Jedes Massivhaus hat eine mehr oder wenige große Baufeuchte. Aber fast jedes Haus bekommt einen Estrich, dessen Feuchte herausgetrocknet werden muss (Belegreifheizen). Außerdem können auch die Räume durch Regenwasser feucht werden, vor allen Dingen dann, wenn das Dach nicht rechtzeitig geschlossen wurde. Die vorhandene Baufeuchte sollte möglichst schnell beseitigt werden, damit keine Schäden an den Bauteilen entstehen.
Auch nach einem Wasserschaden, der durch ein Wasserrohrbruch oder einer Überschwemmung entstanden ist, müssen die Wände und Fußböden getrocknet werden. Außerdem kann die Feuchtigkeit auch in höherliegende Bauteile kapillar aufgestiegen sein und diese durchfeuchtet haben.
Die Feuchte in den Baustoffen kann direkt oder indirekt gemessen werden. Mit den direkten Methoden (CM-Messung, Darr-Messung) wird die genaue Menge an Wasser im Estrich bestimmt. Bei den indirekten Feuchtemessmethoden wird die elektrische Leitfähigkeit mit einem elektronischen Messgerät gemessen.
Bei dem elektronischen Feuchte-Messgerät nach dem Widerstandsprinzip wird mit zwei Elektroden Strom durch die zu messende Bausubstanz geführt. Bei trockenen Baustoffen ist der Widerstand sehr hoch, da trockene Baustoffe den Strom schlecht leiten. Die Messgeräte zeigen dann einen geringen Messwert an. Steigt der Feuchtegehalt der Bausubstanz an, nimmt auch die Leitfähigkeit stark zu, da das im Baustoff enthaltene Wasser den Strom gut leitet. Hier ist der angezeigte Messwert hoch. Mit diesem Messverfahren lässt sich sowohl der Feuchtegehalt an der Materialoberfläche als auch in tieferen Bauteilschichten messen. Dazu sind Bohrungen notwendig und in die längere Elektroden eingeführt werden. So kann überprüft werden, ob eine Wand nur oberflächlich oder auch schon tiefer im Wandaufbau getrocknet ist.
Bei der Widerstandsmessung müssen die Elektrodenspitzen in das Material hinein gedrückt werden. Mit diesem Messprinzip sind aber auch Messungen in mehr als 4 cm Tiefe möglich, indem man Bohrungen macht in die dann die Elektroden eingeschoben werden. Dies bedeutet zwar einen gewissen Aufwand, aber auf diese Art und Weise lassen sich dann verwertbare Messwerte für größere Tiefen realisieren.
Bei dem elektronischen dielektrischen Feuchte-Messgerät wird ein elektrisches Streufeld mit einem meist kugelförmigen Sensor zerstörungsfrei einige Zentimeter tief in die Bausubstanz hinein gemessen. Dieses Verfahrens kann sehr gut und schnell den durchfeuchteten Bereich von Bauteilen eingrenzen.
Die dielektrischen Messgeräte besitzen den Vorteil, dass man mit ihnen zerstörungsfrei bis in Tiefen von maximal vier Zentimeter messen kann. Die Messung selbst erfolgt durch einfaches Aufsetzen der Messkugel auf die Materialoberfläche.
Einige nach dem Widerstandsprinzip arbeitenden Feuchte-Messgeräte zeigen die Messwerte in einheitslosen sogenannten Digits an. Um bei der Deutung der Werte sicher zu gehen, sollten Vergleichsmessungen an einer gleichartigen, trockenen Bausubstanz durchgeführt werden. Bei dem Fehlen einer geeigneten Stelle, z. B. aufgrund von Hochwasserschäden, muss die Entscheidung allein über die angezeigten Werte getroffen werden. Dabei deuten Werte
• unter 30 Digits auf eine trockene bzw. normalfeuchte Bausubstanz
• über 70 Digits immer auf eine starke Durchfeuchtung
Im Grenzbereich zwischen diesen Werten sollten anhand der allgemeinen Schadencharakteristik eine Entscheidung zum Trocknungsbedarf getroffen werden.
Andere nach dem Widerstandsprinzip detektierende Feuchte-Messgeräte zeigen keine Digits, sondern die Werte in Volumenprozent an. Mit diesen Geräten lässt sich der Durchfeuchtungsgrad der Bausubstanz gut abschätzen.
Bei der Feuchtemessung gibt es Faktoren, die den Messwert deutlich verfälschen können. So erhöhen z. B. in der Bausubstanz vorhandene Salze den Anzeigewert. Wenn Ihre Kellerwände also vor einer Überschwemmung schon einmal feucht gewesen sind und sich an der Wandoberfläche Salzausblühungen gezeigt haben, kommt man mit diesen Messmethoden leider nicht zu verwertbaren Ergebnissen. In diesem Fall muss auf jeden Fall ein Fachmann zu rate gezogen werden. Bei der Widerstandsmessung dürfen nicht andere leitfähige Materialien versehentlich mit gemessen werden (z. B. Kabel, Wasserleitungen, Putzschienen), denn diese führen hier immer wieder zu Irritationen. Auch bei Feuchtigkeit im Bodenaufbau oder in Estrichdämmschichten kann die Widerstandsmessung angewendet werden. Aber aufgrund der komplexeren Baukonstruktion sollte in jedem Fall die Hilfe eines Fachunternehmers hinzugezogen werden.
Bei dem Mikrowellen-Messverfahren wird der Unterschied der Dielektrizitätskonstante (DK) von Wasser und des Baustoffes ermittelt. Wegen des großen Unterschiedes zwischen diesen beiden Werten lassen sich bereits kleine Wassermengen sehr gut detektieren.
Das Anwendungsspektrum reicht dabei von Präzisionsmessungen an Materialien mit geringen Feuchtegehalten bis in die Bauwerksdiagnostik im mittleren Feuchtebereich bis in den Hochfeuchtebereich, z. B. für Messungen in organischen Materialien. Die materialspezifische Kalibrierung macht eine reproduzierbare Feuchtemessung in Masse-% möglich.
Durch die Mikrowellentechnik lassen sich zerstörungsfrei Feuchteverteilungen in einer Tiefe von bis zu 300 mm detektieren. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist neben der hohen Messtiefe die Unabhängigkeit vom Versalzungsgrad des Materials. Beim Mikrowellenverfahren spielt es daher keine Rolle, ob die Feuchtemessung in einem älteren oder neuen Bauwerk erfolgt. Da das Display des Messgerätes über zwei Werteanzeigen verfügt, kann zur Ergebnisbewertung bei Bedarf jeweils ein Funktionswert zusätzlich zum aktuellen Messwert gleichzeitig auf dem gut ablesbaren Display angezeigt werden..