In unserem zukünftigen Energiesystem müssen Millionen Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher, Wärmepumpen und Wallboxen koordiniert werden. Das ist eine komplexe Aufgabe, bei der künstliche Intelligenz hilft. Sie kann dafür sorgen, die Stromnachfrage mit der zunehmend volatilen Stromerzeugung in Einklang zu bringen, ohne dass es zu Komforteinbußen für die Verbraucher kommt.
Bilder: Solar Promotion Mehr noch, können selbstlernende Algorithmen den Prosumern dabei helfen, den Eigenverbrauch von selbst generiertem Strom zu optimieren oder neue Einnahmequellen zu erschließen, in dem zum Beispiel die Flexibilität von E-Auto-Batterien vermarktet wird.
Intelligent vernetzen auf der EM-Power Europe
Um Synergien und Flexibilität aus solchen dezentralen Erneuerbare-Energien-Anlagen (DER) nutzen zu können, kommt es auf deren intelligentes Zusammenwirken an. Wie das gelingt, zeigt die EM-Power Europe, eine der vier Fachmessen im Rahmen der The smarter E Europe von 14–16. Juni 2023 auf der Messe München. Hier sind alle richtig, die sich über intelligente Energiemanagementsysteme und vernetzte Energielösungen informieren wollen. Im Fokus der EM-Power Europe stehen die Modernisierung, Digitalisierung und Flexibilisierung des Stromnetzes hin zum Smart Grid, die Integration von Prosumern, E-Mobilität und Power-to-heat in ein ganzheitliches, erneuerbares Energiesystem sowie die effiziente Nutzung erneuerbarer Energien.
Wer die Energieflüsse zwischen DER optimal steuern will, benötigt vor allem genaue Daten: Wann wird wieviel erneuerbarer Strom zur Verfügung stehen und wie groß wird der Strombedarf sein? Forecasting und Monitoringsysteme liefern die nötigen Informationen. Welche Möglichkeiten sich daraus für Anlagenbetreiber ergeben, darüber informiert eine Session des EM-Power Forums, auf dem Unternehmen gemeinsam mit Verbänden an allen drei Messetagen der EM-Power Europe Wissen für die Praxis vermitteln. Doch wo kommt bei alldem nun künstliche Intelligenz ins Spiel?
Den Wolken auf der Spur
Das fängt schon beim Wetterbericht an, der wichtig ist, um genau zu wissen, wann wie viel Wind- und Solarstrom zur Verfügung stehen wird. „Maschinelles Lernen spielt bei der Strahlungsprognose schon lange eine wesentliche Rolle“, erklärt Jan Remund, Leiter der Abteilung Energie und Klima beim Schweizer Wetterdienstleister Meteotest AG. Aus Satellitenbildern sagt Meteotest mit einer Kombination von physikalischem Modell und selbstlernenden Algorithmen die Wolkenbewegungen für die nächsten Stunden vorher. Die Anbieter entwickeln ihre Technologie ständig weiter. Der Augsburger Monitoring- und Prognose-Spezialist meteocontrol, der ebenso wie Meteotest Austeller der EM-Power Europe ist, kombiniert zum Beispiel Daten verschiedener Wetterdienstleister in seinen Ertragsberechnungen. Und im Forschungsprojekt PermaStrom arbeiten meteocontrol, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Deutsche Wetterdienst gemeinsam daran, die Wirkung von Aerosolen wie Asche und feine Sandkörnchen auf die Wolkenbildung zu modellieren, um so die Solarprognosen zu verbessern.
Eigenverbrauch optimieren für die Wirtschaftlichkeit
Solche genauen Wetter- und Ertragsprognosen sind unter anderem für das Energiemanagement in Industrie und Gewerbe sowie im Gebäudebereich wichtig. Hier geht es bislang meist darum, lokal erzeugten Strom zu einem möglichst hohen Anteil auch vor Ort zu nutzen. Das gelingt zum Beispiel mit den Systemen von Solar-Log, über die Sie sich auf der EM-Power Europe informieren können: Erhältlich für verschiedene PV-Anlagengrößen, sorgen sie für eine optimale Eigenstromnutzung. Batteriespeicher sind dabei nur ein mögliches Element. Hinzu kommen flexible Verbraucher wie Wärmepumpen oder Ladesäulen.
Wärmepumpen können bei Sonnenschein den Heizungsspeicher beladen und die Energie abends in den Heizungskreislauf abgeben. Besonders effizient ist die Kombination, wenn die Wärmepumpe mitdenkt. Manche Geräte können beispielsweise die vom übergeordneten Energiemanagementsystem gesendeten Ertragsprognosen für die kommenden Stunden in ihre Einsatzplanung einbinden. So wird verhindert, dass die Wärmepumpe den Wärmespeicher mit Hilfe von Netzstrom durchwärmt, wenn absehbar ist, dass eine Stunde später die Sonne genügend Energie dafür liefern würde. Auch das Laden von Elektroautos lässt sich oft so verschieben, dass der Anteil von Solarstrom höher ausfallen kann. Damit das gelingt, muss das System sowohl die Wetterprognose als auch das typische Verbrauchsverhalten kennen.
In Zukunft werden all die Prosumer und flexiblen Verbraucher tatsächlich zu einem Gesamtnetz zusammenwachsen müssen. Auf dem Strommarkt gibt es dafür schon Ansätze in Form von flexiblen Tarifen. Manche Energiemanagementsysteme können diese bereits in ihre Optimierung einbeziehen. Dabei könnten leistungsstarke Verbraucher wie Wärmepumpen und Elektroautos durch eine gezielte Steuerung das Netz stabilisieren. Eine Software für die zeitweise Rückspeisung von Strom aus den Akkus von Elektrofahrzeugen ins Netz, auch Vehicle to Grid genannt, bietet zum Beispiel der EM-Power-Aussteller Hive Power an. Auch dabei ist Künstliche Intelligenz im Spiel: Die Software lernt, wann die Fahrzeuge gebraucht werden und in welchen Zeiten der Strom für die Vermarktung zur Verfügung steht. Damit sollen sich bis zu 1.000 Euro jährlich an Zusatzeinnahmen erzielen lassen.
Teambuilding auf The smarter E Europe
Neben den erwähnten Unternehmen präsentieren auf der EM-Power Europe zahlreiche weitere Anbieter aus den Bereichen Wetter- und Ertragsprognosen, Monitoring und Energiemanagement ihre Lösungen für verschiedene Anwendungsfälle. Und weil zum Dream-Team der Erneuerbaren natürlich nicht nur die Intelligenz gehört, können sich die Messebesucher auf den drei weiteren Energiefachmessen Intersolar Europe, ees Europe sowie der Power2Drive Europe, die im Rahmen der The smarter E Europe stattfinden, auch über Solarenergie, Speichermöglichkeiten und E-Mobilität informieren.