Falsch kalkuliert, ungenügend vorbereitet oder auf falsche Ratschläge gehört: Immer wieder geraten Bauherren in Situationen, die ihnen später enorme Summen kosten. Kleine Fehltritte addieren sich schnell, bis hin zu Verlusten von über 100.000 Euro.
Dr. Peter Burnickl
Bild: Pro Bauherr GmbH Oft sind es gerade die grundlegenden Dinge, die übersehen werden, weil niemand rechtzeitig darauf hinweist. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche sieben Fehler beim Bauen besonders kostspielig werden, wie man sie vermeidet und worauf Bauherren bei Planung und Umsetzung besonders achten müssen.
1. Fehlende Klarheit bei den Vorgaben
Ein Projekt steht und fällt mit einer sauberen Bedarfsanalyse. Viele Bauherren gehen ohne klare Vorstellungen zum Architekten und geben die Verantwortung komplett ab. Doch ohne Antworten auf zentrale Fragen – Einfamilienhaus oder Mehrparteienobjekt? Zielgruppe Studenten, Senioren oder Familien? Kleine flexible Grundrisse oder großzügige Wohnungen? Möbliert oder unmöbliert, günstig oder hochpreisig? – droht ein Konzept, das am Markt vorbeigeht. Wer diese Hausaufgaben nicht macht, legt die Basis für ein wirtschaftlich schwaches Projekt.
2. Luxus statt Zweckmäßigkeit
Ein häufiger Fehler ist der Hang zu überhöhten Ansprüchen. Statt auf Funktionalität und Wirtschaftlichkeit zu achten, fließen Budget und Energie in edle Materialien und Details, die für den späteren Nutzer kaum relevant sind. Für Investoren summieren sich solche vermeintlichen Kleinigkeiten jedoch schnell zu einem Problem. Der Fokus sollte immer auf der Rentabilität und dem Nutzen für die Zielgruppe liegen, nicht auf persönlichen Vorlieben.
3. Blindes Vertrauen in Experten
Architekten und Ingenieure sind wertvolle Partner, doch niemand ist unfehlbar. Wer alles ungeprüft akzeptiert, riskiert gravierende Fehler. Unabhängige Kontrollen und zusätzliche Qualitätssicherungen sind unverzichtbar, um Fehler rechtzeitig aufzudecken. Angesichts hoher Investitionssummen sollte kein Bauherr auf externe Expertise verzichten.
4. Fehlendes Wissen über Abläufe und Regeln
Viele Bauherren unterschätzen die Komplexität von Bauprozessen. Begriffe wie Generalunternehmer, VOB oder HOAI sind ihnen oft fremd. Ohne dieses Wissen geraten sie in Vertragsverhandlungen schnell ins Hintertreffen und übernehmen einseitige Formulierungen, die nicht in ihrem Interesse liegen. Wer sich hier nicht vorbereitet, verliert entscheidenden Einfluss und am Ende bares Geld.
5. Übertriebene Sicherheitszuschläge
Puffer gehören zum Baualltag, doch zu große Reserven führen zu unnötigen Kosten. Deutsche Normen schreiben bereits hohe Standards vor. Zusätzliche Sicherheitsaufschläge bewirken oft nur Überdimensionierungen. Bauherren sollten ihre Kalkulation von unabhängigen Fachleuten prüfen lassen, um realistische Werte zu erhalten und keine 10 bis 15 Prozent zu viel einzuplanen.
6. Ungenaue oder einseitige Verträge
Jedes Bauvorhaben basiert auf Verträgen. Doch häufig stammen die Unterlagen direkt von Auftragnehmern und sind entsprechend formuliert. Nur wenn die Bauherrenseite selbst Vertragswerke erstellen lässt und diese rechtlich prüfen lässt, bleiben teure Überraschungen aus. Besonders beim sogenannten „Bausoll“ sind präzise Formulierungen entscheidend, um Nachträge zu vermeiden. Ebenso sollten Preisvereinbarungen, Skonti und Abzüge klar geregelt sein.
7. Änderungen im letzten Moment
Späte Anpassungen sind einer der größten Kostentreiber. Jede Änderung bedeutet Abweichung vom vereinbarten Leistungsumfang und führt zu Nachträgen, Verzögerungen und Mehrkosten. Ursache ist meist eine unzureichende Vorplanung. Wer zu Beginn nicht gründlich über Nutzung, Ausstattung und Abläufe nachdenkt, muss später teuer nachbessern. Jede spätere Änderung ist ein Risiko für Zeitplan und Budget.
Fazit
Bauen ist ein komplexes Unterfangen, bei dem viele Stellschrauben ineinandergreifen. Schon kleine Versäumnisse oder unüberlegte Entscheidungen können hohe Zusatzkosten verursachen. Wer ohne klare Vorstellungen startet, Verträge ungeprüft unterschreibt oder späte Änderungen zulässt, gefährdet die Wirtschaftlichkeit des gesamten Projekts.
Die gute Nachricht: Mit sorgfältiger Vorbereitung, realistischen Kalkulationen und unabhängiger Kontrolle lassen sich die meisten Probleme von vornherein ausschalten. Bauherren, die ihre Hausaufgaben machen, die richtigen Fragen stellen und nicht auf schnelle Abkürzungen setzen, schaffen die Grundlage für ein erfolgreiches und rentables Bauprojekt.
Über Dr. Peter Burnickl:
Dr. Peter Burnickl hat sich zur Aufgabe gemacht, mit einem neuen Ansatz für nachhaltige, optimierte und wirtschaftliche Gebäude zu sorgen. Er ist der Geschäftsführer der Pro Bauherr GmbH und eingetragener Sachverständiger für Baukosten und technische Gebäudeausstattung. Als Ingenieur, Projektentwickler und Ex-Bauträger kennt er die Branche außerdem genau. Mit seinem Team unterstützt er Bauherren dabei, so zu bauen, dass alle Kosteneinsparpotentiale voll ausgeschöpft sind. Weitere Informationen unter: https://www.pro-bauherr.com/.