Die Baukosten steigen. Doch die neue Bundesregierung will noch mehr Wohnungen bauen, 400.000 im Jahr, davon 100.000 sozial geförderte. Fakt ist, dass eine stärkere Bautätigkeit die Preise treibt – und das ohne die durch Corona unterbrochenen Lieferketten, die für einen zusätzlichen Aufschlag sorgen.
Typisiertes Bauen – in der DDR etwa mit dem WBS 70 weit verbreitet – könnte helfen, in Zukunft die Baukosten zu senken.
Bild: Gabi Schoenemann / pixelio.de Doch wie nun könnte man die Baukosten nach unten bekommen?
Eine Möglichkeit läge im standardisierten Bauen, also der Adaption eines einmal errichteten Wohngebäudes auf andere Standorte bei nur geringer Variabilität. Für die Stadtbilder ist dies nicht unbedingt eine gute Nachricht. Dennoch wären solche Methoden potenziell und bei massenhafter Anwendung in der Lage, die Baukosten zu senken.
Serielles Bauen als Kostensenker
In Frage kommen hier das serielle Bauen und das typisierte oder modulare Bauen. Ersteres folgt dem bereits geschilderten Prinzip, ein einmal auch mit klassischen Methoden errichtetes Gebäude im Prinzip immer wieder zu errichten. Das lohnt sich insbesondere bei einem Bauherrn, der etwa bundesweit sehr viele Wohngebäude immer wieder neu baut. Das Prinzip lässt sich auch bei Sanierungen anwenden und wurde etwa methodisch von Energiesprong entwickelt. Eine Studie des bauwirtschaftsnahen Vereins Arge errechnete Kosten von knapp über 2.080 Euro je Quadratmeter.
Das typisierte Bauen hingegen kennt fast jeder als Plattenbau. Der war in der DDR, aber auch im Ruhgebiet weit verbreitet. Dabei werden die Elemente für ganze Häuser vorgefertigt und vor Ort wie ein Fertighaus montiert. Teilweise hat die Methode, etwa bei betonkernaktivierten Geschossdecken, schon im traditionellen Baugeschehen Einzug gefunden. Die Arge schätzt die Kosten hier auf 1.950 Euro je Quadratmeter. Verwendet man nur traditionelle Baustoffe (was aber im Zuge der geforderten höheren Nachhaltigkeit schwer werden dürfte), käme man sogar auf die für den sozialen Wohnungsbau avisierten Kosten von 1.800 Euro je Quadratmeter.
Normen sollen angepasst werden
Genau diese Bauweise will die neue Regierung und so auch das neue Bauministerium: „Wir werden durch serielles Bauen, Digitalisierung, Entbürokratisierung und Standardisierung die Kosten für den Wohnungsbau senken. Wir wollen modulares und serielles Bauen und Sanieren durch Typengenehmigungen beschleunigen. Wir wollen die Prozesse der Normung und Standardisierung so anpassen, dass Bauen günstiger wird.“
Und: „Wir werden serielles Sanieren vorantreiben, indem wir das Förderprogramm fortführen und innerhalb des BEG ausweiten. Im Rahmen des Forschungsprogramms „Zukunft Bau“ werden wir serielles und modulares Bauen und Sanieren z. B. nach dem niederländischen Energiesprong-Prinzip weiterentwickeln sowie bauplanungs- und bauordnungsrechtliche Hürden identifizieren und beseitigen. Wir verbessern, vereinheitlichen und digitalisieren den Gebäudeenergieausweis. Wir werden die Erstellung eines digitalen Gebäudeenergiekatasters prüfen.“
Der nächste und letzte Teil der Serie am 02.03. wird sich mit den neuen Anforderungen an Nichtwohngebäuden befassen.
Bisher erschienen im Rahmen der Themenserie folgende Beiträge:
1. Warum gibt es eine neues Bauministerium und welche Probleme muss es angehen?
2. Was wird das neue Bauministerium sofort in die Hände nehmen?
3. Welche Schwerpunkte wird das Bauministerium bei der Gebäudeenergie
4. Ändert das neue Bauministerium die Förderung hin zu mehr Nachhaltigkeit?
5. Welchen Fokus bekommt nachhaltiges Bauen und wie wird sich das preislich auswirken?
6. Wie soll der Wohnungsbau vorangetrieben werden?
7. Wie wird der Zielkonflikt zwischen hohen Baukosten und sozialem Wohnungsbau gelöst?
Erscheinen demnächst:
8. Welche Änderungen sind für Nichtwohngebäude zu erwarten?
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Ein Beitrag der Redaktion vom HaustechnikDialog.