Der artesische Brunnen wird in einer Senke unterhalb des Grundwasserspiegels durch eine Bohrung in den Grundwasserleiter abgeteuft. Diese Leiter haben einen Druckspiegel über Geländeoberfläche (gespannt) und dadurch ein artesisches (freies) Überlaufen des Grundwassers. Der Druck entsteht durch die bestimmte Position der beiden Schichten (Schräg- oder Senklage). Dieses "hydraulische Potential" ist so hoch, dass das Wasser von selbst (ohne Pumpen) bis zur Erdoberfläche oder höher aufsteigt. Damit das Wasser nicht frei ablaufen kann, wird es durch eine Absperrvorrichtung entnommen.
Damit ein artesischer Brunnen funktioniert muss ein gespanntes Grundwasser vorhanden sein und eine wasserführende Gesteinsschicht (Grundwasserleiter) durch eine wasserundurchlässige Gesteinsschicht nach oben abgedichtet werden. Diese großräumige geologische Struktur des Grundwasserleiters ermöglicht den Aufbau von hydrostatischem Druck (z. B. zwischen schräg abfallenden Gesteinsschichten oder in einer schüsselförmigen Senke). Das Grundwasser steigt nach dem Prinzip der kommunizierenden Gefäße im Bohrloch bzw. im Schacht maximal bis zur Höhe der freien (ungespannten) Grundwasseroberfläche in der wasserführenden Schicht, wenn man den Grundwasserleiter mit gespanntem Grundwasser anbohrt. Liegt dieses Niveau höher als die Erdoberfläche am Brunnen, spritzt das Grundwasser unter Druck aus dem Untergrund nach oben.
Im Gegensatz zu einer artesischen Quelle wird ein artesischer Brunnen immer künstlich hergestellt.
Bei einer ausreichenden Wassermenge kann der Brunnen auch zur Stromerzeugung (Wasserkraft) genutzt werden.
Artesischen Brunnen sind bereits viele Jahrhunderte v. Chr. in China, Nordafrika und in Vorderasien gebohrt worden. In Europa wurde der erste derartige Brunnen im Jahre 1126 in der Landschaft Artesien, dem Gebiet Artois im Norden Frankreichs, im Département Pas-de-Calais, bekannt und danach benannt. Seit dieser Zeit wurde gezielt nach gespanntem Wasser gesucht.
Die Voraussetzungen für artesische Brunnen sind dort vorhanden, wo Wasser von bergigen Höhen in die Tiefe fließt, ein großes Grundwasserreservoir bildet und nicht gleichmäßig abfließen kann. Deshalb sind artesische Brunnen z. B. in den Oasen der Wüsten in Nordafrika besonders interessant sind. Hier fließt das Wasser aus dem Atlasgebirge am Nordrand der Sahara viele hundert Kilometer auf einer wasserundurchlässigen Gesteinsschicht unter dem Wüstensand in die Sahara hinein und gelangt dann in einer Oase nur wenige Meter unter der Erdoberfläche nach oben.