Die Absatzzahlen im Wärmemarkt waren im vergangenen Jahr stark rückläufig. Die Branche fordert von der nächsten Regierung nun mehr Verlässlichkeit. Angesichts der schwierigen politischen Situation, die in den letzten Tagen noch von der Migrationsdebatte befeuert wurde, ist derzeit ungewiss, wer mit wem noch zusammengehen könnte. Dennoch lohnt es sich, die Programme der Parteien hinsichtlich ihrer Positionen zur weiteren Entwicklung des Wärmemarkts und der Energiewende zu prüfen.
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Dieter Last, Handwerksmeister, Fachjournalist und Mitglied im Arbeitskreis Baufachpresse e. V.
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Denn daraus lassen sich erste Schlüsse ziehen sowie Tendenzen ableiten – aber auch, wie man sich derzeit und in nächster Zeit unter den gegebenen Umständen am besten weiter verhalten sollte.
Die Heizungsbranche ist verschnupft. Ende Januar legte der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) die Absatzzahlen für das Jahr 2024 vor. Der Heizungsmarkt ist im vergangenen Jahr geschrumpft. Diese Entwicklung kommt nicht ganz überraschend, zeichnete sie sich doch im Jahresverlauf bereits ab. Insgesamt setzten die Hersteller in Deutschland 712.500 Wärmeerzeuger ab, ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 46 Prozent. Allerdings war 2023 mit über 1,3 Mio. abgesetzten Wärmeerzeugern ein Rekordjahr – der Markteinbruch relativiert sich damit etwas. Doch für die Heizungshersteller ist es schon dramatisch. Produktionskapazitäten wurden in den letzten Jahren aufgebaut und Milliarden Euro investiert. Das Ziel der Bundesregierung ist (oder war?), ab 2024 jährlich 500.000 Wärmepumpen zu installieren. Im vergangenen Jahr waren es aber nur 193.000. Bei anderen Wärmeträgern sieht es nicht besser aus. BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt resümiert daraus: „Die aktuellen Rahmenbedingungen sind nicht dazu geeignet, den Modernisierungsmarkt zu beleben“, und er folgert: „Die kommende Bundesregierung muss dringend Maßnahmen ergreifen, die den Heizungsmarkt auf einen langfristig verlässlichen Wachstumspfad zurückführt.“
Blick in die Zukunft
Aber was können wir von einer solchen erwarten? Abgesehen davon, dass es nach aktuellem Umfragestand ungewiss ist, ob es FDP, Die Linke und BSW überhaupt ins nächste Parlament schaffen – Zweier-Mehrheits-Konstellationen wie CDU/CSU mit den Grünen oder CDU/CSU mit der SPD scheinen zwar rechnerisch vorhanden, doch die politische Lage in Berlin ist derzeit recht vergiftet und die AfD wird opponiert. Soviel zeichnet sich aktuell ab, dass die nach dem 23. Februar anstehenden Koalitionsverhandlungen aufgrund der verhärteten Stimmungslage schwierig und langwierig werden könnten, in welcher Konstellation auch immer – aber vielleicht kommt überraschend alles auch ganz anders.
Blick in die Programme
Die Wahlprogramme der Parteien bieten die Möglichkeit, sich ein erstes Bild davon zu machen, wohin die Reise ab dem 23. Februar gehen könnte und damit auch, womit man bei der weiteren Entwicklung des Wärmemarkts rechnen muss. Haustechnikdialog hat die Programme der vorgenannten Parteien deshalb hinsichtlich ihrer Aussagen zum Heizungs- und Energiemarkt geprüft und sie nachfolgend zusammengefasst.
CDU/CSU wollen das „Heizungsgesetz“ der Ampel zurücknehmen. Das Programm liest sich hier sehr plakativ: „Das Heizungsgesetz der Ampel schaffen wir ab.“ Das Credo der beiden Parteien ist Technologieoffenheit: Konkret sollen bei den Erneuerbaren alle Technikformen genutzt werden, Windenergie on- und offshore, Solarenergie, Geothermie, Wasserkraft, Bioenergie und der nachwachsende Rohstoff Holz. Für alle Freunde des Heizens mit Holz ist gerade die namentliche Erwähnung im Programm ein nicht zu unterschätzender Faktor, wird Holz doch immer wieder von verschiedenster Seite als Erneuerbare-Energie-Brennstoff in Frage gestellt. CDU/CSU halten sich die Option Kernenergie offen.
Bemerkenswert im Programm der SPD ist, dass sie vom Umstieg auf „klimafreundliche Technologien“ spricht und damit eigentlich offenlässt, was sie darunter alles summiert. Die Partei legt den Fokus auf den Ausbau von Wärmenetzen. Sie will erst nachrangig dann Heizungstausch fördern, wenn Wärmenetze nicht realisiert werden können.
Die Grünen wollen die Heizungsförderung beibehalten, als einzige unter den Parteien explizit genannt auch in der aktuellen Maximalförderung von bis zu 70 %. Eine Absage wird der fossilen Energieerzeugung erteilt, damit auch fossilen Feuerungen.
Die FDP setzt auf Technologieoffenheit beim Klimaschutz. Der Begriff „Erneuerbare Energien“ wird nicht genannt. Es finden sich keine Aussagen zum Wärmemarkt und keine zum GEG/Heizungsgesetz im Programm.
Die AfD setzt in der Energiepolitik auf Marktwirtschaft und sie will Technologieoffenheit. Die bisherige Politik habe wettbewerbsfähige Energie wie Kern- oder Kohleenergie aus dem Markt genommen und stattdessen Technologien gefördert und sie nur über massive Subventionen wettbewerbsfähig gemacht. Sollte die Partei eine Regierungsbeteiligung erlangen, dürfte sehr wahrscheinlich sein, dass es eine Fortsetzung der Förderung bei der Heizungssanierung, so wie sie aktuell über die BEG-Förderung praktiziert wird, nicht mehr gibt.
In der Energiepolitik steht das BSW für die Abschaffung des CO2-Preises auf fossile Brennstoffe. Weitere Ziele sind: Die Rücknahme des Heizungsgesetzes und den Schwerpunkt auf den Ausbau von Wärmenetzen zu legen stattdessen.
Als einzige Partei beziffert Die Linke die Höhe eines möglichen Klimageldes und auch den Zeitpunkt: Die Linke will rückwirkend zum 1.1.2025 ein Klimageld von 320 € jährlich pro Person als Direktzahlung einführen. Zum Wärmemarkt: Die Linke fordern eine Investitionsoffensive in energetische Sanierungen und Heizungstausch i. H. v. 25 Mrd. Euro pro Jahr. Die Heizungstausch-Förderung soll nach Einkommen gestaffelt werden.
Was zu tun ist
Die Wahlprogramme bieten erste Richtungshinweise, sie lassen aber natürlich auch viele Fragen noch offen. Aber Wahlprogramme bieten, so viel ist klar, dem Wähler eine Orientierung für die Wahlentscheidung. Später muss konkretisiert werden und wie die Realitäten dann aussehen, steht bekanntlich auf einem anderen Blatt.
Was angesichts dessen tun? Einfach gesagt: Erstmal so weiter machen wie bisher. Bis die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ggf. verändert wird, wird voraussichtlich noch einige Zeit vergehen. Bis dahin gelten die aktuellen Bedingungen/Konditionen. Ein Heizungstausch muss immer sauber geplant und gut beraten sein. Wenn man wechselwillig ist, dann ist zu raten, einen Förderantrag bei der KfW zu stellen und nicht damit zu warten. Die Förderkonditionen, so viel lässt sich annehmen, werden in Zukunft nicht (noch) besser. Die Förderung zu beantragen ist auch, was die Formalitäten betrifft, noch nie so einfach wie heute bei der KfW, die dazu entsprechende Online-Tools entwickelt hat. Das entscheidende Argument ist aber, dass wenn ein Antrag genehmigt wurde, dieser rechtsverbindlich ist. Man hat also einen Anspruch darauf. Auf der anderen Seite wird die bewilligte Förderung natürlich auch nur dann fällig, wenn man nachgewiesen hat, dass die Baumaßnahme vollzogen wurde. Das heißt aber auch, dass man nicht verpflichtet ist zu tun, wenn man es sich anders überlegt.
Prognose: Die Sicht wird breiter
Es wird in der kommenden Legislatur sehr wahrscheinlich im Heizungsmarkt nicht mehr so stark auf die Wärmepumpe fokussiert, wie das in der vergangenen Ampelkoalition - insbesondere von Seiten des Wirtschaftsministeriums - der Fall war. Denkbar ist auch, dass Gas-Brennwert-Kessel in den Kanon der möglichen Techniken wieder uneingeschränkt aufgenommen werden. Die aktuelle Problematik, dass Kommunen in der Pflicht sind, Wärmeplanungen zu erstellen und dies zu einer abwartenden Haltung von Heizungsbesitzern führt, erstmal nichts zu tun, dürfte sich schlimmstenfalls verschärfen. Die derzeitige Heizungsförderung könnte in seiner aktuellen Ausgestaltung auch deshalb sehr fraglich eine 1:1-Fortsetzung in der kommenden Legislaturperiode finden.
Weiterführende Links:
Links zu den Wahlprogrammen der Parteien:
CDU/CSU
SPD
Grüne
FDP
BSW
Die Linke
AfD
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BEG-Zuschussförderung für Privatpersonen bei der KfW
Absatzentwicklung Wärmemarkt für 2024 des BDH