Im Frühling zum Frieren nach Italien? Kein Problem – denn wer die Alpen im April auf der Suche nach Sonne überquert, wird diese zwar höchstwahrscheinlich finden, doch die Nächte können noch empfindlich kalt sein, während heizen schon verboten ist!
Bilder: Solar Promotion Anders als in Deutschland, wo die Bevölkerung mit gutem Zureden zum Energiesparen angehalten wird, ist das Heizen in Italien reglementiert. So durfte im vergangenen Winterhalbjahr etwa in Florenz nur vom 8. November 2022 bis zum 7. April 2023 geheizt werden und nur tagsüber für maximal elf Stunden bis zu einer Raumtemperatur von 19 Grad.
Mit ein wenig Rückenwind durch einen milden Winter konnte der Gebäudesektor in Deutschland auch ohne Verbote Energie sparen und seine Emissionen senken, um sechs Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente auf 112 Millionen Tonnen. Das Ziel von 107,4 Millionen Tonnen verfehlte er aber. Um die Klimaneutralität im Gebäudesektor bis 2045 noch zu schaffen, heißt es nun, klotzen statt kleckern. Doch während sich in der öffentlichen Wahrnehmung fast alles um Dämmung, Wärmepumpen und das Verbot fossiler Heizungen dreht, gibt es noch viele andere Möglichkeiten, im Gebäudesektor Energie zu sparen und Emissionen zu senken.
Wie Solarstromspitzen in den Keller kommen
Das deutsche Start-up decarbon1ze hat eine Lösung gefunden, mit der sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen lassen. Im Jahr 2021 gingen fast sechs Terrawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien verloren, weil die Netze ihn nicht aufnehmen konnten. Photovoltaik- und Windkraftanlagen mussten darum zeitweise abgeschaltet werden. Diesen Wind- und Solarstrom will decarbon1ze in die Heizungskeller der Städte dirigieren – am liebsten dorthin, wo es bisher an anderen klimafreundlichen Wärmekonzepten fehlt. „Unser Ziel ist es, den Wind- und Solarstrom, der ansonsten abgeregelt würde, regional in bereits bestehenden Warmwasser-Pufferspeichern zu „parken“, indem man einfache Heizstäbe und eine geeignete Messsystemtechnik nachrüstet“, erklärt Knut Hechtfischer, CEO und Mitgründer von decarbon1ze. Dabei will das Unternehmen aber nicht mit Wärmepumpen konkurrieren, sondern zielt auf Mehrfamilienhäuser mit zentraler Warmwasserbereitung, bei denen zum Beispiel wegen der dichten Bebauung eine Wärmepumpe nicht in Frage kommt und kein Anschluss an ein Wärmenetz absehbar ist. „Wir reden allein in diesem Bereich über Millionen von Haushalte“, sagt Hechtfischer.
Decarbon1ze ist eines von vielen Start-ups, die sich auf der EM-Power Europe präsentieren. Die EM-Power Europe ist eine der vier Fachmessen im Rahmen der The smarter E Europe von 14.–16. Juni 2023 auf der Messe München. Auf ihr sind alle richtig, die sich über intelligente Energiemanagementsysteme und vernetzte Energielösungen informieren wollen. Im Fokus der EM-Power Europe stehen die Modernisierung, Digitalisierung und Flexibilisierung des Stromnetzes hin zum Smart Grid, die Integration von Prosumern, E-Mobilität und Power-to-heat in ein ganzheitliches, erneuerbares Energiesystem sowie die effiziente Nutzung erneuerbarer Energien.
Plug & Play für die PV-Anlage
Ein weiteres Start-up, das Messebesucher in der Start-up Area in der Halle B5 der EM-Power Europe kennenlernen können, ist Wattando. Es ermöglicht steckerfertige Solaranlagen mit einer Einspeisung über 600 Watt. Ein intelligentes Energiemanagement sorgt für eine einfachere und schnellere Installation von Anlagen mit Leistungen weit oberhalb bisheriger Stecker-Lösungen. Ein neues Kabel vom Wechselrichter zum Sicherungsautomaten zu ziehen, wird ebenso überflüssig wie die feste Verdrahtung an gleicher Stelle. So könnten auch Menschen von den Vorteilen dezentraler Energielösungen profitieren, die das bisher nicht konnten, heißt es bei Wattando. Zum Beispiel Mieter, denen die Elektroinstallation nicht gehört oder alle, denen der Installationsaufwand bisher insgesamt zu hoch war.
Nicht mehr ganz so jung, aber trotzdem innovativ ist das belgische Unternehmen Xemex. Dessen Energie-Management-Lösung optimiert die Energieflüsse in einem smartem Privathaushalt, von der PV-Anlage, über die Wärmepumpe und den Stromspeicher bis hin zur Wallbox. Sie basiert auf einem Hardwaremodul, welches im Sicherungskasten installiert wird, sowie einer Visualisierungs- und Steuerungs-App auf dem Smartphone. Dadurch kann der Hausbesitzer zum Beispiel den Eigenverbrauch seines Solarstroms vom Dach maximieren oder von flexiblen Stromtarifen profitieren.
Gelebte Sektorkopplung auf der Messe München
Nutzen Sie die Möglichkeit, auf der EM-Power Europe viele weitere Start-ups sowie etablierte Unternehmen und ihre spannenden Produkte für die Energiewende im Gebäudesektor kennenzulernen. Einige von Ihnen stellen ihre Projekte und Lösungsansätze in Form von Vorträgen auf dem EM-Power Forum vor, dessen Besuch im Messeticket inbegriffen ist. In den Sessions geht es unter anderem um Digitalisierung, Energiegemeinschaften, Energiemanagement, Sektorkopplung und Quartierskonzepte. Außerdem stellen die Finalisten des ersten EM-Power AWARD und des The smarter E AWARD hier ihre Innovationen vor.
Und weil für die Energiewende im Gebäudesektor auch Photovoltaik, Batteriespeicher und E-Mobilität eine Rolle spielen, können sich die Messebesucher auf den drei weiteren Energiefachmessen Intersolar Europe, ees Europe sowie der Power2Drive Europe, die im Rahmen der The smarter E Europe stattfinden, über Solarenergie, Speichermöglichkeiten und Ladeinfrastruktur informieren.