Der von der Bundesregierung und den Bundesländern angeordnete Lockdown zur Eindämmung der Coronainfektionen erfordert vielerorts die Schließung der öffentlichen Gebäude. Aber auch Zweitwohnungen, Ferienwohnungen, Hotels, Gaststätten, usw. sind von dieser Vorgabe betroffen. Das wirkt sich häufig auch auf die Trinkwasserhygiene aus: Denn stehendes Wasser verkeimt schneller und birgt so eine mögliche Gesundheitsgefahr. Hier besonders eine mögliche Legionellenproblematik.
Coronakrise – Folgen des Lockdowns für die Trinkwasserhygiene
Hygienisch problematisch in der Trinkwasserinstallation sind selten genutzte Entnahmestellen, so z. B. Gäste-WC, Gästezimmer, gelegentlich genutzte Räume (Partyraum) oder besonders Außenzapfstellen. Aber auch in Wohnungen (Ferienwohnungen, leerstehende Wohnungen) kann Stagnationswasser ein großes Problem darstellen. Von Stagnationswasser spricht man, wenn das Wasser länger als 4 Stunden stillsteht. Hier handelt es sich um Wasser, das unter ungünstigen Bedingungen (erwärmtes Kaltwasser, alte rostige oder verschleimte Rohrleitungen) in der Hausinstallation vorhanden sein kann.
Stagnationswasser darf nicht mit dem fossilen Wasser, das ein Alter von bis zu 40.000 Jahre hat und wasserwirtschaftlich genutzt werden kann, verwechselt werden :>))
Besonders die Leitungen zu Außenzapfstellen sind stagnationsgefährdet. Um dem Kunden das Absperren und Entleeren der Leitung zu ersparen, werden oft frostfrei absperrende Ventile eingebaut. Damit ist das Risiko des Einfrierens beseitigt. Nicht beseitigt ist die Stagnationsgefahr. Denn wenn es draußen kalt ist, wird die Außenzapfstelle nicht benutzt und das Wasser steht in der Zuleitung. Solche Entnahmestellen sind an der Zuleitung zu einer häufig benutzten Armatur anzuschließen. Das kann durchaus bedeuten, dass das Wasser auf dem Weg in die Küche zunächst zum Anschluss der frostfrei absperrenden Außenarmatur geführt wird – Ring- oder Reihensystem.
Leitungen mit stehendem Wasser, die mit dem Trinkwassersystem in Verbindung stehen, bieten Bakterien ideale Lebensbedingungen. Durch so genannte Rückverkeimungen greifen die Bakterien dann auch auf die in Betrieb befindlichen Wasserleitungen über. Das gilt besonders für die Warmwasserleitungen oder schlechtgedämmte oder überhaupt nicht gedämmten Kaltwasserleitungen in beheizten Räumen oder Schächten.
Lange Leitungen zu Sicherheits- oder Sicherungsarmaturen und lange Zuleitungen zu Sicherheitsventilen und die früher auch normativ geforderte Beruhigungsstrecke zu Rohrbelüftern müssen vermieden werden. Diese anschlussfreie Zuleitung musste mindestens 50 cm betragen und sind immer noch in tausenden von Mietshäusern vorhanden. Ein Rückbau und der Einsatz von Einzelsicherungen wären hier immer sinnvoll.
Auch absperrbare Umgehungsleitungen, z. B. an Geräten oder Pumpen, sind nicht zulässig, wenn diese nicht regelmäßig durchspült werden.
Auch das „
Abstopfen“ nicht mehr benötigter Entnahmestellen bzw. Stichleitungen sind Problemstellen. Hier sollten die Leitungen, die nicht mehr benötig werden, direkt an der Abzweigung der Verteileitung entfernt werden.
Immer wieder kommt es in
Trinkwasseranlagen mit
Kupferrohrinstallationen, die jahrzehntelang problemlos funktionierten, zu erheblichen
Korrosionsschäden an den Rohrleitungen und dadurch zu
Wasserschäden. Der Grund liegt in der Änderung der
Wasserqualität, die in einem
Wassereinzugsgebiet geliefert wird. Nach der
DIN 50930 Teil 6 dürfen
keine Kupferrohre installiert werden, wenn der
pH – Wert unter 7,0 und bei einem
pH-Wert zwischen 7,0 und 7,4 darf der
TOC-Wert 1,5 mg/l nicht überschreiten. In Bestandsanlagen wird in solchen Fällen eine
Totalsanierung empfohlen, wenn die
Wasserqualität durch Mischung mit anderen Wässern nicht verbessert werden kann.
Trinkwasserinstallationen mit selten genutzten Entnahmestellen und langen Zuleitungen sollten grundsätzlich mit dem Ring- oder Reihenleitungssystem geplant und ausgeführt werden. Automatische Spüleinrichtungen erfüllen die in der
Trinkwasserverordnung vorgeschriebene
Maßnahmen zur
Trinkwasserhygiene. Danach sind
Einrichtungen zur
Vermeidung von
Kontaminationen des
Trinkwassers durch
Bakterien oder
Viren vorgeschrieben.
Diese können durch
lange Stagnationszeiten des
Trinkwassers in der
Rohrinstallation auftreten, da
stehendes Wasser einen idealer
Nährboden für solche
Erreger ist. Auch wenn das
Wassersystem richtig geplant und installiert wurde, gibt es Anlagen, die über einen längeren Zeitraum
nicht genutzt werden (Schulen, Turnhallen, Kindergärten und Kitas während der Schulferien, Ferienhäuser, Ferienwohnungen und Hotels in der Nebensaison, Krankenhäuser, Gewerbebetriebe während der Betriebsferien)
Bei dem Begriff „
Kein Trinkwasser“ handelt es sich nicht um
Nichttrinkwasser, sondern um kaltes und erwärmtes Trinkwasser, das aufgrund von Stagnation und/oder alter bzw. falscher Rohrmaterialien nicht mehr für den Genuss durch Menschen geeignet ist. In vielen
Trinkwasserinstallationen befindet sich aufgrund von
Stagnationswasser in nicht oder unzureichend gedämmten Rohrleitungen kein
Wasser, das für den
für den menschlichen Genuss nicht geeignet ist.
Vor allen Dingen in
Altbauten mit Blei- und verzinkten Rohrleitungen und
stillgegelegten Stichleitungen befindet sich oftmals aufgekeimtes und/oder mit Metallbestandteilen belastetes
Wasser. Begriffe in diesem Zusammenhang sind die "
Legionellen" und das "
Biofouling".
Auch in
Großanlagen, vor allen Dingen im öffentlichen und gewerblichen Bereich, gibt es viele Stagnationsleitungen, besonders in belüfteten abgehängten Decken oder in Rohrkanälen oder -schächten mit wärmegehenden
Rohren. Aber auch in Anlagen, die
wochenlang nicht benutzt werden (z. B. Schulen, Lagerräumen, alte Stichleitungen zu
Außenzapfstellen), befindet sich
Stagnationswasser. Die
Legionellenproblematik ist in diesen Anlagen besonders zu beachten, wird aber erst dann aktuell, wenn das
Wasser zum Duschen gebraucht wird (Turnhallen, Sportheime, Duschanlagen)
Dieses
Wasser kann durch
Rückspülungen (Rückkeimung) bei Druckschwankungen in die normaldurchströmten Leitungen gelangen.
Eine
wichtige Informationspflicht der Betreiber einer
Trinkwasseranlage ist, die Bewohner und Nutzer auf die Risiken von Stagnation in Teilabschnitten einer Wohnanlage hinzuweisen. Diese sind besonders auf die
regelmäßigen Nutzung von Entnahmestellen im Gebäude über Aushänge und durch Anschreiben hinzuweisen.
Auch die
lange Abwesenheit einzelner Mieter (z. B. Überwintern in südlichen Ländern) und die dadurch auftretende Stagnation in den Verteilleitungen führen zu hygienischen Problemen in der gesamten
Trinkwasserinstallation. Solche Anlagen müssen evtl. desinfiziert werden.