Dämmung, Wärmepumpe oder Lüftungsanlage: Die neue Regierung will CO₂ einsparen. Das Mittel der Wahl scheinen dabei immer strengere Bauvorschriften für jedes einzelne Gebäude zu sein – verbunden mit einer höheren staatlichen Förderung. Viele Beobachter sprechen von höheren Kosten, die damit für Bauherren einhergehen. Doch ist das wirklich so?
"Der einzige Unterschied ist eigentlich, dass man nun eine Gastherme wirtschaftlich nicht mehr einbauen kann", erklärt Luca Arenz. Der Bauphysiker plant mit seinem 20-köpfigen Team seit über zehn Jahren Häuser und hat den Koalitionsvertrag analysiert. Er sagt: "Wer es richtig macht, der zahlt keinen Euro mehr als vorher". Worauf Bauherren jetzt achten sollten, verrät er Ihnen in diesem Gastartikel.
Bevorstehende Veränderungen der Bauvorschriften
Ab dem Jahr 2023 soll die Finanzierung der EEG-Umlage nicht mehr über den Strompreis ablaufen, sondern über die CO₂ Bepreisung. Die EEG-Umlage dient zur Finanzierung des Ausbaus der erneuerbaren Energien und wird von allen Stromverbrauchern über einen Anteil an ihren Strombezugskosten bezahlt. Durch diese Veränderung wird der Strompreis massiv sinken, weshalb der Einsatz von Stromheizungen wieder interessanter wird.
Zudem soll grüner Wasserstoff grundsätzlich in der EU ausgeweitet werden, sodass man nicht nur auf die reine Stromheizung und Wärmepumpen, sondern auch auf Wasserstoff setzen kann. Überschüssiger Strom kann in Wasserstoff umgewandelt werden und darüber wird wieder Strom und Wärme gewonnen. "Über dieses kombinierte System kann grüner Wasserstoff erreicht werden – und ein autarkes System, das funktioniert", führt Luca Arenz aus.
Für den CO₂-Preis soll es außerdem bereits Mitte 2022 ein Stufenmodell geben: Dafür werden Energieklassen eingeführt, die die Umlage der CO₂-Preise nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) regeln. Sollte dieses Stufenmodell nicht rechtzeitig umgesetzt werden, sollen die Abgaben ab Juni 2022 jeweils zur Hälfte zwischen Mieter und Vermieter geteilt werden. Für all jene Menschen, die bereits mit Wärmepumpen oder beispielsweise Holzheizungen heizen, ergeben sich demnach Vorteile.
Keine Sorge vor einer Kostenexplosion
Auch wenn die neuen CO₂-Regeln so manchen Menschen abschrecken: Wer als Bauherr aktuell einen Neubau plant, hat von dieser Entwicklung nur Vorteile. Das gilt für private und gewerbliche Gebäude. Worauf man verzichten sollte, sind dabei Gasthermen, wobei Wärmepumpen ohnehin eine gute Alternative sind und mit den neuen Gesetzen und Richtlinien werden sie noch attraktiver. Beachten sollte man lediglich, dass die KfW-55-Förderung, eine Förderung für den klimaeffizienten Neubau der Kreditanstalt für Wiederaufbau, ausläuft. Doch auch das ist unproblematisch, da beim KfW 40 die Förderung effektiv höher ist, als die entstehenden Mehrkosten. Ein Bauherr muss sich also keine Sorgen machen, dass die Ausrichtung auf CO₂ die Kosten in die Höhe treibt. Die Technik für umweltgerechtes Bauen steht bereit, sie ist erprobt und wird den Menschen das Leben leichter machen.
Über Luca Arenz
Luca Arenz ist Geschäftsinhaber der ARCenergie, einem Ingenieurbüro für Bauphysik, spezialisiert auf zertifizierte Energieberatung, staatlich geprüften Schallschutz, Wärmeschutz sowie Brandschutz und Qualitätskontrolle. Im ARCenergie-Team befinden sich Bauingenieure, Architekten, Physiker, Vermesser, Dachdecker, Maurer und Zimmerleute, die sich um die technischen Aspekte des Bauprojektes kümmern können. Auf diese Weise kann ARCenergie ihre Projekte ganzheitlich planen und Lösungen finden.
Bild: ARCenergie e.K.