Erdgas ist auch durch LNG-Transporte per Schiff weltweit gut verfügbar. Käme es jedoch zu einer Einschränkung der Handelsrouten, könnten die Preise steigen.
Bild: Jost Listemann/Zukunft Gas Wie andere Energieträger auch ist der Gaspreis abhängig von geopolitischen Entwicklungen: von der globalen Nachfrage, der Verfügbarkeit von Ressourcen, der Entwicklung neuer Infrastrukturen wie den LNG-Terminals (Flüssigerdgas) in Deutschland und der Stabilität der Lieferketten. Allerdings könnte die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien den Anstieg der Erdgasnachfrage bremsen. Doch aktuell spielt das keine Rolle.
Im Zuge des Krieges von Russland gegen die Ukraine koppelte sich Deutschland komplett von russischer Erdgasversorgung via Pipeline ab. Es gab erhebliche Investitionen in den Ausbau von LNG-Terminals. LNG bietet den Vorteil, dass es weltweit bezogen werden kann und nicht an eine feste Infrastruktur wie Pipelines gebunden ist.
Trotz dieser Investitionen sind viele der LNG-Terminals in Deutschland nicht voll ausgelastet. Dies liegt zum Teil daran, dass der Markt für LNG noch nicht vollständig entwickelt ist und die Nachfrage nach Flüssigerdgas schwanken kann. Darüber hinaus könnten die hohen Investitionskosten für den Ausbau der LNG-Infrastruktur in der Verteilung und Marktdurchdringung und die unsichere Marktlage die Auslastung der Terminals weiter behindern.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Verfügbarkeit von Erdgas weltweit. Es gibt ausreichende Reserven, insbesondere in Ländern wie Katar, den USA und Australien, die große Mengen an LNG exportieren. Diese Reserven könnten kurzfristig die globale Nachfrage decken und für eine gewisse Preisstabilität sorgen – eindeutig ein preissenkender Faktor.
Allerdings: Die globalen Lieferketten für LNG sind anfällig für geopolitische Spannungen und Naturkatastrophen. Insbesondere die Straße von Hormus, durch die ein erheblicher Teil des weltweiten LNG-Transports erfolgt, ist ein potenzieller Krisenherd. Spannungen im Nahen Osten könnten die Sicherheit dieser Route bedrohen und zu Unterbrechungen in der Versorgung führen.
Auch die steigenden Spannungen zwischen den USA und China könnten die globalen Handelsströme beeinflussen und die LNG-Preise destabilisieren. Da LNG auf dem Seeweg transportiert wird, sind die Lieferwege anfällig für Störungen durch Piraterie, Terrorismus oder politische Instabilität in Transitländern.
Wie könnte sich vor diesem Hintergrund der Gaspreis im kommenden Jahr entwickeln? Die Gaspreise werden logischerweise volatil bleiben, wenn auch nicht in dem Maße wie die Ölpreise. Hier gibt es kein Kartell, das einfach beschließen könnte, die Produktion zu drosseln oder zu erhöhen (wie es bei der OPEC der Fall ist; wir werden diesen Mechanismus in Teil 4 der Serie genauer beschreiben).
Faktoren, die für einen Anstieg der Gaspreise sprechen, sind: Insbesondere in Asien wird ein Anstieg der Nachfrage erwartet, was die Preise auf dem Weltmarkt erhöhen könnte. Spannungen in wichtigen Förder- und Transitländern könnten die Versorgung beeinträchtigen und die Preise in die Höhe treiben. Strengere Umweltauflagen könnten die Produktion verteuern und somit auch die Preise erhöhen.
Faktoren, die einen Preisrückgang oder zumindest eine Stabilisierung begünstigen könnten, sind: Ein stärkerer Fokus auf erneuerbare Energien könnte die Nachfrage nach Erdgas dämpfen. Die steigende Produktion und die vorhandenen globalen Reserven an Erdgas und damit LNG könnten das Angebot ausreichend decken und für Preisdruck sorgen.
Insgesamt wird erwartet, dass die Gaspreise bis 2025 tendenziell steigen, allerdings in einem moderaten Rahmen. Eine deutliche Preisexplosion ist unwahrscheinlich, solange keine größeren geopolitischen Krisen auftreten oder unerwartete Nachfragesteigerungen die Märkte überrollen.
Um den Auswirkungen potenzieller Preissteigerungen entgegenzuwirken, müssten entweder politische Instrumente greifen, wie es etwa mit der Gaspreisbremse im Zuge des Ukraine-Krieges geschah. Das ist für Deutschland aufgrund der angespannten Haushaltslage jedoch unwahrscheinlich. Oder man senkt den Verbrauch.
Beim Heizen mit Gas kämen altbekannte Methoden infrage, die einem höheren Verbrauch und damit Preissteigerungen entgegenwirken:
Temperatur senken: Schon eine Absenkung der Raumtemperatur um 1-2 Grad kann den Gasverbrauch um bis zu 6 % reduzieren, ohne dass der Wohnkomfort signifikant leidet.
Nachtabsenkung nutzen: Programmierbare Thermostate können so eingestellt werden, dass die Heizung in der Nacht oder während Abwesenheiten automatisch heruntergeregelt wird.
Heizkörper entlüften: Regelmäßiges Entlüften der Heizkörper sorgt dafür, dass sie effizienter arbeiten und keine unnötige Energie verschwendet wird.
Wartung der Heizungsanlage: Eine regelmäßig gewartete Heizungsanlage arbeitet effizienter. Es ist ratsam, die Anlage jährlich von einem Fachmann überprüfen zu lassen.
Kurz lüften: Statt Fenster dauerhaft gekippt zu lassen, sollte stoßweise gelüftet werden. Das spart Energie und sorgt dennoch für frische Luft.
Bewusste Nutzung von Warmwasser: Die Reduzierung der Warmwasserverbrauchs durch kürzeres Duschen, die Verwendung von Spar-Duschköpfen oder den Einsatz von Durchflussbegrenzern hilft, den Gasverbrauch zu senken.
Und natürlich reduzieren auch gut gedämmte Häuser oder moderne Heiztechnik den Gasverbrauch und wirken kostensenkend. Allerdings wären das keine kurzfristigen Maßnahmen, die bis zum nächsten Jahr wirken könnten.
Unsere Serie zur Energiepreisentwicklung umfasst folgende Teile:
02.09.2024: Was ist schuld am Auf und Ab der Energiepreise?
05.09.2024: Wie wird sich der Gaspreis bis 2025 entwickeln ?
10.09.2024: Wie wird sich der Strompreis bis 2025 entwickeln ?
13.09.2024: Wie wird sich der Ölpreis bis 2025 entwickeln ?
18.09.2024: Wie wird sich der Fernwärmepreis bis 2025 entwickeln ?