Der wohl sprunghafteste aller Energiepreise ist wohl der für Öl. Denn auf ihn wirken deutlich mehr Faktoren ein als auf alle anderen Brennstoffe und Energieträger – und das wird natürlich gern von Händlern oder (wer ihnen weniger wohl gesonnen ist) Spekulanten ausgenutzt.
An der Tankstelle machen sich Änderungen der Ölpreise schnell bemerkbar.
Bild: www.pixelio.de/ Rainer Sturm
Doch zunächst ein Blick zurück. Nach der COVID-19-Pandemie hat sich die Weltwirtschaft wieder erholt. Das führte ab Herbst 2021 zu einer steigenden Nachfrage nach Energie, insbesondere Öl . Ein stetiges Wirtschaftswachstum könnte den Ölpreis weiter in die Höhe treiben. Doch derzeit sieht es eher nicht danach aus. Das könnte preissenkend wirken.
Politische Instabilitäten in Ölförderregionen wie dem Nahen Osten werden immer wieder gerne für Preisaufschläge genutzt. Aktuell geht es vor allem um den Konflikt in Israel und im Gazastreifen – beides jedoch keine Ölproduzenten. Derzeit ist es im Nahen Osten eher ruhig, was sich aber aufgrund der Gemengelage jederzeit ändern kann. Generell zeichnen sich hier jedoch eher stabile Preise ab.
Entscheidend ist der Wechselkurs zum Dollar, da Öl weltweit immer noch in Dollar gehandelt wird (nur Russland versucht hier eine Ausnahme). Für Deutschland wäre also das Euro-Dollar-Verhältnis interessant, das aber meist stabil ist. Fällt der Dollar, ist das gut für die Preise hierzulande, steigt er, eher nicht.
Und dann gibt es noch die OPEC+ (Organization of the Petroleum Exporting Countries and Associated Producers). Ein ähnliches Konstrukt, letztlich ein Kartell, gibt es bei keinem der anderen Energieträger auch nur ansatzweise. Hier sind die wichtigsten Förderländer der Welt zusammengeschlossen, die gut 40 % der weltweiten Ölproduktion kontrollieren. Dreimal im Jahr tagt das Gremium und entscheidet über Förderquoten, letztlich nichts anderes als eine künstliche Verknappung oder eben Ausweitung des Angebots. Im Dezember 2023 wurde die Förderung gedrosselt, im Juni 2024 wieder angehoben – mit der Folge, dass die Preise an den Tankstellen und für Heizöl derzeit recht erfreulich sind.
Wie sich die OPEC+ bei ihrem nächsten Treffen entscheiden wird, lässt sich nicht vorhersagen. Hier gibt es immer ein feines Austarieren zwischen den einzelnen Förderländern, allen voran Saudi-Arabien auf der einen Seite, das insgesamt gut 10 % der weltweiten Ölförderung ausmacht, und mehreren kleineren Förderländern auf der anderen Seite.
Generell ist also zu konstatieren, dass die Ölpreise natürlich weiter schwanken werden. In der Tendenz könnten sie bis 2025 jedoch stabil bleiben.
Doch wie kann man sich gegen steigende Ölpreise wappnen? Dies ist eigentlich nur für Großverbraucher oder Händler möglich. Sie „hedgen“ ihre Einkäufe, sie sichern sich also für eine gewisse Preisstabilität beim Öleinkauf in der Zukunft ab. Für Otto Normalverbraucher bleiben eher die klassischen Mittel: Wer Heizöl nutzt, sollte genau hier sparen (wie das geht, haben wir in Teil 3 der Serie zum Thema Gas beschrieben), wer einen Verbrenner fährt, hat meist ohnehin keine Wahl.
In Deutschland gibt es noch einen Sonderfall. Im Zuge der Ölkrisen der 70er Jahre wurde der Erdölbevorratungsverband, eine Anstalt des öffentlichen Rechts, gegründet. Er sorgt dafür, dass in den Tanklagern der Republik sowohl Rohöl (für die weitere Produktion der Raffinerien) als auch alle wichtigen Produkte (Heizöl, Kerosin, Diesel, Benzin) für mindestens 90 Tage eingelagert sind. Wenn es hart auf hart kommt, ist die Versorgung also zunächst für drei Monate gesichert.
Unsere Serie zur Energiepreisentwicklung umfasst folgende Teile:
02.09.2024: Was ist schuld am Auf und Ab der Energiepreise?
05.09.2024: Wie wird sich der Gaspreis bis 2025 entwickeln?
10.09.2024: Wie wird sich der Strompreis bis 2025 entwickeln?
13.09.2024: Wie wird sich der Ölpreis bis 2025 entwickeln?
18.09.2024: Wie wird sich der Fernwärmepreis bis 2025 entwickeln?