Auch wenn das Pressen, Stecken und Quetschen immer häufiger angewendet wird, ist das Rohrgewindeschneiden für Heizungsbauer, Servicemonteure und Anlagenbauer in der Industrie immer noch eine wichtige Arbeitstechnik. Besonders im Altbestand von Gebäuden und bei Nah- und Fernwärmeanlagen gibt es noch Stahlrohrsysteme, in denen die Bauteile, Armaturen und Fittings mit Gewinde verbunden sind bzw. werden.
Damit die Gewinde stabil sind, müssen sie auf ein geeignetes Gewindestahlrohr entsprechend der Norm EN 10255-M-H geschnitten werden. Ob es kegelige Rohrgewinde in BSPT-Standard (Whitworth- Rohrgewinde) oder NPT, zylindrische Rohrgewinde in BSPP oder metrische und englische Bolzengewinde sind, wird ein passendendes Gewindeschneidgerät (Ratschenkluppe, Gewindeschneidmaschine) benötigt. Diese gibt es für den manuellen oder elektrischen Betrieb.
Die alten verstellbaren Kluppen werden heutzutage nicht mehr verwendet. Sie können aber noch für das Gewindescneiden auf Edelstahlrohren eingesetzt werden, weil die meisten Gerätehersteller von dem Schneiden bei Edelstahl mit ihren Geräten abraten.
Das Gewindeschneiden ist eine der Grundfertigkeiten der Zentralheizungs- und Lüftungsbauer und Gas- und Wasseristallateure (heute Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik).
Ein fachgerechtes Gewinde zu schneiden, ist keine Doktorarbeit, aber die passenden Werkzeuge, die richtige Vorbereitung und die notwendigen Arbeitsschritte sind schon wichtig und sollten immer eingehalten werden.
Die Werkzeuge bzw. Arbeitsmittel sind
• Schneidkluppe
• Schraubstock mit Rohrbacken oder ein Rohrschraubstock am Arbeitstisch (oder ein mobiler Montagetisch mit Rohrschraubstock "Pionier")
• Bügelsäge oder Rohrabschneider
• Innen- und Aussen-Entgrater
• Gewindeschneidöl
• Gewindeaufrauzange (bei Bedarf)
• "Zollstock" und Speckkreide
Vor dem Gewindeschneiden muss erst einmal das Rohr auf die gewünschte Länge geschnitten werden, wenn nicht nur ein Gewinde auf ein Rohr geschnitten werden soll. Wenn später ein Fitting oder eine Verschraubung aufgedichtet werden soll, dann wird die notwendige Rohrlänge über die z-Maß-Methode (mittlerer Abstand zwischen den eingebautem Rohrende und der Achse des Fittings oder den Enden von zwei eingebauten Rohren. Die z-Maße sind aus den Baulängen abzüglich der mittleren Einschraublängen zu berechnen) ermittelt.
• Das Rohr wird waagerecht in einen Schraubstock mit Rohrbacken oder in einen Rohrschraubstock gespannt. In einem normalen Schraubstock könnte das Rohr gequetscht werden. Die Maßmarkierung sollte möglichst dicht an der Einspannstelle sein, damit das Rohr nicht federt.
• Zum Ablängen wird entweder eine Bügelsäge oder besser ein Rohrabschneider eingesetzt. Beim Sägen entstehen immer scharfe Grate und Späne. Beim Schneiden mit einem Rohrabschneider wird das Rohrmaterial leicht eingedrückt. Die Rohrenden müssen bei beiden Techniken mit einem Innen- und Aussen-Entgrater entgratet werden. Natürlich kann man dazu auch eine Halbrundfeile benutzen.
• Das Anschneiden des Gewindes erleichtert ein leichtes Anfasen an der Aussenkante. Das ist mit einem guten Außenentgrater möglich.
• Nun wird eine zum Rohr passende Ratschen-Gewindeschneidkluppe mit Rechts- und Linksdrehung (Kluppen mit verstellbaren Schneidbacken oder mit auswechselbaren Gewindeschneideinsätzen sind Vergangenheit) auf "Rechts" gestellt und über das Rohrende gestülpt und leicht gegegen das Rohr gedrückt. Wenn die ersten Gewindegänge geschnitten sind, braucht man sie nicht mehr andrücken, sondern nur noch den Hebel betätigen, der zunehmend schwerer zu bewegen ist. Ab und zu muss während des Schneidens "Schneidöl" an die Schnittstelle aufgebracht werden. Hier bittet sich die Benutzung einer Spraydose an.
• Nachdem das Gewinde in der richtgen Länge aufgeschnitten worden ist, wird die Ratsche auf "Links" gestellt und der Schneidkopf in umgekehrter Richtung wieder abgedreht. Danach wir das Gewinde gereinigt.
• Bei sehr glatten Gewinden kann evtl. eine Gewindeaufrauzange eingesetzt werden.
Ein besonderes Gewinde ist das Langgewinde. Auf das Ende des einen Rohrs wird dann ein normales kegeliges Gewinde geschnitten und auf das Ende des anzuschliessenden Rohrs ein zylindrisches Langgewinde. Wenn die Abdichtung mit Hanf ausgeführt wurde, wird eine Muffe auf die ganze Länge aufgeschraubt. Ebenfalls wird das Gewinde mit der Gegenseite mit Dichtungsmaterial versehen und die beide Rohrenden werden stumpf aneinander gesetzt. Anschließend wird die Muffe soweit zurück und auf das anschließende Rohr gedreht, dass sie zur Hälfte auf beiden Rohren sitzt. Zur Abdichtung trägt ein Konterring auf der Langgewindeseite bei.