Bei dem Druckentwässerungssystem (DES) wird das Schmutzwasser (Fäkalien, Urin, Wasch- oder Grauwasser) im Gegensatz zu Spül- oder Fallrohrsystemen durch Überdruckdruck abgeführt. Besonders in zersiedelten Gebieten ist dieses System eine wirtschaftliche Alternative zum Freispiegelkanal. Außerdem kann in vielen Regionen die Kanalisation nicht mit ausreichendem Gefälle hergestellt werden.
Für eine Kommune kann eine Druckentwässerung eine wirtschaftliche Alternative zu einem konventionellen Freispiegelkanalsystem sein. Im ländlichen Bereich können die Kosten aufgrund der Geländeform, Bodenbeschaffenheit und Umweltschutzmaßnahmen für das konventionelle Kanalisation erheblich sein. Bei den Druckleitungen ist man unabhängig vom Geländegefälle und man kann Hindernissen (z.B. Versorgungsleitungen, kreuzende andere Kanäle oder Leitungen) leichter und mit geringeren Kosten ausweichen. Bei der Druckentwässerung werden keine bzw. nur wenige Kontrollschächte in den Sammelleitungen notwendig, was Bau- und Betriebskosten spart. Außerdem sind erheblich dünnere Rohrnennweiten und deutlich geringe Verlegetiefen erforderlich. Da die Druckentwässerung ein geschlossenes System ist, kommt es nicht zu Geruchsbelästigungen.
Bei der Druckentwässerung wird das aus den angeschlossenen Häusern kommende Schmutzwasser in Sammelschächte eingeleitet, mit einer Pumpe in ein Druckleitungsnetz und über einen Hauptstrang unter Druck in eine Sammelpumpstation oder gleich in eine Kläranlage gefördert.
Bauteile
Der Sammelschacht bzw. die Pumpstation nimmt das Schmutzwasser von einem oder mehreren Gebäuden auf und ist gleichzeitig ein Notstauraum (Notstauvolumen 25 % vom täglichen Zufluss). In der Pumpstation sind folgende Einrichtungen untergebracht:
• Tauchpumpe mit Schneideinrichtung
• Pumpentechnik
• Be- und Entlüftung
• Einrichtungen zur Steuerung und für den Alarm
• Füllstandsgeber im Sammelraum für die automatische Steuerung der Pumpen
• Absperrschieber mit Rückflussverhinderer mit Spülanschlussmöglichkeit
Ein Schneidsystem ist notwendig, um Gegenstände (z. B. Lappen oder Hygieneartikel) sicher zu zerkleinern, damit sie abtransportiert werden können. Schneidradpumpen ermöglichen die Verwendung von kleinen Druckleitungen (ab DN 32). Der Strombedarf ist in der Planungsphase mit dem Energieversorger abzustimmen.
Um Ablagerungen zu vermeiden und Sulfidbildung zu beschränken, sollte die Durchflusszeit einen Wert von 8 Stunden nicht überschreiten. Wenn diese Zeit überschritten wird, muss eine Druckrohrspülstation eingesetzt werden. Diese gibt automatisch mehrmals täglich Druckluft in das System, um die Fließvorgänge in den Druckleitungen zu unterstützen. Dadurch werden die Aufenthaltszeit des Abwassers verkürzt, Ablagerungen durch hohe Spülgeschwindigkeiten gelöst, Sauerstoff in das Schmutzwasser eingetragen und die Bildung von Schwefelwasserstoff vermindert.
Die Haupt- und Nebendruckleitungen können als ringförmiges oder verzweigtes Netz ausgeführt werden. Die Druckleitungen bei Pumpen mit Schneideinrichtungen müssen eine Nennweite von mindestens DN 32 haben und so dimensioniert werden, dass die Mindestgeschwindigkeiten (Hausanschlussleitungen und Sammeldruckleitungen bis DN 100 - 0,7 m/s, Sammeldruckleitungen bis DN 150 - 0,8 m/s, Sammeldruckleitungen bis DN 200: 0,9 m/s) eingehalten werden. Alle Rohre und Formstücke müssen mindestens einem Nenndruck von 10 bar standhalten.