Altbauten – das sind keine Häuser von der Stange. Hohe Decken, historische Fassaden und handwerkliche Details machen sie zu etwas Besonderem. Doch so charmant sie sind, energetisch hinken sie modernen Neubauten oft hinterher. Undichte Fenster, ungedämmte Fassaden und veraltete Heizungen sind typische Schwachstellen, die hohe Kosten und CO₂-Emissionen verursachen. Mit den richtigen Maßnahmen können Altbauten jedoch in wahre Effizienzwunder verwandelt werden – ohne den historischen Charme zu verlieren.
Bild: Pixabay.com / ColiN00B Bestandsaufnahme und Planung
Bevor Sie anfangen, den Putz abzuschlagen oder Fenster zu tauschen, sollten Sie genau wissen, woran Sie arbeiten müssen. Eine energetische Sanierung ist nichts, was man „einfach so“ angeht. Eine Bestandsaufnahme hilft Ihnen, die Schwachstellen Ihres Hauses zu identifizieren. Haben Sie schon einen Energieberater kontaktiert? Wenn nicht, ist das der perfekte erste Schritt.
Ihr Energieberater wird Ihnen zum Beispiel folgende Fragen beantworten:
- Entweicht Wärme durch das Dach oder die Wände?
- Sind Fenster und Türen dicht, oder zieht es spürbar?
- Wie alt ist Ihre Heizungsanlage, und arbeitet sie noch effizient?
Aus diesen Erkenntnissen entsteht ein Sanierungsfahrplan. Dieser zeigt Ihnen genau, welche Maßnahmen sinnvoll sind – und vor allem, in welcher Reihenfolge. Planen Sie Ihre Schritte gut, gerade jetzt, wo die aktuell steigenden Bauzinsen die Kosten in die Höhe treiben.
Die Gebäudehülle: Wärmedämmung
Vielleicht wissen Sie es bereits: Die Gebäudehülle ist bei vielen Altbauten die größte Baustelle. Über schlecht isolierte Dächer, Wände oder Böden kann bis zu 70 % der Wärme verloren gehen. Das ist nicht nur teuer, sondern auch unangenehm – niemand mag kalte Wände oder zugige Böden.
- Das Dach dämmen: Wussten Sie, dass ein unzureichend gedämmtes Dach zu den größten Energiefressern eines Hauses gehört? Hier kann eine Zwischensparrendämmung oder – noch besser – eine Aufsparrendämmung helfen. Bei historischen Dächern sollten Sie jedoch unbedingt die Statik prüfen lassen.
- Außenwände isolieren: Außenwanddämmungen sind effektiv, aber nicht immer einfach. Besonders bei denkmalgeschützten Gebäuden kann die Optik zum Problem werden. Eine alternative Lösung ist die Innenwanddämmung, die allerdings fachgerecht ausgeführt werden muss, um Schimmelbildung zu vermeiden.
- Keller und Boden: Vielleicht denken Sie gerade: „Ist der Keller wirklich so wichtig?“ Ja, absolut. Über ungedämmte Kellerdecken entweicht jede Menge Wärme. Eine einfache Dämmung der Kellerdecke kann viel bewirken – und ist oft schnell erledigt.
Tipp: Setzen Sie, wo möglich, auf ökologische Dämmstoffe wie Holzfasern oder Hanf. Die sind nicht nur umweltfreundlich, sondern sorgen auch für ein gesundes Raumklima.
Lassen Sie die Wärme drinnen
Alte Fenster und Türen sind charmant, aber oft auch die größten Energiefresser. Haben Sie schon mal gemerkt, wie es zieht, selbst wenn alle Fenster geschlossen sind? Dann wissen Sie, wo die Reise hingehen muss:
- Neue Fenster: Moderne Fenster mit Dreifachverglasung bieten nicht nur eine bessere Dämmung, sondern halten auch Lärm draußen. Falls Sie keine Denkmalschutzauflagen beachten müssen, ist das eine lohnenswerte Investition.
- Fenstersanierung: Wollen Sie den Charakter Ihrer alten Fenster erhalten? Kein Problem! Die Rahmen können aufgearbeitet und mit speziellem Isolierglas ausgestattet werden. Auch Dichtungen lassen sich nachrüsten – eine preisgünstige Lösung mit spürbarem Effekt.
- Haustüren: Alte Türen sind oft undicht und lassen nicht nur Wärme entweichen, sondern auch kalte Luft ins Haus. Eine gut gedämmte Haustür macht hier einen riesigen Unterschied.
Ein professioneller Einbau ist entscheidend, damit keine Wärmebrücken entstehen. Gönnen Sie sich die Sicherheit, dass Ihr Zuhause warm und gemütlich bleibt.
Effizienter heizen durch moderne Heiztechnik
Alte Öl- oder Gasheizungen arbeiten oft ineffizient und verursachen hohe Energiekosten. Der Umstieg auf moderne Heizsysteme ermöglicht nicht nur eine erhebliche Reduzierung des Energieverbrauchs, sondern trägt auch zum Klimaschutz bei.
- Wärmepumpen: Diese nutzen Umweltenergie aus der Luft, dem Boden oder dem Grundwasser und wandeln sie in Heizenergie um. Besonders effektiv sind sie in gut gedämmten Gebäuden, da sie mit niedrigen Vorlauftemperaturen arbeiten. Wärmepumpen sind eine der nachhaltigsten Heizlösungen und können sowohl für die Raumheizung als auch für die Warmwasserbereitung eingesetzt werden.
- Solarthermie: Solarthermische Anlagen nutzen die Kraft der Sonne, um Wärme für Warmwasser oder die Heizungsunterstützung bereitzustellen. Sie lassen sich ideal mit anderen Heizsystemen kombinieren und können die Betriebskosten deutlich senken.
- Pelletheizungen: Eine interessante Alternative zu fossilen Brennstoffen. Pelletheizungen verbrennen Holzpresslinge, die aus Reststoffen der Holzindustrie hergestellt werden. Sie sind nahezu CO₂-neutral und eignen sich besonders für Altbauten mit hohem Heizwärmebedarf.
- Hybridsysteme: Die Kombination verschiedener Heizsysteme, beispielsweise eine Gasbrennwertheizung mit einer Wärmepumpe oder Solarthermie, bietet maximale Flexibilität und Effizienz. Hybridsysteme können je nach Bedarf und Wetterlage auf die jeweils günstigste Energiequelle zugreifen.
Zusätzlich zur Wahl des Heizsystems sollte die Wärmeverteilung innerhalb des Gebäudes optimiert werden. Ältere Heizkörper benötigen oft höhere Vorlauftemperaturen, was den Energieverbrauch steigert. Eine Umstellung auf Flächenheizungen wie Fußboden- oder Wandheizungen kann nicht nur den Heizkomfort erhöhen, sondern auch die Effizienz des gesamten Systems verbessern.
Frische Luft ohne Energieverlust
Eine gut gedämmte Gebäudehülle hat einen Nachteil: Es kommt kaum noch frische Luft ins Haus. Haben Sie schon mal über eine kontrollierte Wohnraumlüftung nachgedacht? Damit bleibt die Luft frisch, und gleichzeitig verhindern Sie Schimmelbildung.
- Dezentrale Lüftungsanlagen: Ideal, wenn Sie nur einzelne Räume nachrüsten möchten.
- Zentrale Lüftungsanlagen: Diese sorgen für eine gleichmäßige Belüftung im ganzen Haus und sind besonders energieeffizient.
Mit einer Wärmerückgewinnung nutzen Sie die Energie der Abluft, um die frische Luft vorzuwärmen. So bleiben Ihre Räume angenehm warm, ohne dass Sie ständig lüften müssen.
Denkmalschutz
Sanierungen bei denkmalgeschützten Gebäuden sind oft ein Balanceakt. Einerseits gibt es den Wunsch, das Haus zu modernisieren, andererseits die Auflagen, die historische Substanz und das Erscheinungsbild zu erhalten. Das klingt vielleicht kompliziert, aber mit den richtigen Ansätzen ist viel möglich – und oft lassen sich charmante Altbauelemente und moderne Technik wunderbar kombinieren.
Eine der häufigsten Herausforderungen ist die Dämmung. Eine Außendämmung scheidet bei denkmalgeschützten Fassaden meist aus, aber Innenwanddämmungen können eine gute Alternative sein. Diffusionsoffene Stoffe wie Kalziumsilikatplatten oder Holzfaser verhindern, dass Feuchtigkeit eingeschlossen wird. Damit bleiben die Wände trocken, und Schimmel hat keine Chance.
Auch alte Fenster lassen sich oft erhalten. Statt sie komplett auszutauschen, können die Rahmen restauriert und mit Isolierverglasung ausgestattet werden – das bewahrt den Look und verbessert die Energieeffizienz spürbar. Für die Heiztechnik gibt es ebenfalls clevere Lösungen: Photovoltaik-Module, die in das Dach integriert sind, oder unsichtbare Solarthermie sind Möglichkeiten, die sich ins historische Gesamtbild einfügen.
Das Wichtigste ist, frühzeitig mit der Denkmalschutzbehörde zu sprechen und erfahrene Fachleute einzubeziehen.
Finanzierung und Fördermittel
Eine energetische Sanierung klingt nach einer großartigen Idee – bis man die Kosten sieht. Neue Fenster, Dämmung, eine moderne Heizung – das alles geht ins Geld. Doch zum Glück gibt es viele Förderprogramme, die helfen können, diese Projekte zu realisieren.
Die KfW-Bank ist hier eine der ersten Anlaufstellen. Sie unterstützt sowohl Einzelmaßnahmen – wie die Dämmung von Dach oder Wänden – als auch umfassende Sanierungen, bei denen ein Gebäude den Effizienzhaus-Standard erreicht. Besonders interessant: Wer eine Komplettsanierung plant, erhält höhere Zuschüsse oder besonders günstige Kredite. Für Heizsysteme wie Wärmepumpen, Solarthermie oder Biomasseheizungen gibt es zusätzlich Unterstützung durch die BAFA. Hier wird auch der Austausch alter Öl- oder Gasheizungen extra gefördert.
Die Bürokratie kann auf den ersten Blick abschreckend wirken, aber Energieberater stehen Ihnen nicht nur bei der Planung der Maßnahmen zur Seite, sondern helfen oft auch bei den Anträgen. Viele Förderprogramme lassen sich kombinieren, was die Finanzierung noch attraktiver macht. Mit etwas Geduld und guter Planung wird die große Investition zu einem überschaubaren Schritt – und die Einsparungen bei den Energiekosten machen sich schon bald bemerkbar.