Durch den Klimawandel werden die Perioden mit sehr hohen Temperaturen (Hitze*) immer länger. Damit es in den Räumen nicht zu warm wird, sollte man sich mit dem richtigen Lüften im Sommer befassen. Es wird niemand im Herbst, Winter und Frühjahr auf die Idee kommen, die Fenster und Türen längere Zeit zu öffnen bzw. offen zu lassen. Genauso sollte man sich auch im Sommer verhalten. Neben dem richtigen Lüften sollte man sich natürlich auch mit den Sonnenschutz- bzw. Beschachattungsmaßnahmen befassen, denn der größte Wärmeeintrag erfolgt durch die direkte Sonneneinstrahlung, der die Bausubstanz und die Einrichtung erwärmt.
* Als extreme Hitze werden Wetterbedingungen bezeichnet, die durch hohe Temperaturen, unbehinderte Sonneneinstrahlung, schwachen Wind und zum Teil durch feuchte Luft (Schwüle) gekennzeichnet sind. Sie führen zu einem besonders starken Wärmeempfinden der Menschen. In Mitteleuropa spricht man bei Tagen mit einer Tageshöchsttemperatur von über 25 °C von einem Sommertag, bei über 30 °C von einem heißen Tag (Hitzetag, Tropentag) und bei über 35 °C von einem Wüstentag. Bei Hitze kann das körpereigene Kühlsystem überlastet werden. Als Folge von Hitzebelastung können bei empfindlichen Personen Regulationsstörungen und Kreislaufprobleme auftreten. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Erschöpfung und Benommenheit.
Grundsätzlich sollte ein Luftaustausch nur dann stattfinden, wenn die Außenluft kühler und trockener ist, als in den Räumen der Wohnung bzw. Hauses.
Um das zu erreichen, ist eine natürliche und mechanische Nachtlüftung die beste Lösung. Natürlich muss trotzdem zwei- bis viermal am Tag gelüftet werden, damit die Raumluftqualität gewährleistet wird. Dies erreicht man am besten durch eine Stoßlüftung oder besser durch eine Querlüftung. Aber nur so lange, bis die Raumluft ausgetauscht wurde.
Nicht nur die Temperaturen sind ein Problem. Ein weiterer Faktor ist die Luftfeuchtigkeit. Physikalisch gesehen kann warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen, als kalte Luft. Bei Hitze sind sowohl der Feuchtigkeitsgehalt der Außenluft höher, wie auch die Raumluftfeuchte. Ein unötiges Lüften verschlechtert das Raumklima, statt es zu verbessern.
Aber die Feuchtigkeitsaufnahme bei Hitze kann auch nützlich sein. Denn die Physik lässt sich auch umkehren. Das bedeutet, wenn die Luftfeuchtigkeit ansteigt, kühlt sich die Raumluft ab. Wenn z. B. im Hochsommer feuchte Baumwolltücher im Raum aufgehängt werden, verdunstet das Wasser. Die Verdunstungskälte sorgt dafür, dass die Temperatur sinkt. Der Effekt kann durch einen Ventilator noch verbessert werden.
Wichtig ist, die thermische Belastung der Menschen zu betrachten. Neben der Temperatur und die Luftzirkulation ist die Feuchte im Raum wichtig dafür, wie gut man schwitzen kann. Nur dadurch kann das körpereigene Kühlsystem richtig arbeiten, wobei der Körper ca. 100 Watt Wärme abgibt.
Die Luftzirkulation kann in der Regel eine thermische Entlastung für den Menschen bringen. Abert die Wirksamkeit der Luftzirkulation hängt von der Gesamtkonstellation von Temperatur, Luftfeuchte und Windgeschwindigkeit ab. So kann ein etwas kühlerer, aber feuchterer Raum in der Regel als weniger belastend eingeschätzen werden als ein sehr warmer und trockenerer. Wenn die Luft im Innenraum am Abend, stark mit Feuchte angereichert ist, kann es häufig günstiger sein zu lüften, auch wenn die Lufttemperatur im Freien nur wenigüber der Innenraumtemperatur (1 °C, in Einzelfällen auch 2 - -3 °C) liegt. Bei Raumtemperaturen über 26 Grad Celsius sollte aber ein Ventilator Abhilfe schaffen. Nicht mehr sinnvoll, wird ein Ventilatorbetrieb angesehen, wenn sich die Temperatur ca. 35 °C nähert.
Hitze wirkt sich auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden aller Menschen aus. Besonders gefährdet bei Hitze sind aber Menschen, die bereits unter Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems oder Atemwegserkrankungen leiden, Menschen über 65 Jahre, Babys und Kleinkinder sowie Menschen, die sich z. B. berufsbedingt auch bei Hitze viel im Freien aufhalten.
Aufgrund der Gesamtkonstellation von Temperatur, Luftfeuchte und Windgeschwindigkeit ist sich die Fachwelt nicht einig, wie richtig gelüftet werden soll.
Auch eine Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen (z. B. Efeu, Wilder Wein) kann nicht nur das Stadtklima beeinflussen, sondern auch dem Haus bei hohen Temperaturen kühlere Innenräume bescheren. Denn die Pflanzen geben bei der Fotosynthese Wasser ab. Somit erhöht sich die Luftfeuchtigkeit rund um das Haus und die Wände werden kühler.
Der Keller ist ein besonderer Bereich des Hauses. Wer meint, dass man einen feuchten Kellerraum mit der Sommerhitze trockenlegen kann, der erreicht genau das Gegenteil. Wenn die Außentemperaturen die Raumtemperatur übersteigen, gelangt mit der Wärme Feuchtigkeit in die Kelleräume. Dort bildet sich an den kalten Flächen Kondenswasser und die Entstehung von Schimmelpilz ist vorprogrammiert.
Richtiges Lüften bei Hitze, kurz gesagt:
• Fenster und Türen tagsüber geschlossen halten. So kommt die warme Luft gar nicht erst in die Wohnräume.
• Erst lüften, sobald die Temperatur draußen niedriger als drinnen ist. Nicht vergessen, die Fenster wieder zu schließen, sobald die Außentemperatur steigt.
• Über die Nachtlüftung kann die gespeicherte Wärme mehrere Stunden aus dem Haus entweichen.
• Die Fenster weit öffnen, um für Durchzug zu sorgen. Stoßlüftung oder Querlüftungaber nur so lange, bis die Raumluft ausgetauscht wurde.
• Abhängig von der Nutzung zwei bis viermal am Tag lüften, um die Raumluftqualität
Was hilft bei Hitze?
• Räume richtig lüften
• Räume bechatten
• Luft im Zimmer bewegen (Ventilator, keine Fenster öffen)
• relative Luftfeuchte möglichst niedrig halten (< 50 % - vor dem Lüften ein Außen- und Innen-Hygrometer verwenden [evtl. durch Entfeuchtung])
• Klimaanlagen nicht zu kalt einstellen (nicht über 5 K zwischen Außen- und Innentemperatur)
• viel, nicht so kaltes Wasser trinken
• leichte Kost essen
• luftige Kleidung tragen
• Verdunstungskälte nutzen (Ventilator)
• lauwarm duschen statt eiskalt, nicht zu lange kalt baden
• Sport in die Morgen- oder späten Abendstunden verlegen
Aufgrund des Klimawandels werden Häuser und Wohnungen mit Klimaanlagen (z. B. Inverter-Raumklimagerät) ausgestattet. Über die Sinnhaftigkeit kann gestritten werden. Vor allen Dingen dann, wenn die Räume viel zu niedrig runtergekühlt werden (Temperaturdifferenzen >5 K). Aber in vielen Regionen mit vielen Hitzetagen ist es wohl die einzige Lösung, um einigermaßen mit den hohen Temperaturen zurechtzukommen. Vor allen Dingen dann, wenn ein richtiges Lüften nicht möglich ist (z. B. in überhitzen Städten).