Die Stadt Döbeln setzt bei der Erneuerung der Heizungsanlage der Kunzemann-Grundschule weiterhin auf fossile Brennstoffe. Diese Entscheidung hat spezielle Gründe, die über die einfache Wahl eines Heizsystems hinausgehen.
Bild: pixabay.com / Alexandra_Koch Akuter Handlungsbedarf bei der Heizungsanlage
Noch vor Beginn der nächsten Heizperiode muss die Heizungsanlage der Kunzemann-Grundschule dringend erneuert werden. Der alte Kessel aus dem Jahr 1991 ist überfällig und läuft derzeit nur noch im händischen Betrieb, da die Steuerung ausgefallen ist. Die Stadt Döbeln sah sich gezwungen, die eigentlich für größere Sanierungsmaßnahmen geplante Heizungserneuerung vorzuziehen. Auch die Erdtankanlage benötigt dringende Sanierung, da der TÜV bereits Mängel festgestellt hat.
Die Stadt hatte zunächst eine Ausschreibung für den Einbau einer neuen Ölheizung durchgeführt, jedoch ohne Erfolg – keine einzige Heizungsbaufirma gab ein Angebot ab. Daraufhin wurden regionale Firmen direkt angesprochen, und drei Unternehmen reichten schließlich Angebote ein. Die Firma B. Richter Installations GmbH aus Döbeln bot die günstigste Lösung an. Der Stadtrat muss nun über die Vergabe entscheiden, wobei die Kosten für die neue Heizung und die Sanierung der Tanks auf etwa 78.000 Euro veranschlagt werden.
Warum weiterhin auf Öl gesetzt wird
Die Entscheidung, trotz moderner Alternativen weiterhin auf Öl zu setzen, mag zunächst überraschen. Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU) erläutert die Beweggründe: „Laut Alarmplan unserer Stadt ist die Kunzemann-Grundschule als Anlaufstelle und Bürgerinformationszentrum ausgewiesen. Das heißt, auch bei einem Blackout, einem längeren, flächendeckenden Stromausfall, muss hier die Heizung funktionieren. Aus diesem Grund wollen wir wieder eine Ölheizung, allerdings mit moderner Brennwerttechnik, einbauen, Brennstoff im Tank bevorraten und die Stromversorgung des Gebäudes in einem solchen Fall per Notstromaggregat sicherstellen.“
Die Kunzemann-Grundschule soll im Falle eines Blackouts als Lagezentrum und Aufwärmstelle für die Bürger dienen. Döbeln hat in der Vergangenheit mehrfach großflächige und mehrtägige Stromausfälle erlebt, zuletzt bei den Hochwassern 2002 und 2013. Auch während der Energiekrise im Winter 2022/23, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, wurde das Thema Energiesicherheit akut. Die Stadt hat ihren Alarmplan angepasst und mehrere Notstromaggregate angeschafft, darunter auch eines für die Körnerplatzschule. Obwohl die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas inzwischen reduziert und auf mehrere Lieferstaaten verteilt wurde, bleibt die Sicherheit im Vordergrund.
Langfristige Planungen und Zwischenlösungen
Die langfristige Planung der Stadt sieht vor, dass bis 2028 ein umfassender Wärmeplan entwickelt wird. Dieser Plan soll unter anderem die großen Wohngebiete ans Fernwärmenetz anschließen. Die Kunzemannschule wird jedoch eine Ausnahme bleiben und weiterhin mit Öl beheizt werden. Diese Lösung stellt sicher, dass im Notfall eine unabhängige Wärmeversorgung gewährleistet ist.
Weitere Baumaßnahmen im Sommer 2025
Neben der aktuellen Heizungsinstallation sind für die Sommerferien 2025 größere Baumaßnahmen an der Kunzemann-Schule geplant. Die Stadt hat Fördergelder nach der Förderrichtlinie für Ganztagsschulen beantragt und wartet auf deren Bewilligung. Geplant sind energetische Sanierungen am Dach, den Fenstern und der Fassade des Schulgebäudes. Auch der 97 Quadratmeter große Mehrzweckraum unter dem Dach, der die Schulbibliothek beherbergt, soll erneuert und gedämmt werden.
Schlussfolgerung
Die Entscheidung der Stadt Döbeln, die Heizung der Kunzemann-Grundschule weiterhin mit Öl zu betreiben, ist gut durchdacht und basiert auf Sicherheitsüberlegungen. Trotz der fortschreitenden Energiewende und den Bestrebungen, fossile Brennstoffe zu reduzieren, stellt die Stadt sicher, dass im Falle eines Blackouts die Heizung zuverlässig funktioniert. Diese pragmatische Herangehensweise zeigt, dass manchmal traditionelle Lösungen weiterhin ihre Berechtigung haben, insbesondere wenn sie modernisiert und effizienter gestaltet werden.
Die geplanten zusätzlichen Sanierungsmaßnahmen in den kommenden Jahren tragen dazu bei, die Kunzemann-Grundschule langfristig energetisch zu optimieren und den Komfort für Schüler und Lehrer zu erhöhen. Die Stadt Döbeln beweist damit, dass sie sowohl kurzfristige Notwendigkeiten als auch langfristige Ziele im Blick hat und entsprechend handelt.