Wenn man für den eingespeisten Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage (PV-Anlage) erhalten möchte, dann muss ein Vertrag mit dem zuständigen Netzbetreiber abgeschlossen werden. Der Vertrag bildet die Grundlage für die PV-Abrechnung mit dem Netzbetreiber und regelt die Abnahme und Vergütung des erzeugten Solarstroms.
Eine Einspeisevergütung ist unabhängig von den Eigentumsverhältnissen an der Anlage zu zahlen. Hier kann der Betreiber auch eine andere Person als der Eigentümer sein. In der Regel ist der Eigenheimbesitzer auch der Betreiber. Die Abnahme von Solarstrom durch Netzbetreiber ist im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegt. Der Netzbetreiber sind gesetzlich verpflichtet, den erzeugten Solarstrom abzunehmen und zu vergüten.
Aktuelle Vergütungssätze (unter vorbehalt [andere Quellen])
Die aktuelle Höhe der Vergütungssätze ist für alle neuen Anlagen gültig, die bis zum 31. Juli 2025 in Betrieb gehen. Zum 1. Februar 2025 wurden die Vergütungssätze für Neuanlagen wieder geringfügig um 1 % abgesenkt. Unterschieden wird dabei zwischen Volleinspeise- und Eigenversorgungsanlagen.
Anlagen mit Eigenversorgung bekommen bei einer Inbetriebnahme heute folgende Vergütungssätze als feste Einspeisevergütung: Anlagen bis 10 kWp erhalten 7,94 Cent pro kWh. Ist die Anlage größer, erhält der Anlagenteil ab 10 kWp dann 6,88 Cent pro kWh.
Beispiel Eigenversorgung: Eine 15 kWp-Anlage mit Eigenversorgung erhält dann für die ersten 10 kWp 7,94 Cent und für die verbleibenden 5 kWp 6,88 Cent pro kWh, im Durchschnitt also 7,59 Cent pro Kilowattstunde.
Anlagen mit Volleinspeisung erhalten einen höheren Vergütungssatz. Für diese höhere Vergütung muss die Anlage vor Inbetriebnahme als Volleinspeise-Anlage dem zuständigen Netzbetreiber gemeldet werden.
Als feste Einspeisevergütung können Sie für die Volleinspeisung kalkulieren:
Anlagen bis 10 kWp erhalten bei Inbetriebnahme bis 31. Juli 2025 dann 12,60 Cent pro kWh. Ist die Anlage größer, erhält der Anlagenteil ab 10 kWp 10,56 Cent pro kWp.
Beispiel Volleinspeisung: Eine 15 kWp-Anlage mit Volleinspeisung erhält dann für die ersten 10 kWp 12,60 Cent, für die verbleibenden 5 kWp 10,56 Cent, also im Durchschnitt 11,92 Cent pro Kilowattstunde.
Viele Betreiber von Photovoltaikanlagen stehen immer wieder vor dem Problem, dass auf dem Zweirichtungszähler ihrer Anlage auf der Bezugsseite entweder ein Verbrauch von nur wenigen Kilowattstunden seit Inbetriebnahme angezeigt (Geringverbrauch), oder der Zähler bewegt sich gar nicht (Nullverbrauch). Umso unerfreulicher ist dann die Überraschung, wenn der zuständige Grundversorger den Anlagenbetreiber als Kunden "in der Grundversorgung" begrüßt, über die allgemeinen Preise und Bedingungen informiert und die ersten Abschlagszahlungen geltend macht. Diese summieren sich nicht selten bis auf gut 100 € im Jahr. Selbst bei einem Wechsel zu einem Stromanbieter mit sehr geringen Grundgebühren kommt der Anlagenbesitzer kaum unter 40 € im Jahr – über die übliche Laufzeit einer EE-Anlage sind das 800 €.
Nullverbrauch
Diese Forderungen sind jedenfalls dann unberechtigt, wenn die Anlage gar keinen Strom verbraucht. Denn die tatsächliche Stromentnahme ist die Willenserklärung, anhand derer das Gesetz einen Vertragsschluss begründen will. Ohne diese Stromentnahme kommt der Grundversorgungsvertrag nicht zustande, und in dem Fall stehen dem Grundversorger auch keine Zahlungsansprüche zu. Dies haben verschiedene Gerichte sowie die Clearingstelle EEG bestätigt. In diesem Fall sollten Sie nicht an den Grundversorger zahlen.
Sie sollten die Forderungen aber auch nicht unwidersprochen lassen, um nicht Gefahr zu laufen, dass die Ansprüche als anerkannt behandelt werden. Dies kann dazu führen, dass der Energieversorger mit Sperrung des Anschlusses droht. Mit dem beigefügten Musterschreiben A können Sie die Ansprüche einfach und unkompliziert zurückweisen.
Geringverbrauch
Rechtslage
Komplexer und leider ungünstiger für den Anlagenbetreiber ist die Rechtslage bei einem zwar nur geringen, aber nachgewiesenen, d. h. am Zähler ablesbaren Strombezug der Anlage.
Der Gesetzgeber hat Ausnahmen für solche Fälle nicht vorgesehen: Die Betreiber von EE-Anlagen werden – trotz ihrer Rolle als Einspeiser, die eine völlig andere ist – genau so behandelt wie jeder andere Letztverbraucher, der Strom aus dem Netz entnimmt. Kann diese Stromentnahme nicht einem bestehenden Lieferverhältnis zugeordnet werden, tritt der Grundversorger auf den Plan. Ihm werden die Stromentnahmen zugewiesen und er macht auf dieser Grundlage Ansprüche nach den Allgemeinen Preisen und Bedingungen geltend.
Auch in diesen allgemeinen Belieferungsbedingungen gibt es weder Regelungen für Einspeiseanlagen noch eine Bagatellgrenze, bis zu der eine vergünstige Abrechnung möglich ist. Die Diskussion mit dem Grundversorger hierüber ist meist fruchtlos, weil auf Erwiderungen im Regelfall mit standardisierten Schreiben und immer weiteren Mahnungen reagiert wird.
Wir halten dieses undifferenzierte Vorgehen für grob falsch und haben daher im Rahmen des Solidarfonds Nullverbrauch eine Musterklage gegen einen Grundversorger angestrengt. Leider haben weder das Amts- noch das Landgericht diesen Besonderheiten Rechnung getragen und bei der Klage wie auch bei der Berufung nicht im Sinne der Anlagenbetreiber entschieden. Da der Weg zum Bundesgerichtshof nicht offensteht, ist auf absehbare Zeit nicht damit zu rechnen, dass Anlagenbetreiber sich erfolgreich gerichtlich gegen diese Ansprüche zur Wehr setzen können.
Falls Sie in solchen Fällen also nicht zahlen, müssen Sie im Falle einer Klageerhebung damit rechnen, dass Sie zur Zahlung verurteilt werden. Falls Sie sich entscheiden, zu zahlen, empfehlen wir Ihnen, die Zahlung unter Vorbehalt zu leisten. Auf diesem Wege halten Sie sich zumindest die Möglichkeit offen, im Falle einer positiven gerichtlichen Entscheidung die Zahlungen zurück zu fordern. Dies können Sie dem Grundversorger mitteilen, indem Sie das beigefügte Musterschreiben B verwenden.
quelle: Peter Nümann und Christina Wohlgemuth, NÜMANN + SIEBERT Rechtsanwälte PartGmbB