Die DIN EN 12056 und DIN 1986-100 regeln, wie Entwässerungsleitungen zu belüften sind. Das Ziel dabei ist es sicherzustellen, dass Kanalgase nach außen abgeführt werden und ein Druckausgleich im Entwässerungssystem herbeigeführt wird. Eine über das Dach geführte Hauptleitung als Hauptlüftung ist und bleibt dabei ein Bestandteil der Norm. Die Installation von evtl. notwendigen Nebenlüftungen ist in vielen Fällen schwierig und kostenintensiv, besonders bei Umbauten, Erweiterungen und Sanierungen in Altbauten. Bei unzureichender Belüftung werden Siphons leergesaugt und es entstehen Geruchsbelästigungen.
In höheren Häusern wird es zunehmend schwieriger, den Druckschwankungen in Schmutzwasser-Fallleitungen nur mit der Hauptlüftung in den Griff zu bekommen. Die Ursachen entstehen durch höhere Belastungen und den größeren Geschwindigkeiten. Zur Erhöhung der Funktionssicherheit und Belastbarkeit von Schmutzwasser-Fallleitungen in höheren Häusern gibt folgende Lüftungssysteme:
Direkte Nebenlüftung
Bei der direkten Nebenlüftung wird die Fallleitung durch eine parallel verlaufende Leitung von ihren Lüftungsaufgaben entlastet. Die Abflussleistung kann gegenüber dem Hauptlüftungssystem wesentlich gesteigert werden.
Diese Lüftungsmaßnahme ist geeignet für Fallleitungen mit kurzen Einzel- bzw. Sammelanschlussleitungen (fallleitungsorientierte Systeme).
Indirekte Nebenlüftung
Die indirekte Nebenlüftung ist im Ansatz bereits gegeben, wenn lange Sammelanschlussleitungen vorhanden sind (sammelleitungsorientierte Systeme). Die max. Abflussleistung ist wesentlich höher als beim Hauptlüftungssystem.
Die Nebenlüftungsleitungen können gemäß DIN 1986-100 durch Belüftungsventile ersetzt werden. Zur höheren Funktionssicherheit sollten Nebenlüftungsleitungen zur Be- und Entlüftung bevorzugt werden.
Sekundärlüftung
Die Sekundärlüftung setzt sich zusammen aus direkter Nebenlüftung der Fallleitung und der Umlüftung jeder Anschlussleitung an die direkte Nebenlüftung. Durch diese Maßnahmen garantiert das System einen sehr günstigen Druckverlauf und eine Mehrbelastung gegenüber Fallleitungen mit Hauptlüftung.
Der erforderliche Mehraufwand bei der Installation dieses Systems lässt sich jedoch in der Praxis kaum rechtfertigen, zumal mit den anderen Lüftungssystemen dem Planer ausreichende Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Die neue Abwassernorm erlaubt jetzt auch den Einsatz von Belüftungsventilen.