Der indirekte Energiebedarf, der durch den Kauf eines Produktes oder durch eine Dienstleistung entstanden ist, wird "Graue Energie" genannt. Es handelt sich um die Energiemenge, die für die Herstellung, den Transport, der Lagerung, des Verkaufs und der Entsorgung dieses Produktes benötigt wird. Hier werden nicht nur alle Vorprodukte bis zur Rohstoffgewinnung berücksichtigt, sondern auch der Energieeinsatz aller notwendigen Produktionsprozesse dazugerechnet. Außerdem werden auch alle zur Herstellung notwendigen Maschinen, Infrastruktur-Einrichtungen und der Energiebedarf für deren Herstellung und Instandhaltung anteilig dem Produkt oder der Dienstleistung zugerechnet. Der direkte Energiebedarf, der bei der Benutzung eines Produktes benötigt wird, sagt also nicht viel über dessen Energieeffizienz aus, weil auch die Graue Energie die Umwelt belastet.
Heutzutage wird immer wieder zum Energiesparen aufgerufen. Aber in einer Gesellschaft, die auf Wachstum ausgerichtet ist, zählen nur noch Neukäufe, was durch den Internethandel als besonders günstig angesehen wird. Dabei werden die Ressourceneffizienz und die Graue Energie vollständig vernachlässigt und teils vorsätzlich aus den Energiebilanzen nicht beachtet.
So wird z. B. die Graue Energie, die in der Dämmung von Hausfassaden vorhanden ist und oftmals höher liegt als ihr Nutzen durch die Heizersparnisse nicht beachtet. So sind z. B. Hartschaumplatten in 30 Jahren Sondermüll und für die Herstellung von Polystyrol (EPS) werden rund 500 kWh/m3 benötigt, für Zellulosedämmung weniger als 100 kWh/m3.
So ist z. B. bei dem
Hausbau die
Graue Energie oft
beträchtlich, da für die
Herstellung und den
Transport der
Baumaterialien Energie aufgewendet werden muss. In einem konventionellen Haus verbraucht man in 30 bis 40 Jahren für die Beheizung die gleiche
Energiemenge, wie zur Herstellung nötig ist. Besonders bei energetisch sehr guten Häusern (z. B. Passivhäusern) sollte die graue
Energie besonders beachtet werden, weil diese Häuser im Betrieb sehr wenig
Energie benötigen und - relativ gesehen - mehr
Energie bei der Errichtung benötigt wird als bei dem Betrieb.
Auch die vielgepriesene
Erneuerbare Energie (regenerative
Energie, alternative
Energie), z. B.
Sonnenenergie (solare
Energie),
Wasserkraft,
elektrische Energie (
Photovoltaik, solarthermischen
Kraftwerke,
Windenergie),
Biomasse, ist relativ stark mit
Grauer Energie belastet. Das hängt mit der
niedrigen Leistungs- oder
Energiedichte zusammen. Hier sollte bei der
Produktion der Anlagenteile auch Erneuerbare
Energie verwendet werden, um die Graue
Energie zu minimieren.
Bei vielen Produkten ist die
Prozesskette sehr umfangreich. Dadurch ist die
Berechnung der Grauen
Energie schwierig und wird deshalb durch vereinfachende
Schätzungen festgelegt, um nicht "schöngerechnet" zu sagen.
Und genauso ist es mit dem Wasserfussabdruck.