxis kommt es dann häufig vor, dass ein Projektleiter dem Bauherrn vor Ort vorschlägt, bessere Materialien einzusetzen. Bei Bemusterungen, die oft erst nach Vertragsunterzeichnung geschehen, sind die 30-Euro-Fliesen dann natürlich meist absolute Standardware, die dem Käufer meist nicht gefällt. An dieser Stelle ist es wichtig, wachsam zu sein und nicht sofort auf Änderungsvorschläge einzugehen, welche ungeplante Mehrkosten nach sich ziehen. Bemusterungen sollten daher zwingend vor Vertragsunterzeichnung erfolgen. Alle Komponenten sollten konkret fixiert werden und im Angebot enthalten sein. Ein ähnliches Problem ergibt sich bei teuren Mehrungen. Mehrungen sind Änderungen oder zusätzliche Leistungen, die über den ursprünglichen Vertragsumfang hinausgehen und erhebliche Kosten verursachen. Zum Beispiel kann allein eine zusätzliche Steckdose schnell mehr als 200 Euro kosten, was deutlich teurer ist als vergleichbare Leistungen außerhalb des Bauprojekts.
4. Nachträge nach der Vertragsunterzeichnung – eine echte Kostenfalle
Ein besonders heikles Thema sind Nachträge, die nach Abschluss des Bauvertrags auftreten. Oft entstehen diese durch unklare Formulierungen im Vertrag oder unvorhergesehene Schwierigkeiten während der Bauphase, wie zum Beispiel einem problematischen Baugrund oder zusätzliche behördliche Auflagen. Solche Nachträge können zu erheblichen finanziellen Belastungen führen, da sie nicht im ursprünglichen Kostenplan berücksichtigt wurden. Deshalb sollten Bauherren darauf achten, dass der Vertrag möglichst detailliert formuliert ist. Eine genaue Baugrunduntersuchung vor Vertragsabschluss kann helfen, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und realistische Kostenschätzungen zu ermöglichen.
Fazit
Zusammenfassend ist bei jedem Bauvorhaben eine gründliche Vorbereitung und genaue Prüfung der Vertragsbedingungen entscheidend, um unerwartete Kosten und rechtliche Probleme zu vermeiden. Bauherren sollten sich nicht scheuen, rechtlichen Rat einzuholen und Experten hinzuzuziehen, die gewährleisten, dass ihre Interessen vertreten werden und ihr Budget im Rahmen gehalten wird.
Über Dr. Peter Burnickl:
Dr. Peter Burnickl hat sich zur Aufgabe gemacht, mit einem neuen Ansatz für nachhaltige, optimierte und wirtschaftliche Gebäude zu sorgen. Er ist der Geschäftsführer der Pro Bauherr GmbH und kennt diese als Ingenieur, Projektentwickler und Bauträger genau. Mit seinem Team unterstützt er Bauherren dabei, so zu bauen, dass alle Kosteneinsparpotentiale voll ausgeschöpft sind. Weitere Informationen unter: https://www.pro-bauherr.com/