Eine Sonnenschutzverglasung kann bis zu 80 % der Sonneneinstrahlung unterbinden und die Räume 2 - 5 °C kühler halten. Dadurch kann die Raumkühllast gesenkt oder sogar die Nutzung einer Klimaanlage überflüssig machen. Die Gläser werden besonders bei Altbauten eingesetzt, wenn das Anbringen anderer außenliegende Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich oder aus Gründen des Denkmalschutzes nicht zulässig ist.
Sonnenschutzgläser arbeiten nach den pysikalischen Prinzipien von Reflexion, Transmission und Absorption des Sonnenlichts.
• Die sichtbare Strahlung des Lichts ist für 46 % der Wärmeenergie verantwortlich und wird durch Infrarot-Abwehrbeschichtung bis zu 50 % reflektiert.
• Die nicht sichtbare Infrarotstrahlung ist der langwellige Teil des Lichtspektrums und ist für 50 % der Wärmeenergie verantwortlich. Diese Strahlen sollten reflektiert werden, ohne jedoch den inneren Lichtbedarf an sichtbarem Licht zu stark einzuschränken. Das normalerweise lichttransmittierende Glas wird deshalb mit reflektierenden Metallen (Farbpigmenten, Edelmetallen oder Metalloxiden) als thermische Spiegel beschichtet. Dadurch werden bis zu 50 % der Wärmeentwicklung unterbunden. Es sollte ein niedriger Gesamtenergiedurchlassgrad (G-Wert) mit einer hohen und farbneutralen Lichtdurchlässigkeit (TL-Wert) kombiniert werden.
• Die ultraviolette Strahlung ist der kurzwellige Teil des Lichtspektrums und ist für ca. 4 % der Wärmeenergie verantwortlich. Die UV-Strahlung führt zum Ausbleichen von Einrichtungsgegenständen (Möbel, Tapeten, Bodenbeläge, Wandverkleidungen). Mit einer fast unsichtbaren UV-Schutzfolie können bis zu 99,5 % der UV-Strahlung reflektiert werden.
Fachbegriffe bei Sonnen- und Wärmeschutzverglasungen • U-Wert =
Wärmedurchgangskoeffizient
Der Wert gibt die
Wärmeenergie an, die nach draußen entweichen kann. Je niedriger der
U-Wert ist, desto besser ist der
Wärmedämmeffekt. Er sollte unter 1,0 W/m²K liegen.
• G-Wert =
Gesamtenergiedurchlassgrad
Der Wert gibt die
Energiedurchlässigkeit einer Verglasung an. Er setzt sich aus der direkt durchgelassenen Sonnenstrahlung und der sekundären
Wärmeabgabe, die vom Glas nach innen durch Abstrahlung und
Konvektion erfolgt, zusammen. Er sollte zwischen 0,18 - 0,48 (18 - 48 % der wärmeverursachenden solarstrahlung kann Glas passieren) liegen.
• TL-Wert =
Lichttransmissionsgrad
Der Wert gibt die Lichtdurchlässigkeit an. Je höher der Wert, desto mehr Licht dringt von außen in den Raum. Er sollte zwischen 50 - 70 % liegen.
• S-Wert =
Selektivität (Selektivitätskennzahl)
Der Wert gibt das Verhältnis zwischen TL-Wert und G-Wert an. Ein hoher TL-Wert und niedriger G-Wert ist die beste Kombination für
Wärmeschutz. Der Wert soll bei
Wärmeschutz möglichst hoch sein (Werte zwischen 1,8 - 2,0) und bei
Sonnenschutz bei 1,0.
Eine besondere Entwicklung ist das schaltbare (dimmbare) Sonnenschutzglas (Intelligentes Glas). Mit EControl® ist der Licht- und Wärmeeintrag in den Raum individuell steuerbar. Die Verglasung kann durch die Einfärbung des Glases je nach Bedarf den im Tages- und Jahresverlauf wechselnden äußeren Bedingungen angepasst werden. Bei Sonnenschein genügt ein Knopfdruck und das Glas färbt sich blau ein. So entstehen angenehme Lichtverhältnisse und Temperaturen.
So müssen im Sommer bei schönstem Wetter keine Jalousien und Rolläden heruntergelassen und auf außen liegende mechanische Sonnenschutzsysteme verzichtet werden.
Das Glas arbeitet nach dem "Elektrochromen Prozess". Dabei wird auf einer physikalischen Beschichtung mittels Strom eine Farbveränderung ausgelöst. Für den nur wenige Minuten dauernde Schaltvorgang werden nur drei Volt bzw. fünf Watt benötigt. So reduziert sich der Sonnenlichteinfall um bis zu 88 Prozent, aber die freie Sicht nach draußen bleibt dabei vollständig erhalten. Das schaltbare Glas stabilisiert das Raumklima und die Blendwirkung der Sonne wird reduziert. Gleichzeitig wird der Schutz vor den gefährlichen UVA- und UVB-Strahlen erhöht und die Raumwärme verringert.
Eine andere Art von Sonnenschutzgläsern ist das thermochrome Glas, das sich verfärbt (farbneutral > anthrazit), wenn sich das Glas infolge der Sonneneinstrahlung erwärmt und bei Abkühlung entfärbt es wieder. Thermochrome Gläser sind Glaslaminate, deren Lichtdurchlässigkeit sich in Abhängigkeit von der Scheibentemperatur ändert. Verantwortlich dafür sind spezielle Substanzen, die bei höheren Temperaturen stärker gefärbt sind. Diese Substanzen sind in der Zwischenlagenfolie der Verbundgläser enthalten.
Der Vorteil gegenüber der Elektrochromie ist, dass man keine elektrische Ansteuerung zur Schaltung (keine Verkabelung, kein Schaltgerät, kein Stromverbrauch) benötigt. Die Schaltung erfolgt ausschließlich auf Grund der Aufheizung der Scheiben hervorgerufen durch die absorbierte Sonneneinstrahlung. Die elektrochromen Gläser färben sich immer blau ein.