Vor kurzem stellten wir im HaustechnikDialog einen Fachbeitrag des Dipl. Ing. Hans-Jürgen Seiferts zur Wärmepumpentechnologie vor. Die Redaktion hat darauf einen interessanten Leserbrief erhalten, den wir unseren Lesern vorstellen möchten.
Der Artikel „Die Wärmepumpe und der verzweifelte Versuch eine faszinierende Technologie zu verteufeln“ Hans-Jürgen Seiferts ist
hier im HaustechnikDialog erschienen. Gerd Schallenmüller, ReSys AG, Kompetenzzentrum für regenerative Energien im solar info center in Freiburg, hat dazu Stellung genommen. Um weiteren Diskussionen über die verschiedenen Systeme zur Wärmeerzeugung Raum zu geben, haben wir am Ende dieses Leserbriefs ein Forum eingerichtet.
Gerd Schallenmüller - Wärmepumpen – Fluch oder Segen? „Ein gut funktionierendes Wärmepumpensystem leistet einen großen Beitrag für den Klimaschutz und die Energieeinsparung“, so lautete die Einleitung von Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Seifert vor wenigen Tagen an gleicher Stelle. In teils verunglimpfender Weise wurden hier kritische Meinungen zur Wärmepumpe (u.a. in Die Welt, taz, Interview im WDR) als „unqualifiziert“ abgekanzelt.
Im Gegensatz zu Herrn Seifert möchte ich seiner Eingangsfrage nicht mit Phrasen, sondern mit Fakten nachgehen. Ich will auch überprüfen, ob es nicht andere, zumindest gleichwertige oder gar bessere problemlösende Systeme gibt. Ich möchte dies in zwei Betrachtungen tun, zum einen unter ökologischem Aspekt (Beitrag zum Klimaschutz?), zum anderen aus ökonomischer Sicht (Energieeinsparung, Heizkosteneinsparung?).
Ökologische Betrachtung Originalton Umweltbundesamt, Studie vom 13.04.2007: „Die bis 2030 zu erwartenden strukturellen Veränderungen in der Stromerzeugung reichen nicht aus, dass Wärmepumpen ihre technische Reife als umweltbezogenen Vorteil voll ausspielen können.“ Warum ist das so? Bei der Stromerzeugung wird sich an den heutigen Produktionsverhältnissen bis zumindest 2030 von 65 % fossilen Energien gegenüber 35 % regenerativen Energien (inkl. Atomenergie) kaum etwas ändern. Da sich außerdem der gemittelte Kraftwerkswirkungsgrad in Deutschland von rund 34 % nicht wesentlich ändern wird, benötigt eine Wärmepumpe eine Mindest-Jahresarbeitszahl von ca. 2,7, um ökologisch genau so effektiv zu sein wie ein normaler Gas-Brennwertheizkessel. Allein hier fallen schon fast alle Luft-/Wasser-Wärmepumpen durch, wie diverse Feldtests belegen (
www.agenda-energie-lahr.de).
Nun will die Staatengemeinschaft der Welt, allen voran unsere Bundeskanzlerin (Heiligendamm 2007), die CO2-Belastung als Hauptverursacher des Klimaproblems bis 2020 um 25 % reduzieren. Bei diesem ökologischen Nahziel muss eine Wärmepumpe schon eine Jahresarbeitszahl von ca. 3,3 erzielen, um die unterste Stufe im Klimaschutz zu erreichen. Sie ist damit aber immer noch weit davon entfernt, überhaupt als umweltverträglich eingestuft werden zu können. Auf Grund dieser Tatsache hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das Wärmepumpen bisher nicht gefördert hat, dem vermutlichen Druck der Wärmepumpen- und Energielobby nachgegeben und Mindest-Jahresarbeitszahlen für die Bezuschussung der verschiedenen Systeme und Installationsorte (Altbau/Neubau) festgelegt. Diese Jahresarbeitszahlen beginnen bei 3,3 einer Luft-/Wasser-Wärmepumpe im Altbau. Im Neubau wird bei einem Sole/Grundwasser-/Wassersystem schon 4,0 gefordert. Diese Werte muss der Wärmepumpen-Installateur seinem Kunden in Form einer „geeigneten Bescheinigung“ vorweisen und neben dem separaten Stromzähler auch einen Wärmemengenzähler installieren. Da die Wärmepumpen-Kunden über Kenntnisse der Grundrechenart Dividieren verfügen, und die Werte beider Zähler auswerten können, ist das Rechtstreitpotenzial mit Blick auf die durchaus repräsentativen Feldtests riesig. Außerdem droht bei Nichterreichen der Jahresarbeitszahl die Rückzahlung des Zuschusses an die BAFA, bis hin zum Strafverfahren wegen wissentlicher Täuschung.
Die diversen Feldtests (Grafik:
http://www.waermepumpen.de/download/jaz-vergleich.pdf) zeigen deutlich, dass die geforderten Jahresarbeitszahlen von vermutlich ganz wenigen Systemen erreicht werden kann, nämlich nur von denjenigen mit optimalsten Rahmenbedingungen (z.B. Fußbodenheizung, EnEV-Dämmstandard oder besser, geringen Warmwassertemperaturen). Gerade die neuesten Empfehlungen der Wärmepumpen-Werbung, dem System ein „ökologisches Mäntelchen“ durch die zusätzliche Installation einer thermischen Solaranlage umzuhängen, führt in eine Sackgasse. Warum? Es sind die Sommermonate, die die Jahresarbeitszahl auf Grund der höheren Temperaturen von Luft, Sole oder Grundwasser geringfügig verbessern könnten. Und das ausgerechnet dann, wenn die Solaranlage die Wärme fast im Alleingang produziert.
Ökonomische Betrachtung Ohne auf die in der aktuellen Presse veröffentlichten Drohungen, die Strompreise zu erhöhen, einzugehen, kostet der Wärmepumpen-Strom im Mittel in einem 1- bis 2-Familienhaus inklusive Zählergebühr − je nach Anbieter − ca. 16,5 Cent pro kWh, was bei einer Jahresarbeitszahl von 3,5 einem kWh-Preis von 4,7 Cent entspricht. Die Wärmepumpen-Werbung vergleicht diesen oft nur mit Öl- oder Gasheizungen, deren kWh-Preis bei 6,5 bzw. 7,0 Cent (inkl. Zählergebühr) liegt. Gemessen an einer modernen Holzpelletsheizung, die nicht nur das ökologische Nahziel, sondern bereits heute das ökologische Endziel (CO2-neutral) erreicht, sind die Heizkosten mit ca. 4,7 Cent teuer. Die Wärmeversorgung mit Holzpellets kostet dagegen aktuell durchschnittlich 3,9 Cent/kWh. Wer zum Beispiel die vom Kesselhersteller Paradigma angebotene 5-jährige Preis- und Liefergarantie für Holzpellets in Anspruch nimmt, hat die Heizkosten während der nächsten Jahre sicher im Griff.
Fazit Da auch die Investitionskosten deutlich für die Holzpelletsheizung sprechen, bleibt von der „faszinierenden Technologie“ nicht mehr viel übrig. Und das hat nichts mit „Neid und Missgunst“ zu tun, wie Herr Seifert meint, sondern ausschließlich mit nackten Fakten. Eine Wärmepumpe hat Vorteile gegenüber Gas- oder Öl-Brennwertheizkesseln. Sie ist aber gegenüber einer Holzpelletsheizung deutlich im Hintertreffen, da diese CO2-neutral sowie deutlich günstiger bei den Heizkosten ist. In Verbindung mit einer thermischen Solaranlage ist dieses System heute unschlagbar. Mehr zu diesem Thema, vor allem Informationen zu Feldtests (Fakten), u.a. auch des BFE (Schweizerischer Bundesverband für Energie) finden Sie unter: http://www.waermepumpen.de. Beim Klick auf die aufgeführten Links sind auch die Quellenangaben für die jeweils genannten Fakten nachvollziehbar.
Autor:
Gerd Schallenmüller, ReSys AG, Kompetenzzentrum für regenerative Energien im solar info center in Freiburg, www.resys-ag.de.