In der Ausbildung des Handwerks spielen pädagogische Methoden eine entscheidende Rolle. Diese Techniken helfen dabei, Lernziele zu erreichen und den Lernprozess zu optimieren.
Um die Lernziele aus dem betrieblichen Ausbildungsplan zu erreichen, stehen Ausbildern eine Reihe von Lehrmethoden zur Verfügung, die je nach Ausbildungfortschritt des Auszubildenden und Lernziel variieren und auch kombiniert werden können.
Die Augmented Reality (AR - Erweiterte Realität), Mixed Reality (MR - Gemischte Realität) und Virtual Reality (VR - Visuelle Realtät) sind Schlüsseltechnologien für den Zugang zum Metaversum (Verknüpfung aus der realen und den virtuellen Welten). Diese digitalen Tools erlauben es Auszubildenden, realitätsnahe Szenarien zu durchlaufen und so ihre Fähigkeiten in einer kontrollierten Umgebung zu testen und zu verbessern. Diese Technologien werden bereits vielfach in der beruflichen Bildung des Handwerks eingesetzt.
Die bekanntesten Methoden im Handwerk sind:
• 4-Stufen-Methode
Mit der Vier-Stufen-Methode wird innerhalb von vier Stufen Wissen vermittelt und überprüft. Kennzeichnend hierfür ist, dass der Ausbilder seinen Auszubildenden anleitet und ihm eine Tätigkeit vormacht und erläutert.
Die vier Stufen bestehen aus:
1. Vorbereiten und Erklären
2. Vormachen und Erklären
3. Vom Auszubildenen nachmachen und erklären lassen
4. Den Auszubildenen anwenden und üben lassen
Bei der Vier-Stufen-Methode werden Fehler rechtzeitig erkannt und gar nicht unbedingt falsch eingeübt. Au0erdem erfordert sie im Vergleich zu anderen Methoden meist weniger Zeit. Durch die einfache Struktur ist auch die Unterweisung für den Auszubildenden meist leicht nachzuvollziehen und auch der Zweck der Unterweisung ist für den Auszubildenden bei dieser Methode ersichtlich. Der Auszubildenden hat bei der Vier-Stufen-Methode die Möglichkeit, sich Arbeitsschritte in richtiger Reihenfolge einzuprägen, Fragen zu stellen, wenn etwas unklar ist und Abläufe nachzumachen und zu üben. Dies festigt neu erlerntes Wissen.
• Job Shadowing
Die Auszubildenden folgen beim Job Shadowing erfahrenen Beschäftigten, um deren Arbeit kennenzulernen. Sie übernehmen dabei die Rolle eines "Schattens". Sie sollen beobachten, lernen und manchmal Fragen stellen können. Auf diese Weise bekommen sie ein Gefühl dafür, wie ein Tag, eine Woche oder ein längerer Zeitraum verläuft und lernen verschiedene Arbeitsabläufe.
Job Shadowing ist eine praxisorientierte Lernmethode, bei der eine Person ("Beschatter") einem Mitarbeiter im Unternehmen während des Arbeitsalltags folgt. Dies ermöglicht, direkte Einblicke in die Tätigkeiten und Aufgaben verschiedener Rollen zu gewinnen, indem neue Mitarbeiter von ihren erfahrenen Kollegen lernen. Job Shadowing unterscheidet sich von einem Praktikum oder einer Ausbildung, da es weniger um die aktive Mitarbeit, sondern vielmehr um das Beobachten und Verstehen der Arbeitsabläufe und Unternehmenskultur geht.
• Hospitation
Neben der Lehrmethode "Job Shadowing" ist eine Hospitation eine Methode, bei der Jobanwärter den Arbeitsalltag einer bestimmten Person in einem Unternehmen begleiten. Dabei erhalten sie einen Einblick in Arbeitsabläufe, Aufgaben, Arbeitsweisen und erlangen berufliche Erfahrungen, während sie die Person "beschatten". Die Hospitierenden bekommen die Möglichkeit, in relativ kurzer Zeit einen umfassenden Überblick über einen favorisierten Beruf zu erhalten, ohne hierfür umfassend recherchieren zu müssen oder langfristig dort tätig zu sein. Im Gespräch mit Mitarbeitenden und Vorgesetzten bekommt der Hospitierende wertvolle Einblicke in die Arbeitsatmosphäre und die Unternehmenskultur.
Gegenüber eines Praktikums arbeiten Hospitierende nicht aktiv mit und die Verweildauer im Betrieb ist in der Regel wesentlich kürzer.
• Demonstrationsmethode
Eine Demonstration wird angewendet, um Auszubildenden einen Sachverhalt vorzuführen oder vorzutragen und ein Thema anschaulich zu vermitteln. Der Sachverhalt wird möglichst verständlich, auch durch Medien, die im Vorfeld sorgfältig ausgewählt werden, vermttelt. Dabei ist man dem Auszubildenen zugewandt und beantwortet dessen Fragen. Der Auszubildene wiederum sollte der Demonstration möglichst aufmerksam folgen und im Nachhinein dann eine Phase des Nachmachens und Übens durchlaufen.
Vorteilhaft ist, dass durch die Demonstration ein Thema anschaulich vermittelt wird und so dem Auszubildenden der Praxistranfer erleichtert wird. Ein Auszubildenden kann sich durch die Demonstration leicht mit dem Thema oder der Aufgabe identifizieren und auch Lösungswege besser nachvollziehen, als wenn sie dies alles nur auf theoretischer Basis erfahren.
Wichtig ist jedoch, dass die Demonstration auch wirklich gekonnt präsentiert wird, und der Ausbilder nicht selbst erst herumprobiert und den Sachverhalt eigentlich noch gar nicht hinreichend beherrscht. Fehler in der Demonstration können sich nämlich bei den Azubis einprägen und so erreicht der Ausbilder dann genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich vermitteln wollte.
• Moderationsmethode
Bei der Moderationsmethode wird eine Diskussion innerhalb einer Gruppe vom Ausbilder moderiert. Die Gruppe kann dabei aus mehreren Auszubildenden oder auch aus Auszubildenden und ausgelernten Mitarbeitern des Unternehmens bestehen. Der Ausbilder gibt während der Diskussion Impulse und leitet das Gespräch begleitend.
Der Einsatz der Moderationsmethode eignet sich besonders, wenn Ideen gesammelt, Meinungen abgefragt oder gebildet werden sollen, ebenso bei der Entscheidungsfindung und Lösungssuche bei vorgegebenen Ausgangssituationen.
• Lehrgespräch
Der Ausbilder gibt das Ziel und den Inhalt des Lehrgesprächs vor. Der Auszubildende folgt den Gedankengängen aufmerksam und versucht, diese nachzuvollziehen. Der Ausbilder sollte möglichst geschickt fragen, indem er offene Fragen verwendet, da er so den Auszubildenen dazu ermuntert, Antworten eigenständig zu erarbeiten
Das Lehrgespräch motiviert den Auszubildenen, da er die Inhalte zukünftig auch allein und eigenständig umsetzen darf. Des Weiteren erhält der Ausbilder durch die Antworten des Auszubildenden auch gleich eine Rückmeldung, ob der Auszubildene die Inhalte verstanden hat oder nicht. Ein Lehrgespräch ermöglicht dem Ausbilder außerdem, die Lerninhalte aktiv zu steuern und gibt dem Auszubildenden Denkanstöße zum eigenständigen Lernen. Der Auszubildene nimmt aktiv teil.
Das Lehrgespräch eignet sich dann, wenn bereits Vorkenntnisse beim Auszubildenden vorhanden sind, auf die er zurückgreifen kann. Geeignet kann es auch sein, um passive Auszubildende zu fordern und diese direkt anzusprechen. Weitere Anwendung kann das Lehrgespräch finden, wenn zum Beispiel der Einstieg in ein neues Thema erleichtert werden soll.
• Einzelarbeit
Einzelarbeit bedeutet, dass der Auszubildende eigenständig und allein eine Aufgabe bearbeitet, die er vom Ausbilder erhalten hat. Dabei kann es sich um einen vorgegebenen reellen Sachverhalt oder eine besondere Aufgabenstellung handeln, für die auch ein Bearbeitungszeitraum festgelegt werden kann.
Der Ausbilder muss die Aufgabenstellung oder Ausgangssituation so präzise wie möglich formulieren und dem Auszubildenen bei Fragen zur Verfügung zu stehen. Ebenfalls sollte im Vorfeld eingeschätzt werden, ob sich die geplante Aufgabe auch wirklich in Einzelarbeit vom Auszubildenen bearbeiten lässt.
• Projektmethode
Die Projektmethode ist eine exklusive Lehrmethode. Hier muss der die Auszubildende, der mit einem Projekt betraut wrd, auch bereits ausreichend qualifiziert und über genügend Erfahrung verfügt. Der Auszubildende darf ruhig von einem schwierigen, kniffligen Projekt gefordert – aber nicht überfordert – werden. Der beste Zeitpunkt ist einige Monate vor der Gesellenprüfung.
Das Projekt wird entweder vom Ausbilder benannt, oder aber, die Projektbenennung findet bereits unter Einbeziehung des Auszubildenen statt. Der Auszubildende bearbeitet dieses Projekt im Anschluss und füllt es mit Leben, indem er alle zur Umsetzung erforderlichen Schritte selber plant und realisiert.
Sofern das Projekt nicht gemeinsam festgelegt wird, informiert der Ausbilder den Auszubildenen über die Ausgangssituation und fungiert bei Problemen als Berater. Er überprüft die Zielvorgaben und ist während der gesamten Projektdauer für seinen Auszubildenen präsent und steht als Ansprechpartner zur Verfügung.
• Extended Reality (XR - Erweiterte Realität) bezieht sich auf alle kombinierten realen und virtuellen Umgebungen und Mensch-Maschine-Interaktionen, ist also zuzusagen das "Sammelbecken" für repräsentative Formen wie Augmented Reality (AR), Mixed Reality (MR) und Virtual Reality (VR) sowie die zwischen ihnen interpolierten Bereiche. Erzeugt werden diese durch Computertechnologie und Wearables (VR-Headsets, internetfähige Brillen und Bluetooth-Headsets). XR bietet ein Erlebnis für die Sinne. Die Linie zwischen Realität und simulierter Welt verschwimmt, da man visuell, akustisch oder auch aktive Berührung in eine andere Welt eintaucht.
Die Ausbildungsmethoden werden in der Praxis völlig unterschiedlich angewendet. Musste während der Ausbildereignungsprüfung noch unter Anwendung einer Methode die praktische Prüfung durchgeführt werden, so kann es im Alltag auch passieren, dass Sie als Ausbilder ganz unbewusst die ein oder andere Methode anwenden. Welche Methoden sich für welche Aufgaben eignen und wie Sie sowohl bewusste Planung als auch unbewusste Anwendung optimieren können, zeigen die jeweiligen Ausbildungs- bzw. Unterweisungsmethode.